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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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doch nicht«, mussten wir die Herren jedes Mal enttäuschen.
    Ich sah mir das eine Weile an, dann rief ich bei einem Hersteller an. Ich fragte, ob es möglich wäre, dass man Herrenhemden mit Rüschen produzieren könne. Stille in der Leitung. Ich dachte schon, mein Gesprächspartner hätte aufgelegt, aber nach einer lange Pause sagte der Verkäufer:
    »Herr Glöckler, Entschuldigung, habe ich Sie richtig verstanden? Sie meinen Herren hemden mit Rüschen ? Seien Sie mir nicht bös, aber das wird kein Trend.«
    »Aber ja doch«, beharrte ich. »Wir haben hier jede Menge Kunden, die das haben wollen.«
    Der Mitarbeiter des Modeunternehmens räusperte sich. Ganz offensichtlich hielt er mich für komplett plemplem. Aber er blieb professionell.
    »Wenn Sie das so sagen, wird das wohl so sein. Aber ichmuss Sie trotzdem enttäuschen: Wenn Sie Rüschen wollen, müssen Sie die wohl selbst auf die Hemden nähen.«
    Ähnliche Gespräche führte ich mit einigen weiteren Herstellern. Aber jetzt fühlte ich mich herausgefordert. Vielleicht, dachte ich, war das mit dem Selbst-Nähen gar keine so üble Idee! Coco Chanel hatte doch auch so angefangen: Sie hatte sich große Hüte besorgt und mit Blumen und Federn dekoriert. Ich hatte diese Geschichte immer geliebt.
    Also fackelte ich jetzt nicht lange. »Bin gleich wieder da«, informierte ich Dieter und war schon aus der Tür und auf dem Weg in die Stadt. Im nächsten Stoffladen kaufte ich Spitze und Bordüren vom Meter, dazu dicke Rollen dickes Nähgarn.
    »Was willst du denn damit?«, fragte mich Dieter, als ich nach einer halben Stunde zurückkam.
    »Unsere Kunden wollen Rüschenhemden, also mache ich ihnen Rüschenhemden«, antwortete ich. »Selbst ist der Designer. Das wird schon nicht so schwer sein.«
    Am nächsten Tag hievten Dieter und ich meine alte verstaubte Nähmaschine aus unserem Keller zu Hause. Die Maschine war ein echter Koloss, ein Erbstück meiner Mutter, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte, Mama jemals daran sitzen gesehen zu haben. Das schwere Teil schleppten wir nun – neugierig beäugt von der Stuttgarter Bevölkerung – zu unserem Geschäft. Ab sofort saß ich mitten im Laden und nähte im Zeitlupentempo weiße Rüschen an schlichte weiße Hemden – für Herren und für Damen.
    Ich war zwar schon immer an Mode interessiert gewesen, hatte aber noch nie wirklich selbst genäht. Tante Katharina hatte mir vor gut zehn Jahren mal gezeigt, wie es geht. Ich hatte also eine grobe Idee, aber das war auch alles.
    Die allererste dieser selbst hergestellten Symbiosen kaufte eine Friseurin aus einem Salon ein paar Häuser weiter. »Das zieh ich gleich morgen an«, erklärte sie uns.
    Doch die gleiche Dame stürmte am übernächsten Tag in unser Geschäft und hielt mir empört das Hemd unter die Nase. Sie schnaubte: »Meine Freundin ist Designerin, und sie hat mich darauf aufmerksam gemacht, was Sie mir für einen Mist angedreht haben.«
    Ich schaute etwas irritiert auf mein Werk und begriff nicht, was damit nicht stimmen sollte. Sah alles tadellos aus.
    Sie schimpfte weiter: »Die Rüschen sind nur aufgenäht!« Sie betonte das so, als hätte ich ihr Falschgeld angedreht.
    Zum Glück war kein anderer Kunde im Laden.
    »Das tut mir leid«, erwiderte ich, »aber irgendwie musste ich sie ja festmachen, zaubern kann ich leider nicht.« Doch sie ließ sich nicht beruhigen.
    »Ich möchte das Hemd zurückgeben. Hier ist der Kassenzettel.«
    Was sollte ich tun? Ich nahm das Hemd zurück, gab ihr das Geld – und sah sie von dannen rauschen. So ruhig ich gerade zum Glück geblieben war, im Inneren war ich jetzt verunsichert. War das vielleicht doch der falsche Ansatz? Würde es noch mehr so empörte Kunden geben? War es falsch, Rüschen auf Hemden zu nähen? Sollte ich die Produktion einstellen, bevor sie richtig angelaufen war?
    An diesem Tag nähte ich jedenfalls kein Hemd mehr, und abends im Bett schlief ich mit Zweifeln ein – aber mein erster Gedanke am nächsten Morgen war: Jetzt erst recht!
    Und ich nähte weiter. Und nähte. Ich kam mir vor wie die Königstochter, die Stroh zu Gold spinnen sollte, aber leider tauchte kein Rumpelstilzchen auf, das mir mit ein bisschen Hokuspokus den mühsamen Job abgenommen hätte.
    Als ich das Nähen schon etwas draufhatte, nahm ich auch noch Rüschen in anderen Farben dazu. Dieter wälzte in der Zwischenzeit Kataloge von Firmen, die Etiketten nach Wunsch webten, denn natürlich sollte unser eigenes Pompöös-Label

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