Happy End in Seattle (German Edition)
habe ich sie aufrichtig gern. Aber ich möchte unsere Beziehung nicht durch Sex belasten.“
„Das halte ich für eine faule Ausrede, falls du meine Meinung hören willst.“
„Ich will sie nicht hören“, erwiderte Steve. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Ich weiß nicht, ob sich beides miteinander vereinbaren lässt. Sex würde unsere Freundschaft unter Umständen ruinieren.“
„Das sehe ich anders“, widersprach ihm Todd. „Aus Freunden werden oft die besten Liebespaare. Der sexuelle Aspekt wird durch die Vertrautheit intensiviert.“
„Vielleicht“, sagte Steve ausweichend. „Aber du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Blumen oder Pralinen?“ Er wollte Todd von dem heiklen Thema abbringen, das ihn nur daran erinnerte, wie lange er schon keinen Sex mehr gehabt hatte. Es mussten Monate sein, viele Monate. Seit seiner Pubertät hatte er keine so lange Durststrecke mehr durchgemacht.
„Blumen“, sagte Todd, während er einen Teelöffel Zucker in seinen Kaffee gab. „Auf jeden Fall Blumen.“
Steve neigte eher zu Pralinen. Weil er wusste, dass Hallie ihm welche davon abgeben würde. In letzter Zeit hatte er nämlich einen Heißhunger auf Schokoladentrüffel entwickelt. Aber Todd hatte Recht. Blumen waren das Richtige für Hallie. Und während sie sich an den Blumen ergötzte, konnte er die Pralinen essen.
Auf dem Heimweg hielt er bei einem der besseren Supermärkte an und kaufte eine rote Rose, eine kleine Schachtel Pralinen und, um sicherzugehen, eine Flasche gekühlten Weißwein.
Nachdem er sich geduscht und umgezogen hatte, wartete er, bis er sicher sein konnte, dass Hallie zu Hause war. Dann nahm er den Wein und die Pralinenschachtel, klemmte sich die rote Rose zwischen die Zähne und klingelte an ihrer Tür.
Hallie öffnete ihm. Ein Blick, und sie brach in Gelächter aus. Ihr Lächeln wärmte ihn wie Sonnenschein. „Freunde?“ fragte er.
„Freunde“, antwortete sie weich und ließ ihn ein.
Sie hatten sich nur eine Woche nicht gesehen, doch es kam ihm vor wie ein Monat. Jetzt, wo ihre Freundschaft gerettet war, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Aber sich eine Rose zwischen die Zähne zu klemmen, bedeutete noch keine Entschuldigung.
Er räusperte sich unbehaglich. „Also, wegen der Bemerkung, die ich dir da neulich an den Kopf geworfen habe … die Worte taten mir Leid, kaum dass ich sie ausgesprochen hatte, das sollst du wissen. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Hallie.“
Sekundenlang kam es ihm vor, als würde ihre Unterlippe ein ganz klein wenig zittern. Doch er konnte sich auch getäuscht haben.
„Du hattest aber nicht so Unrecht“, erwiderte sie ruhig. „Was ich zu dir sagte, war unangebracht.“
„Nicht unbedingt. Dass ich dich vom Rad fallen ließ, kaum dass Mary Lynn auftauchte, war wirklich keine Glanzleistung von mir. Du hattest jedes Recht, böse auf mich zu sein.“
„Lass uns die Sache vergessen“, schlug sie vor.
„Einverstanden.“ Er überreichte ihr die Weinflasche, die Pralinen und die Rose.
„Danke.“ Hallie stellte sich auf die Zehenspitzen und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben.
Es war ein zarter, flüchtiger Kuss, ein Kuss ohne Leidenschaft. Freundschaftliche Küsse wie diesen hatten sie sich schon einige Male gegeben. Um so unerklärlicher war es, dass dieser harmlose kleine Kuss sein Blut derart in Wallung brachte. Nur mit Mühe widerstand Steve der Versuchung, Hallie bei den Schultern zu fassen und sie in seine Arme zu ziehen. Standhaft wehrte er sich gegen das Verlangen, sie noch einmal zu küssen, so sehr er sich auch danach sehnen mochte, den Druck ihrer Lippen auf seinem Mund, ihren weichen weiblichen Körper an seinem zu spüren.
Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Gefühlen. Er spürte, wie ihm das Blut in den Schläfen pochte, und dankbar nahm er ihren Vorschlag an, den Wein draußen auf der Veranda zu trinken. Es war ein wunderbarer Abend. Ein lauer Wind wehte, und kein Wölkchen stand am Himmel.
In ihren Liegestuhl zurückgelehnt, die Beine lang ausgestreckt, blickte Hallie in den blauen Himmel hinauf.
Auch Steve begann sich zu entspannen. „Triffst du dich neuerdings mit Bill Gates?“ fragte er, auf ihren neuen Verehrer mit dem BMW anspielend.
„Bill Gates ist verheiratet.“
Da sie anscheinend nicht von allein mit der Information herausrücken wollte, fragte er weiter: „Wem gehört dann der BMW?“
„Oh, du meinst Arnold. Arnold Vance, Datelines neuestes Angebot.“ Sie blickte
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