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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe und sogar in Würzburg. Nirgendwo hatten wir etwas Passendes gefunden. Jedes der angebotenen Lokale hatte einen anderen Haken. Eines war zu klein, dasnächste lag im düsteren Souterrain, das übernächste zu groß, zu teuer waren sowieso fast alle. Es sei denn, sie waren hässlich, hatten schimmelige Wände oder lagen in einer Gegend, wo der Hund begraben war und in hundert Jahren kein Kunde vorbeischauen würde. Es war wie verhext.
    Im zweieinhalb Stunden entfernten München hatten wir uns bis zu diesem Wochenende noch nicht umgesehen. Dieter hatte sich bisher quergestellt. Er war der Ansicht, dass München zu teuer wäre und unser derzeit im Grunde nicht vorhandenes Budget sprengen würde. Aber ich war stur geblieben. Wir waren also heute in aller Herrgottsfrühe angereist und hatten uns eine Zeitung besorgt. Doch schnell war klar gewesen, dass Dieter recht gehabt hatte: Die Preise waren astronomisch. Aber weil wir einmal da waren, hatten wir trotzdem begonnen, die gewerblichen Immobilien, die infrage kamen, abzuklappern.
    Ich glaubte schon damals unerschütterlich daran, dass sich in meinem Leben alle Wünsche erfüllen, wenn ich nur daran festhalte. Darum hatte ich darauf gebaut, dass uns genau hier, in München, meiner Traumstadt, der ideale Laden begegnen würde. Dieser hier war ja auch ideal. Eben bis auf den Preis. Als wir mit Dieters Wagen wieder zurück nach Mühlacker fuhren, war ich ein bisschen sauer auf das Schicksal. So hatte ich das nicht bestellt. Aber dann bekam ich plötzlich das Gefühl, dass noch irgendetwas viel Besseres auf uns wartete.
    Die ganze Idee mit dem Laden war erst einige Wochen zuvor geboren worden. Da hatte ich nachmittags im Kaufhaus herumgestanden, und mir war alles auf die Nerven gegangen. Es waren keine Kunden da, ich langweilte mich und die Fahrstuhlmusik, die im Hintergrund dudelte, war unerträglich. Und dann rannte Jassek auch noch die ganze Zeit vor meiner Nase rum. Der hielt sich zwar seit unserem »Gespräch« an der Kaffeemaschine vornehm zurück, ging mir aber trotzdem durch seine bloße Anwesenheit auf den Zwirn.
    Apropos Zwirn: Die Mode, die um mich herum auf den Kleiderbügeln hing, fand ich einfallslos und fad. Alle Konfektionsanbieter, die mit dem Kaufhaus zusammenarbeiteten, hatten diese Saison das gleiche Zeug in den Kollektionen. T-Shirts, Jeansröcke und immer noch Schulterpolster – langweiliger ging es nicht. Das höchste der Gefühle war mal ein Miedergürtel über der Bluse. Dabei hatten die Designer in Paris, Mailand und London längst viel aufregendere Sachen: kurze Cocktailkleider, Korsagen mit Pailletten und Strass, Etuikleider und bauschige Röcke. Die Vogue und Elle waren voll davon. Allerdings hätte man davon hier in der Pampa vermutlich ohnehin nichts verkaufen können.
    Aber, und das war eine wirklich berechtigte Frage, was machte ich dann hier? Der Gedanke, aus Mühlacker wegzugehen, war inzwischen nicht mehr nur eine vage Idee im Hinterkopf, sondern wurde immer drängender. Mein Job hier hielt nicht die geringste Herausforderung mehr für mich bereit. Das bis zur Rente zu machen, um Gottes willen, so stellte ich mir mein Leben ganz sicher nicht vor!
    Da war es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen: Ich musste mit Dieter einen eigenen Laden eröffnen. Ich hatte immer jede Menge Ideen, Dieter hatte bereits eine Herrenboutique geführt – was lag da näher als ein gemeinsames Geschäft? Und auf diese Weise würden wir endlich den ganzen Tag miteinander verbringen können. Im Moment sahen wir uns nur abends ein paar Stunden, bevor Dieter todmüde in mein Bett sank. Schließlich musste er am nächsten Morgen schon wieder um halb sechs aufstehen. Als ich meinem Freund am Abend meinen Einfall unterbreitete, war er sofort begeistert: »Harald, das machen wir!«
    Ostern hatten wir uns kennengelernt, jetzt war Sommer und wir schauten schon nach Ladenlokalen. Doch wie gesagt, das gestaltete sich eben nicht so einfach wie angenommen.
    Wir sitzen beim Frühstück. Dieter liest Zeitung, ich mache mir ein Marmeladenbrötchen.
    »Was hältst du denn hiervon?«, fragt Dieter. »›Ladenlokal in bester Innenstadt-Lage, 85 Quadratmeter, hohe Decken‹. Der Preis ist auch völlig in Ordnung, keine Courtage. Besichtigung ist morgen um zehn Uhr.«
    »Klingt super«, sage ich, »Lass uns das angucken. Wo ist das denn? In Mannheim?«
    »Stuttgart«, schickt Dieter hinterher, wohl wissend, was ich dazu sagen

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