Happy End fuer Rachel
fest.
Natürlich bemerkte Rachel Joes Nachdenklichkeit, und sie fragte sich nach dem Grund für die schmalen Lippen und die Zornesfalten auf der Stirn.
„Was ist denn, Joe? Hat es etwas mit Daisy zu tun?“, fragte sie beunruhigt.
Wäre Steve jetzt in seiner Nähe, hätte Joe nicht für seine Selbstbeherrschung garantieren können.
„Alles wird gut!“, versprach er tröstend.
„ Was ist los? Was soll gut werden?“, schrie sie jetzt.
Joe kämpfte mit sich. Er brachte es kaum über sich, ihr zu sagen, dass Daisy wegen ihrer schweren Kopfverletzung vom Palm Cove Hospital in die neurologische Fachklinik verlegt worden war. Schweren Herzens entschloss er sich zu einem Kompromiss. „Du musst vorbereitet sein, Rachel, denn leider ist Daisys Unfall keine Bagatelle. Voraussichtlich wird sie länger in der Klinik bleiben müssen.“ Ihr diese Wahrheit zu sagen, fiel ihm unendlich schwer. Es zerriss ihm das Herz, zu sehen, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Joes Worte trafen Rachel wie dumpfe Schläge. Alles um sie herum vernebelte sich. Ohne es zu bemerken, umklammerte sie seinen muskulösen Arm.
„Bitte, Joe, sag mir alles, alles!“, beschwor sie ihn.
Vorsichtig löste er ihre eisigen Hände von seinem Arm und hielt sie fest in den seinen. „Sie musste operiert werden“, antwortete er leise.
„Operiert?“, schrie Rachel und sank zurück.
Joe wollte sie in die Arme nehmen, fürchtete jedoch, sie könnte spüren, was ihre Nähe auch in diesem Moment mit ihm bewirkte. Verdammt, Mendez, reiß dich zusammen! Sie braucht jetzt etwas ganz anderes, befahl er sich.
Er zwang sich, ihr alles ruhig zu erklären: „Für die Spezialisten war es letztlich ein kleiner Eingriff. Eine Blutung unter dem Schädelknochen, die nur operativ entfernt werden konnte. Sie hat alles gut überstanden, und es geht ihr von Stunde zu Stunde besser.“ Weil er Rachels Zittern nicht länger ertrug, zog er sie nun doch an sich.
Verzweifelt vor Sorge und Angst presste Rachel ihr Gesicht an seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Rachel, es wird ganz sicher alles gut“, klang seine sanfte dunkle Stimme in ihr Ohr, und sie spürte den stärkeren Druck seiner sie umschlingenden Arme.
Als sich die Geschwindigkeit des Wagens verlangsamte, hob Joe den Blick. Im selben Moment drehte Luther sich zu den beiden um. Aus dem Seitenfenster erkannte Joe auf einer grauen Betonfassade den Schriftzug Park Plaza Hotel. Zärtlich schob er Rachel ein wenig von sich.
Per Kopfdruck senkte er die Trennscheibe einige Zentimeter und bat Luther, direkt zum Krankenhaus zu fahren.
Der Chauffeur nickte. Als die Scheibe wieder hochfuhr, wandte Joe sich Rachel zu. Er sah, wie sie um Fassung rang. Irgendwoher zauberte er plötzlich ein Stofftaschentuch und tupfte damit ihr tränennasses Gesicht trocken.
Ihre Hilflosigkeit und Verletzlichkeit zogen ihn immer stärker an. Einer Frau wie Rachel war er noch nie begegnet. Obwohl sie einen schutzbedürftigen und unerfahrenen Eindruck machte, war sie in der Lage, wie eine Löwin gegen alles zu kämpfen, was ihre gescheiterte Ehe mit Steve ihr immer wieder vor die Füße warf. Neben allem anderen war es nicht zuletzt auch ihre Mütterlichkeit, die ihn anzog.
Insgeheim schüttelte Joe den Kopf über sich. Eigentlich war Rachel doch eine unscheinbare Frau in dieser Knitterjeans und der viel zu weiten Bluse, von der allerdings oben einige Knöpfe zu viel geöffnet waren. Gleichzeitig dachte er unentwegt: Was für eine Wahnsinnsfrau!
8. KAPITEL
Zärtlich trocknete er ihre Tränen.
„Wir sind vorbeigefahren!“, rief Rachel aufgeregt, als die Ampel auf Grün schaltete und der Wagen an der Hoteleinfahrt vorüberschoss. „Ja, natürlich, natürlich“, schluchzte sie dann hastig, „natürlich zuerst ins Krankenhaus!“ Krampfhaft richtete sie den Blick auf das gegenüberliegende Sitzpolster, um einen erneuten Tränenausbruch zu vermeiden.
„Ruhig, ganz ruhig“, hörte sie dankbar Joes sanfte Stimme neben sich.
Voller Angst bat sie: „Sag mir die ganze Wahrheit, Joe! Ich spüre doch, dass du mir etwas vorenthältst.“
Er antwortete nicht gleich. „Ganz so einfach war die Operation doch nicht“, musste er schließlich zugeben. „Aber sie hat wirklich alles sehr gut überstanden.“
„Mein Gott, ich begreife einfach nicht, wie Steve mir das verschweigen konnte! Nicht auszudenken, wenn es Komplikationen gegeben hätte!“
„Gewiss wollte er dich nicht unnütz beunruhigen“, entgegnete Joe
Weitere Kostenlose Bücher