Happy End in Seattle (German Edition)
wenn du mich fragst, dann misst du dieser Sache zu große Bedeutung bei.“
„Mitnichten.“
Sein Kopfschütteln sollte wohl besagen, dass es ihm reichte, dass sie genug auf dem Vorfall herumgeritten war. „Vergiss es, und lass uns jetzt unsere Radtour machen.“
„Ich soll vergessen, dass du mich hast auf die Nase fallen lassen?“ schnaubte sie. „Ich sagte dir doch gerade, so behandelt man seine Freunde nicht! Und jetzt soll ich so tun, als sei nichts geschehen?“ Sie ballte die Fäuste. „Auf Freunde wie dich kann ich verzichten.“
„Gut“, gab er zurück. „Und ich kann auf deine Vorwürfe verzichten. Ich habe schon mit einer Frau genug Kummer. Ich brauche keine zweite, die sich in mein Leben einmischt.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und marschierte zu seinem Haus zurück.
„Es täte dir gut, wenn du endlich begreifen würdest, dass deine Ehe beendet ist!“ schleuderte sie ihm aufgebracht hinterher. „Falls es dir entgangen ist: Mary Lynn ist mit einem anderen verlobt.“
Steve wirbelte herum. Sein Blick war kalt. „Ich würde dir vorschlagen, dich um deine eigenen Angelegenheiten zu kümmern! Finde du erst einmal einen Mann, ehe du dich zur Eheberaterin aufschwingst.“
Seine Worte trafen Hallie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hielt den Atem an, so schmerzhaft war der Stich, der sie durchzuckte. Ohne etwas zu erwidern, zog sie sich in ihr Haus zurück.
22. KAPITEL
D as Mädchen von nebenan
Steve fürchtete, er hatte es sich mit Hallie verdorben. Sie fehlte ihm. Er hatte seine beleidigende Bemerkung kaum ausgestoßen, da wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Hallies Blick ließ keinen Zweifel daran. Seitdem blieb sie unsichtbar für ihn. Wie sie das anstellte, war ihm ein Rätsel, da sie sich normalerweise ständig über den Weg liefen. Meistens trafen sie sich abends am Briefkasten oder morgens, wenn sie zu ihren Autos gingen. Hallie schien ihm aus dem Weg zu gehen, und das machte Steve mächtig zu schaffen.
Selbst den Kindern war es aufgefallen. „Hast du dich mit Hallie verkracht?“ fragte Meagan ihn an dem Wochenende vor Mary Lynns Hochzeit.
„Wie kommst du darauf?“ Anstatt zuzugeben, dass er Hallie beleidigt hatte, spielte er den Ahnungslosen. Es war aber auch schwer zu verkraften, dass Hallie ihn angegriffen hatte, nachdem seine Ex-Frau ihm den K.-o.-Schlag verpasste.
Genauso wie er es sich immer ausgemalt hatte, war Mary Lynn zu ihm gekommen. Doch nur bis hierher und nicht weiter stimmte sein Wunschtraum mit der Wirklichkeit überein. Sie kam mit einer Bitte, aber nicht mit der, die er sich erhofft hatte. Sie wollte ihn nicht in ihr Leben zurückholen. Einen Gefallen sollte er ihr tun, und zwar einen recht großen.
Statt zu seiner Familie zurückzukehren, sollte er die Kinder hüten, während seine Ex-Frau mit ihrem neuen Gatten Flitterwochen machte. Er liebte seine Kinder, das war gar keine Frage. Seine Empörung hatte einzig und allein mit Mary Lynn zu tun. Sie würde wieder heiraten, womit er alle seine Hoffnungen begraben konnte. Er war für seine Ex-Frau nur noch dann interessant, wenn sie etwas von ihm wollte.
Zu dieser Erkenntnis war dann noch Hallies Bemerkung hinzugekommen, was ihm den Rest gegeben hatte. Trotzdem hätte er diese beleidigenden Worte nicht zu ihr sagen dürfen. Nur zu gut erinnerte er sich an den Schmerz und die Enttäuschung in ihren ausdrucksvollen braunen Augen.
„Dad?“ Meagan wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Ich hatte dich gefragt, ob du dich mit Hallie verkracht hast.“
Warum sollte er ein Geheimnis daraus machen, wenn es sich ja offenbar doch nicht vertuschen ließ? „Na ja, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“
„Das hat Hallie auch gesagt.“
„Sie hat davon gesprochen?“
Meagan zuckte die Schultern. „Nicht von sich aus. Ich fragte sie, ob sie Lust hat, mit zu Kennys Baseballspiel zu kommen. Es ist langweilig für mich, wenn ich niemand zum Reden habe, und deshalb dachte ich, Hallie könnte mir vielleicht Gesellschaft leisten. Und sie hätte es bestimmt auch getan, wenn du nicht diese Sachen zu ihr gesagt hättest.“
„Hat sie dir erzählt, was ich sagte?“
„Nein.“ Meagan schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nur dass ihr böse aufeinander seid.“
Kenny kam ins Haus, schlug die Tür hinter sich zu und warf seinen Baseballhandschuh auf den Boden. „Es regnet“, sagte er mürrisch. „Wie soll ich trainieren, wenn wir dauernd solches Wetter haben?“ Er ließ sich
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