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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Er hatte bislang gar nicht so gefährlich gewirkt.
    »Habt Ihr wirklich schon   ... so manchen Leib aufgeschlitzt?«
    Jetzt war es Cord, der grinste. »Kaninchen, Hühner, Schweine, Fische schon. Aber Menschen? Was denkt Ihr denn von mir?!«
    Adrian sprang ihm bei. »Cord ist mein Schiffskoch, kein Mörder. Ich dachte, Ihr wüsstet das, Jungfer.«
    Henrike lächelte die beiden Männer verlegen an. Langsam ließ ihre Anspannung nach.
    »Ich fürchte, ich weiß so manches nicht«, gab sie zu.
    Adrian reichte ihr seinen Arm und führte sie zurück in die Alfstraße, wobei sie die letzten Fußgänger und Nachtschwärmer mieden. Um diese Zeit musste sie wirklich niemand mehr zusammen sehen.
    »Wenn Ihr das nächste Mal Handel treiben wollt, kommt lieber vorher zu mir. Ich kann Euch einiges beibringen, damit Ihr auf solche Betrüger nicht wieder hereinfallt.«
    Sie sah ihn dankbar an. »Ich werde ganz sicher auf Euer Angebot zurückkommen.«.
    Aber jetzt, wo ihre Probleme aus der Welt geschafft waren, wollte sie sich endlich um ihre Base kümmern. Es hatte vorhin ausgesehen, als ob Telse ihre Hilfe gebrauchen könnte.
    ~~~
    Früh am nächsten Morgen schlich sie zu Telses Kammer und rüttelte an der Tür, doch es rührte sich nichts. »Henrike? Bist du es?«
    Die Stimme ihrer Base klang dünn und weinerlich. Henrike konnte nachfühlen, wie eingesperrt und verlassen sich Telse fühlen musste, und wünschte, sie könnte etwas für sie tun.
    »Es ist noch immer abgeschlossen«, sagte sie bedauernd.
    »Den Schlüssel trägt Mutter am Schlüsselring. Aber ich muss mit dir sprechen, Henrike! Dringend!« Telse schniefte laut. »Es geht um mein Leben.«
    Henrike überlegte fieberhaft, zog dann ihre Haarnadeln heraus.
    »Ich versuche es noch einmal«, sagte sie. Zum Schein rüttelte sie an der Tür und machte sich am Schloss zu schaffen. Nach einigen Augenblicken sprang es zu ihrer heimlichen Verwunderung tatsächlich auf. Henrike steckte die Haarnadeln schnell weg; Telse musste nicht wissen, dass sie damit Schlösser zu öffnen vermochte.
    »War wohl doch nicht ganz zu«, sagte sie erklärend und schlüpfte hinein.
    Telse fiel ihr sogleich in die Arme und weinte lautstark.
    »Was ist denn nur los?«, fragte Henrike.
    Telse ließ sich auf das Lager sinken. Ihre Augen waren rot geädert, ihr Gesicht verquollen und tränennass. Henrike reichte ihr ein kleines Tuch. Telse schnäuzte sich heftig und sagte dann, von Neuem in Tränen ausbrechend: »Alles war vergebens. Ich bekomme ein Kind von Jost. Aber meine Mutter will mich trotzdem mit dem Böttcher verheiraten.«
    Völlig sprachlos sah Henrike sie an. Jetzt verstand sie die Aufregung ihrer Tante. Dass ihre Base den Gehilfen Jost heimlich liebte, wusste sie ja schon lange, aber dass es so weit gekommen war, hätte sie nicht geahnt.
    »Wann   ... und wieso   ...?«, stammelte sie verblüfft.
    »Angefangen hatte ja alles an dem Tag, als dein Vater mich mit Jost zum Rathaus schickte, weißt du noch? Wir sollten die Fähnchen für den Kaiserbesuch dorthin bringen. Wir haben uns so gut unterhalten! Er war so zuvorkommend!«, schwärmte sie. »Passiert ist es neulich im Badehaus. Und nun bekomme ich ein Kind von ihm. Ich bin ganz sicher. Es ist wie ein kleines Glühen, hier, direkt über meiner Scham!« Eifrig zeigte Telse auf die Stelle an ihrem Körper.
    Im Badehaus? Stimmt, Telse war eine ganze Weile verschwunden gewesen. Aber wie war Jost in die Badestube gekommen, undwo hatten sie   ...? Aber das spielte eigentlich jetzt keine große Rolle mehr, auf jeden Fall war es geschehen. Henrike bemerkte, dass sie sich über die Enthüllung ihrer Base freute, auch wenn sie verwirrt darüber war, dass Jost ihr doch noch am selben Nachmittag seine Liebe zu ihr gestanden hatte. Doch vielleicht hatte er nun eine Frau gefunden, die ihn nicht wie Henrike abwies, sondern ihn tatsächlich liebte. Und das tat Telse, zweifellos. Auch, wenn es bei ihrer Base ebenfalls zahlreiche Hindernisse zu überwinden galt. Telse ergriff nun ihre Hände, zog sie zu sich heran.
    »Ach, Henrike, es war wunderschön. Du solltest es auch unbedingt einmal tun. Unsere Körper sind förmlich ineinander verschmolzen, wir waren eins«, schwärmte sie.
    »Und ich habe nebenan im Badezuber gelegen«, unterbrach Henrike sie ernüchtert.
    Telse biss sich auf die Lippe. »Das schon. Aber du hast ja nichts gemerkt. Verheiratet waren wir natürlich auch nicht, noch nicht. Aber das kommt bald, jetzt, wo ich schwanger bin!«
    »Das

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