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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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betrachten. Sie war groß, mit langen Beinen, die in Jeans steckten. Wenn sie etwas mehr essen würde, hätte sie eine gute Figur. Ihr Gesicht war von vielen Spritzen ausgemergelt und gelblich, die blonden Locken dünn und künstlich. Ich überlegte, welcher Art die Beziehungen zwischen ihr und Ahmed Hamul gewesen sein könnten.
    Sie stellte den Wodka vor mich hin, setzte sich mir gegenüber, steckte sich eine lange Filterzigarette an und musterte mich unruhig.
    »Sagen Sie, was… was wissen Sie von Ahmed?«
    Mir fiel keine anständige Lüge ein. Ich wußte auch nicht, ob mir das weiterhelfen würde. Ich platzte mit der Wahrheit heraus.
    »Ich habe Sie vorhin belogen. Ahmed ist tot.«
    Diesmal riß sie nicht den Mund auf, sondern kniff die Lippen zusammen. Ich bekam Angst, sie würde sie zerbeißen. Ihre Finger zerbrachen die Zigarette und krampften sich um die Tischkante.
    »Tut mir leid, aber ich wußte keinen anderen Weg, um Ihnen ein paar Fragen stellen zu können. Ich bin Privatdetektiv, und die Familie von Ahmed Hamul hat mich beauftragt, seinen Mörder zu finden.«
    Zitternd am ganzen Körper stand sie auf, starrte mich eine Zeitlang wie eingefroren an und preßte ein »Hau ab, du Sau« durch die Zähne. Ich hatte die Innigkeit der Beziehung unterschätzt. Im nachhinein gefiel mir der Weg zum Gespräch über ein paar anständige Lügen sehr viel besser. Dazu war es leider zu spät. Haß flackerte in ihren Augen, und tatsächlich wäre ich am liebsten gegangen. Statt dessen nahm ich einen kräftigen Schluck Wodka und brummte: »Jetzt mach aber mal ’n Punkt. Ich will nur ’n paar Sachen fragen. Wenn ich ehrlich gewesen wäre, hättest du mir keine Minute zugehört. Du meinst doch auch, der Mörder soll gefunden werden, oder? Über Ahmed Hamul weiß ich bisher nur, er hatte Stoff und Segelohren. Das ist nich besonders viel, um…«
    »Hau ab, hab ich gesagt! Mich interessiert das ’n Scheiß!«
    Ich erinnerte mich, ihr gesagt zu haben, ich hätte ihr etwas von Ahmed zu überbringen. Der Stoff mußte sie scharf gemacht haben, nicht, daß da jemand plötzlich wieder lebte.
    »Nur ein paar Fragen, dann geh ich sofort, okay?«
    Das Eis wich aus ihrem Gesicht, und sie lächelte mich sogar ein bißchen an.
    »In Ordnung, muß nur schnell mal aufs Klo.«
    Sie trippelte hinaus auf den Flur. Ich kapierte gar nichts, strengte mich auch nicht besonders an, sondern nippte an dem billigen Wodka und legte mir die Fragen zurecht.
    Nebenan gurgelte die Klospülung. Wenig später kam Hanna Hecht zurück. Sie lächelte immer noch, inzwischen recht blöde.
    »Also gut, was willste wissen?«
    »Zuerst interessiert mich, wieweit Ahmed Hamul im Heroingeschäft mitgemischt hat.«
    »Hat er das?«
    Sie spitzte spöttisch den Mund.
    »Och, nicht so, Mädchen. So viel Zeit haben wir nicht.«
    »Nee?«
    Sie sah kurz an mir vorbei, und endlich kapierte ich. Doch es war schon zu spät. Ich drehte mich langsam um und glotzte verblüfft auf die offene Tür. Im Rahmen stand schnurrbartzwirbelnd der Kellner aus HEINIS HÜHNERPFANNE . Er lächelte süßlich. Mir wurde einiges klar. Es hatte ihn nicht gewundert, Hanna Hecht für mich bezahlen zu sehen, sondern, daß ich glaubte, sie habe eine eigene Rechnung. Daher das viele Wechselgeld.
    Der galante Kellner war Hannas Zuhälter und kam natürlich für ihre Rechnung auf. Im anderen Zimmer mußte eine Klingel sein, um ihn in Notfällen herbeizurufen.
    Ich kam mir dämlich vor.
    »Sehr richtig. So viel Zeit haben wir nicht.«
    Er griff langsam in die Tasche und zog eine schwarze Pistole heraus.
    »Was hat denn unser Freund auf dem Herzen, Hanna?«
    »Hat mich angeschwindelt, der Arsch. Ahmed is mausetot. Der da is’n Schnüffler und arbeitet für Ahmeds Familie. Er hat mich hier hoch gelockt, um mir ’n paar Fragen zu stellen. Das ist alles.«
    Mittlerweile war ihr Gesicht nur noch eine Grimasse, die mir keinen Blick mehr gönnte, sondern stur den Boden anstierte.
    »Er hat also auch keine Päckchen von Ahmed?«
    »Quatsch.«
    »Nun gut, dann werden wir den jungen Mann jetzt an die Tür begleiten und ihn freundlich, aber bestimmt bis auf weiteres des Hauses verweisen.«
    Er winkte mir mit der Pistole aufmunternd zu.
    »Wieso stört es den Haushalt so sehr, wenn ich ein paar Fragen loswerden will?«
    »Fragen, mein Freund, stören immer, und wenn man ihnen aus dem Weg gehen kann«, genüßlich strich seine Hand über das schwarze Eisen, »macht man das im allgemeinen auch. Außerdem, ich

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