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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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Boxen des Ladens schallte! Ich besorgte Aufnahmen klassischer Konzerte und ganzer Opern auf CD. Außerdem stellte ich Mix-Tapes zusammen mit Chansons von Edith Piaf, Juliette Gréco und Hildegard Knef.
    Ich hatte schon seit längerer Zeit in Antiquitätenläden und auf Flohmärkten jedes verfügbare Foto von alten Stars gesammelt, diese Bilder rahmte ich und hängte jeden Quadratzentimeter an den Wänden damit zu. Die meisten zeigten Marlene Dietrich. Marlene hatte ich bereits als Teenager bewundert, seit ich zum ersten Mal den Blauen Engel gesehen hatte. Was für eine Frau! Während meine Klassenkameraden Poster aus der Bravo an die Wände kleisterten, hatte ich die Dietrich über dem Bett hängen. Ich konnte nie verstehen, warum diese großartige Frau für ihr untadeliges, ehrenhaftes Verhalten gegenüber dem Nazi-Regime in Deutschland als »Vaterlandsverräterin« hingestellt worden war. Welches Vaterland hatte sie verraten? Menschen wie Marlene Dietrich gereichen dem Vaterland zur Ehre. Aber es ist das alte Problem in Deutschland: Sie war für viele zu stark und das macht Angst. Angst ist destruktiv. In meinen Augen vereinte sie Schönheit, Ausstrahlung und Souveränität.
    Auf den Fußboden kamen orientalische Teppiche, und wenn wir gerade keine Kundschaft hatten, saßen Dieter und ich gern an einem kleinen Barock-Tischchen und tranken Kaffee. Im Winter bei Kerzenschein und mit einer Schale voll Gebäck vor uns, im Sommer neben einem großen Strauß Rosen oder Lilien. Wäre die Ware nicht gewesen, man hätte sich in einem gemütlichen Wohnzimmer oder Café geglaubt – und das zu einem Zeitpunkt, als die Konkurrenz geschlossen auf unpersönliches Neon-Ambiente, kühle Fliesen und Plastikmusik aus den Charts setzte. Wir waren von Anfang an anders.
    Nach den Jahren, die ich für andere Leute gearbeitet hatte, war es einfach nur schön, sein eigener Chef zu sein. Außerdem genoss ich es in vollen Zügen, die ganze Zeit mit Dieter verbringen zu können. Auch das Geschäft ließ sich gut an. Mit den großen Kaufhäusern in der Nähe hatten wir zwar harte Konkurrenz, aber nach und nach etablierte sich ein solider Kundenstamm. Die Leute liebten die persönliche Atmosphäre! Es kam oft vor, dass wir unseren Kunden eine Tasse Kaffee spendierten und dann bei Plätzchen oder Pralinen den Nachmittag verquatschten. Wir arbeiteten viel, aber es fühlte sich nicht nach Arbeit an, sondern nach der Erfüllung eines Traums.

ES WIRD POMPÖÖS – MIT ZWEI Ö
    M onatelang blieb unser junges Geschäft namenlos. Dann waren wir endlich so weit in den schwarzen Zahlen, dass wir das Gefühl hatten, uns jetzt ein Firmenlogo leisten zu können. Eines, das wir draußen über der Tür anbringen lassen wollten. So saßen wir eines Abends kurz vor Feierabend im Laden und blätterten durch die Kataloge der Anbieter von Leuchtreklamen. Wir hatten uns schnell auf ein auffälliges Modell in Rot und Grün geeinigt, der Schrifttyp war dem Hollywood-Zeichen in Beverly Hills nachempfunden. Nur das Feld, in dem man sein Wunschlogo eintragen sollte, war noch leer. So leer wie in diesem Moment mein Hirn. Ich war überarbeitet und unendlich müde. Dieter kratzte sich mit der Oberseite des Kugelschreibers hinter dem Ohr.
    »Hmmm …«, sagte er. »Sag mal, was hältst du von ›Jeans Garden‹?«
    »›Jeans Garden‹?«, fragte ich. »Also, ich weiß nicht. Wieso denn ausgerechnet ›Jeans Garden‹?«
    »Weil wir Jeans verkaufen«, meinte Dieter und klang sehr nachdrücklich. »Mit dem Namen findet man uns sofort in den Gelben Seiten und im Telefonbuch. Und jeder, der vorbeiläuft, weiß, was er bei uns kaufen kann. Der Name ist sozusagen unternehmerisch sinnvoll.«
    »Auch wieder wahr«, sagte ich. Hauptsächlich, weil ich müde war und mir gerade kein Gegenargument einfiel.
    Und so trug Dieter JEANS GARDEN in den Bestellcoupon ein.
    Damals holte Dieter jedes zweite Wochenende seine kleinen Töchter, zu dem Zeitpunkt drei und sieben Jahre alt, zu sich nach Mannheim. Ich war dabei erst einmal außen vor, doch das sollte natürlich nicht auf Dauer so sein – denn es sah alles danach aus, dass Dieter und ich zusammenblieben. Folglich sollte ich Susanne und Nicole endlich kennenlernen, und zwar so behutsam wie möglich. Wir wollten den beiden Mädchen jedenfalls nicht einfach so Knall auf Fall zumuten, dass ihr Papa plötzlich mit einem Mann zusammen war. Also entschlossen Dieter und ich uns zu einem kleinen Theaterstück. Wir überlegten uns, so zu

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