Happy End in Seattle (German Edition)
ihrem Logo unter Termindruck stand, hatte Hallie ihre Assistentin gebeten, Meagan irgendeine Aufgabe zuzuweisen. „Und? Hat es dir Spaß gemacht?“ erkundigte sie sich.
Meagans Augen leuchteten. „Es war toll. Ich habe eine Menge gelernt.“
„Sie hat gute Arbeit geleistet“, rief Bonnie von der anderen Seite des Ateliers. „Hallie, ich will das Layout für die Bergman-Anzeige noch einmal überarbeiten. Es muss bis drei Uhr bei der Zeitung sein.“
„Kein Problem. Meagan kann mir bei der Arbeit helfen.“ Hallie warf einen Blick auf ihre Uhr. Nur noch eine Stunde bis zur Mittagspause! Und sie hatte gehofft, den Prudhommes am Nachmittag schon einige Entwürfe vorlegen zu können. „Komm, hol dir einen Stuhl, Meagan, und dann erkläre ich dir, was ich mache. Aber erst muss ich ein paar Druckaufträge mit Hank besprechen.“
Hank Davis kümmerte sich um die Druckaufträge, die seit Jahresbeginn stetig zugenommen hatten. Wenn ihr Geschäft weiterhin so gut lief, würde sie mehr Maschinen brauchen, weitere Mitarbeiter einstellen und entweder anbauen oder in ein größeres Gebäude umziehen müssen. Die Aussicht begeisterte sie. Schließlich war ihr der Erfolg nicht in den Schoß gefallen. Es war die Qualität ihrer Arbeit, die ihr den guten Ruf in der Branche und immer mehr Kunden eingebracht hatte.
Nachdem sie mit Hank gesprochen hatte, ging Hallie zu Meagan zurück, die bereits erwartungsvoll am Zeichenbrett saß. „Ich kann nicht besonders gut zeichnen“, meinte sie unsicher. „Aber wenn du möchtest, will ich es versuchen.“
„Ich brauche Ideen, um für eine französische Bäckerei zu werben“, erklärte Hallie ihr. „Das Logo soll überall zu sehen sein – auf dem Schaufenster, den Kuchenschachteln, Tüten und Servietten und auf dem Briefkopf. Es ist als Erkennungszeichen sehr wichtig für ein Geschäft.“
„Es wird auf alles draufgedruckt?“
„Ja, auf fast alles. Mr. und Mrs. Prudhomme haben eine genaue Vorstellung davon, wie ihr Markenzeichen auszusehen hat – pfiffig und ein wenig verspielt soll es sein. In ihrem Café servieren sie Gebäck und Kuchen, aber die Spezialität des Hauses sind Petits fours.“
„Was ist das?“
„Das sind winzige, mit Zuckerguss überzogene Kuchen, die kaum größer sind als zwei Stückchen Schokolade.“
Während sie sprach, skizzierte Hallie den Eiffelturm und den Lieferwagen der Bäckerei. Meagan schaute ihr schweigend dabei zu.
„Willst du es mal versuchen?“ fragte Hallie, weil ihr im Moment absolut nichts Neues einfallen wollte. Sie wusste zwar, was den Prudhommes vorschwebte, aber sie vermochte es noch nicht zu Papier zu bringen.
Meagan zog sich den Skizzenblock heran. Angestrengt nachdenkend, kaute sie ebenso am Ende ihres Bleistifts, wie Hallie es gerade getan hatte. Lächelnd legte Hallie ihr den Arm um die Schultern. Meagan blickte zu ihr auf. „Du hast einen schönen Beruf. Er macht dir bestimmt Spaß, nicht wahr?“
„Meistens“, meinte Hallie.
„Es ist ganz anders hier, als ich dachte.“
„Wieso?“ Hallie war bereits dabei, eine neue Idee zu skizzieren.
Meagan blickte sich im Atelier um. „Es ist so groß. Dad wird überrascht sein, wenn er mich heute Nachmittag abholt. Als ich ihn fragte, wie dein Geschäft aussieht, hat er gesagt, er wisse es nicht. Er dachte, du würdest den ganzen Tag nur dasitzen und Zeichnungen machen.“
„Tatsächlich?“ Die Vorstellung, die Steve sich von ihrem Job zu machen schien, belustigte sie. Ihr lieber Nachbar hatte ja keine Ahnung, wie komplex ihr Geschäft war. Artistic License übernahm alles, von Briefköpfen und Logos bis hin zu Druckaufträgen und Werbefotografie. Die Liste ließ sich beliebig fortsetzen. Andererseits, was wusste sie schon von Steves Arbeit? Würde sie seinen Betrieb besuchen, würde sie unter Umständen auch staunen.
„Weißt du, woran ich gedacht habe, als du Petits fours gesagt hast?“ fragte Meagan. „An ganz kleine Zahlen.“ Sie lachte leise.
„An kleine Vierer? Weil ‚four’ auf englisch vier heißt?“
Meagan nickte.
Mit schnellen Strichen skizzierte Hallie ein paar lange, dünne Zahlenmännchen mit Baskenmützen, vor die sie eine Reihe kurzer, dicker Vierermännchen stellte. Meagan sah sich die Zeichnung an und kicherte. Auch Hallie musste lachen. Die Idee war nicht schlecht, nur dass die langen Zahlenmännchen von der Wirkung des Ganzen ablenkten. Als sie sie wegließ und die Vierermännchen mit ihren kessen Baskenmützen auf einen
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