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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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alles am Veranstaltungstag selbst hinkriegen. Um sieben Uhr früh rückte schon die Firma an, die den Catwalk nach meinen Vorstellungen aufbauen sollte – nach meinem kleinen Auftritt bei der Stadt war die Genehmigung plötzlich nur noch eine reine Formsache gewesen.
    Zur gleichen Zeit wie die Handwerker erschienen die zwanzig gebuchten Models und zwölf Anziehhilfen zum »Fitting« – so heißt die Anprobe und das Anpassen der Kleider vor einer Modenschau im Fachjargon. Im Saal sprangen schon die Leute herum, von denen ich die Licht- und Tonanlage geliehen hatte: Für diese mussten zunächst riesige Traversen aufgebaut werden – wir konnten schließlich nicht mit Dübel und Bohrer die Wände des unter Denkmalschutz stehenden Barock-Saales perforieren, um unsere Lampen daran aufzuhängen.
    Weil der Laufsteg noch aufgebaut wurde, markierten Dieter, die Choreographin und ich nun mit Klebestreifen auf dem Boden einen vorläufigen »Catwalk« in Originalgröße, auf dem die ersten Proben stattfinden konnten.
    Auch draußen vor dem Gebäude war Action angesagt. Hier wurde ein Zelt für das Catering nach der Show aufgebaut – dafür hatte ich extra Köche und Kellner engagiert, die ein opulentes Buffet auffahren sollten. Meine Gäste sollten den Abend mit allen Sinnen genießen.
    Gegen Mittag war endlich der Laufsteg fertig, und wir konnten mit den Proben unter »Realbedingungen« beginnen. Die Mannequins, die gerade nicht übten, wurden geschminkt und gestylt. Im Backstageraum hatte sich mittlerweile unser Stargast Margot Werner eingefunden und machte Stimmübungen. Die Chansonsängerin würde die Show mit einem Programm ihrer größten Erfolge eröffnen.
    Kurz: Es war alles noch ein einziges Chaos, und ich rannte von einer »Baustelle« zur nächsten. Ich wollte, dass auch wirklich alles genau so umgesetzt wurde, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und die Zeit lief …
    »Harald, das ist der absolute Wahnsinn«, sagt Dieter.
    Ich bin gerade dabei, einem Model zu helfen, eine Korsage zu schließen.
    »Guck mal raus.« Dieter hält mir den Vorhang zur Seite. Draußen herrscht ein Gewusel aus Ü-Wagen, Mikros, Kameras und hin und her eilenden Journalisten. Ich erkenne die Sender-Logos von RTL , von Sat.1, vom ZDF , vom SWF  … Ich bin baff! Wir haben ja nicht mal eine PR -Agentur, sondern haben alle Pressemappen selber rausgeschickt! Dass ich bei meinem Besuch bei der Stadt von »laufender Fernsehkamera« gesprochen hatte, war eigentlich nur ein Bluff gewesen. Aber offensichtlich hat sich die Nachricht, dass ein verrückter Designer das Schloss für seine allererste Show gemietet hat, wie ein Lauffeuer verbreitet. Dieter tippt mir auf die Schulter.
    »Und jetzt sieh dir das an. Kannst du zaubern oder so?« Er deutet nach rechts, wo gerade eine weiße Kutsche vorfährt, die von zwei Schimmeln gezogen wird. Davor steht ein weißer Rolls-Royce, aus dem in diesem Moment das Prinzenpaar aussteigt.
    »Kneif mich mal. Sonst glaub ich’s nicht«, sage ich zu meinem Freund.
    Ich wagte einen heimlichen Blick in den Saal. Die Atmosphäre war eine ganz andere als noch vorhin bei den Proben. Er war brechend voll, mir schlugen Stimmengewirr und die Körperwärme von Hunderten von Menschen entgegen. Und, es war nicht zu fassen, im Publikum sah ich tatsächlich einen Gast in Ritterrüstung! Wie in meiner Phantasie! Eben die Kutsche, jetzt das. Es war, als sei jedes Detail meiner Wünsche in Erfüllung gegangen. Die meisten anderen Gäste trugen edle Abendroben, viele mit extravaganten Details wie auffälligem Schmuck, Schleifen im Haar, Fächern oder venezianischen Augenmasken.
    Dieter und ich hatten uns nach zahlreichen Diskussionen und vielem Hin- und Herkalkulieren darauf geeinigt, den Preis für die Eintrittskarten mit 300 Mark anzusetzen. Das war zwarein Spottpreis im Vergleich zu einer Fashion-Show in Paris, aber für die sparbewussten Schwaben immer noch ein Haufen Geld – vor allem, weil wir die absoluten Newcomer waren. Aber ein zu niedriger Preis hätte den Gästen einfach nicht die richtige Wertigkeit vermittelt. Meine Mode repräsentierte Luxus, Überfluss und die Dekadenz des Rokoko. Außerdem hofften wir, über den Eintritt die für unser bescheidenes Budget viel zu hohen Organisationskosten zumindest in Teilen zu decken. Die allerersten Tickets haben Fans unseres Ladens gekauft, die uns unterstützen wollten. Darunter auch Mamas alte Freundin Anita, Tante Katharina und einige Künstler aus dem Renitenztheater.

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