Happy End fuer Rachel
zögernd. Dabei lag ihm nichts ferner, als Steve in Schutz nehmen zu wollen. Und nach einem Blick in ihre tränenfeuchten Augen brach es aus ihm heraus. „Nein, feige war er, das liegt auf der Hand. Schließlich ist er seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen. Es war das Wenigste, dass er alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um Daisy in der privaten Fachklinik unterzubringen.“
Dass er selbst der entscheidende Hebel gewesen war, als es darum ging, Daisy einen Platz in dem exklusiven Haus zu besorgen, verschwieg Joe.
„Wie weit ist es denn noch?“ Langsam wurde Rachel ungeduldig.
Als er erklärte, dass die Steinbergklinik im Zentrum lag, rief sie erschreckt: „Mein Gott, so weit von meinen Hotel entfernt.“
Im gleichen Moment ertönte die Stimme des Fahrers aus dem kleinen Lautsprecher. „Die Steinbergklinik, Sir. Wo möchten Sie aussteigen, und wo soll ich warten?“
„Haupteingang, Luther. Halten Sie sich in der Nähe bereit“, ordnete Joe knapp an. Neben Angst, Sorge und auch Wut empfand Rachel tiefe Dankbarkeit, ihn neben sich zu haben. Seltsam, es kam ihr vor, als ob sie diesen Mann schon immer gekannt hätte.
Gleich darauf dachte sie nur noch an ihre Tochter. Noch bevor Luther oder Joe ihr zuvorkommen konnten, riss sie ihre Seitentür auf.
Joe holte sie erst auf den Treppen des Eingangsportals ein. Sie spürte seinen festen Griff um ihren Oberarm und hörte ihn eindringlich sagen: „Auf keinen Fall werde ich dich allein gehen lassen!“
Widerspruchslos ließ Rachel sich von ihm ins Foyer der Klinik führen. Weder für den patrouillierenden Wachmann noch für die Dame an der Rezeption schien Joe ein Fremder zu sein. Nach einem musternden Blick auf Rachel überreichte die attraktive Blondine ihm mit ihrem süßesten Lächeln zwei Besucherausweise.
Als sich die Aufzugtür schloss, wandte sich Rachel an Joe. Leise sagte sie: „Wie soll ich dir nur danken! Allein wäre ich hier längst verzweifelt!“
Statt zu antworten, blies er ihr lächelnd mit streichelndem Atem eine aschblonde Haarsträhne aus der Stirn.
Zum ersten Mal an diesem Tag zauberte die indirekte Berührung auch auf ihre Lippen ein Lächeln.
Im zweiten Stock betraten sie eine kleine Halle, die in nichts dem Warteraum einer Krankenhausstation glich. Dicker crémeweißer Teppichboden, bequeme Sessel und farbenfrohe Blumengemälde auf den schallschluckenden Korktapeten der Wände. Gegenüber vom Aufzug lag das Schwesternzimmer. Rechts und links davon führten hohe gläserne Schwingtüren zu den Zimmern der Patienten.
Die Augen der beiden Pflegekräfte, die hinter dem Schiebefenster des Schwesternzimmers saßen, leuchteten bei Joes Anblick auf.
Die jüngere Krankenschwester stürzte eilig heraus. „Oh, Mr. Mendez! Bestimmt wollen Sie zu Daisy.“ Von seiner Begleiterin nahm sie kaum Notiz.
Bevor Rachel ihrer Ungeduld Luft machen konnte, sagte Joe rasch: „Das ist Mrs. Carlyle, Daisys Mutter. Sie möchte so schnell wie möglich zu ihrem Kind.“
„Oh, ja, ja … natürlich“, stotterte die Rothaarige und musterte Rachel flüchtig von oben herab, ohne ihren Blick richtig von Joe lösen zu können. Die ältere Schwester war dazugekommen, hatte amüsiert gelauscht und erklärte nun: „Dr. Gonzales hat die Visite zwar noch nicht beendet, aber ich denke, die Mutter der Kleinen darf dabei sein. Und Sie natürlich auch, Mr. Mendez.“
„Danke, Schwester Liza“, lächelte Joe. Er umfasste Rachels Ellenbogen und führte sie durch die große Glastür auf der rechten Seite in den weiten hellen Flur.
Aus einer der Türen trat gerade Dr. Gonzales, gefolgt von seinem Visiteteam. Sein Gesicht strahlte, als er Joe sah. „Buenas tardes, Joe! Du möchtest nach Daisy sehen? Alles steht bestens! Nun braucht die Kleine nur viel Ruhe, Schlaf und natürlich noch längere Zeit Beobachtung. Sie wird …“
„Das ist Mrs. Carlyle, Daisys Mutter“, unterbrach Joe seinen langjährigen Freund lächelnd.
Daraufhin strahlte der Mediziner noch überschwänglicher. „Wundervoll, Madam! Nichts kann die Anwesenheit einer Mutter am Krankenbett ersetzen. Wenn Daisy aufwacht und ihre Mamita sieht, wird sie noch schneller wieder vollständig gesund werden. Jetzt schläft sie und wird vor den Morgenstunden auch nicht aufwachen. Da mussten wir etwas nachhelfen. Aber dann …“
„Ich will endlich mein Kind sehen“, fiel ihm diesmal Rachel ungeduldig ins Wort.
„Aber natürlich, Madam“, ging der Arzt sofort darauf ein.
Am Krankenbett streichelte
Weitere Kostenlose Bücher