Happy End in Seattle (German Edition)
öffnete seine Post, einen Brief von seiner Ex-Frau – seiner zweiten. Er hat ein Kind aus dieser Ehe. Ein kleines Mädchen. Es ist noch nicht einmal zwei Jahre alt.“
Steve strich ihr noch immer über den Rücken. Okay, Kip hatte ihr seine zweite Ehe verschwiegen. Aber war das denn ein solches Unglück? Musste sie es so tragisch nehmen? „Ich kann mir vorstellen, dass es ein Schock für dich ist, aber …“
„Das ist noch nicht alles“, unterbrach sie ihn. „Da ist noch etwas …“
Steves Hemd war nass von ihren Tränen. Sie blickte zu ihm auf und biss sich auf die Unterlippe, als sei sie unschlüssig, wie viel sie ihm erzählen sollte. „Du kannst mir alles anvertrauen, Mary Lynn, das weißt du doch“, ermunterte er sie.
„Ich … ich fürchte, er ist mit dem Gesetz in Konflikt geraten.“
„Mit dem Gesetz? Was soll das heißen?“
„Dass ich einen verheirateten Mann geheiratet habe.“ Mary Lynn war außer sich.
Er brauchte einen Moment, um die Bedeutung ihrer Worte zu erfassen. „Willst du damit sagen, Kip ist nicht von seiner zweiten Frau geschieden?“
„Ich fürchte, ja. Ich habe selbst mit ihr gesprochen, und sie hat es mir bestätigt. Als ich Kip fragte, stritt er es ab. Er sagte, sie sei ein verlogenes Weib, und sie würde alles tun, um ihn und sein Glück zu zerstören.“
„Dann ist sie vielleicht diejenige, die lügt.“
Mary Lynn schüttelte heftig den Kopf. „Ich habe Kip gebeten, mir die Scheidungsurkunde zu zeigen, aber er konnte sie angeblich nicht finden. Und dann … dann bat ich eine Freundin, die beim Gericht arbeitet – Kelly, du erinnerst dich doch an sie, nicht wahr? –, also, ich bat Kelly, in den Akten nachzusehen. Und sie konnte nichts finden. Es gab keine Unterlagen darüber.“ Sie brach schon wieder in Tränen aus.
„Hast du Kip zur Rede gestellt?“
„Ja. Er war wütend, dass ich hinter seinem Rücken Nachforschungen angestellt hatte. Er versuchte mir weiszumachen, er hätte sich in Vegas scheiden lassen. Ich sagte ihm, wenn das stimme, müsse er doch in der Lage sein, die Dokumente aufzutreiben, aber er … er konnte es nicht.“
„Oh, Mary Lynn, das tut mir Leid für dich.“
„Wir hatten eine heftige Auseinandersetzung. Anschließend verließ er das Haus. Ich glaube nicht, dass er zurückkommen wird – ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn zurückhaben will. Oh, Steve, wie soll ich nach dieser Blamage meinen Freunden gegenübertreten? Was soll ich meiner Familie sagen? Ich komme mir vor wie ein Idiot.“
„Wann hast du all das herausgefunden?“
„Ich habe am Freitagnachmittag mit Kelly gesprochen, aber da war Kip noch auf einer Geschäftsreise, so dass ich ihn nicht sofort zur Rede stellen konnte. Das ganze Wochenende musste ich mit dieser Ungewissheit leben. Als Kip dann kam, haben wir uns fürchterlich gezankt, und dann stürmte er aus dem Haus und fuhr weg.“
„Er wird zurückkommen“, sagte Steve mit einem Blick auf den Wandschrank – seinen ehemaligen Kleiderschrank –, der überquoll mit Kips Sachen.
Mit großen Augen blickte Mary Lynn zu ihm auf. „Du hast mir so etwas nie angetan. Du warst immer ein guter Ehemann.“
Wenn dem so war, dann wunderte er sich, dass sie es so eilig gehabt hatte, sich von ihm scheiden zu lassen. Weil sie seine Nähe zu brauchen schien, wiegte er sie noch einen Moment länger in den Armen. Sonst konnte er wenig für sie tun. Mit dieser Situation musste sie allein fertig werden.
Als sie merkte, dass er sich ihr zu entziehen versuchte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und legte den Kopf an seine Schulter. „Halt mich fest, Steve, bitte, nur noch ein klein wenig.“
So aufgelöst hatte er seine Ex-Frau noch nie erlebt. „Es wird schon alles wieder gut werden“, versuchte er sie zu trösten. „Kip wird zurückkommen, und dann könnt ihr zwei diese Sache in Ruhe klären. Du liebtest ihn schließlich genug, um ihn zu heiraten, nicht wahr?“
„Ich … ich bin so dumm gewesen.“
Steve war versucht, ihr zuzustimmen, unterdrückte jedoch den Impuls.
Mary Lynn hatte noch immer die Arme um seinen Hals geschlungen. Jetzt versuchte sie, ihn mit sich aufs Bett hinunterzuziehen. „Du sollst mich lieben, Steve. Ich brauche dich.“
Er stöhnte – nicht vor Verlangen, sondern weil er verärgert und frustriert war. Vor ein paar Monaten hätte sie ihn haben können, jederzeit, egal wo. Doch da hatte sie ihn zurückgewiesen, um Kip ihre Gunst zu schenken. Jetzt kam sie wieder zu ihm. Da hatte
Weitere Kostenlose Bücher