Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
dann so weit, die Revue Jingle Bells 2002 – Gayle im Wunderland feierte Premiere. Durch den Abend sollte die amerikanische Entertainerin und Wahlberlinerin Gayle Tufts führen, und neben dem Ballett waren Auftritte des jungen Tenors Erkan Aki, der Sängerin Veronika Fischer und der Mezzosopranistin Kinga Dobay Teil des Programms. Alle waren sie prominent auf den Plakaten genannt, nur mich hatte man »vergessen«. Und das, obwohl eine Erwähnung fest vereinbart gewesen war.
Trotzdem freute ich mich sehr auf den Abend, als ich in der Limousine mit Brigitte Nielsen am roten Teppich vorfuhr. So viele große Events ich schon mitgemacht hatte, diesmal war ich noch viel kribbeliger. Denn auch wenn ich von der Qualität meiner Arbeit überzeugt war, eine Ausstattung in solchem Umfang war für mich auf jeden Fall noch etwas Besonderes. Heute Abend würde sich herausstellen, ob sich die harte Arbeit gelohnt hatte – denn schließlich war es das Publikum, dem die Aufführung gefallen musste, inklusive meiner Kostüme.
Doch die Aufregung löste sich in pures Glück und zahllose Gänsehautschauer auf, als ich wie die anderen Beteiligten nach der Revue auf die Bühne gerufen und vorgestellt wurde. Ich bekam als Einziger Standing Ovations von den gut zweitausend Premierengästen! Die Kostüme gehörten eindeutig zu den Stars des Abends.
Das Wunder geschah: Plötzlich hatte mich sogar das Tanz-Ensemble lieb, einer nach dem anderen kam zu mir. Selbst die Zickigsten umarmten mich auf einmal und gaben zu, dass sie die Kostüme liebten. Auch Frau Böttcher, mit der ich mich im Laufe der Zusammenarbeit immer besser verstanden hatte, gratulierte mir herzlich. Noch Wochen danach wurde ich von Passanten auf der Straße angesprochen, die mir sagten, wie toll sie die Kleider in der Revue gefunden hätten. Für mich ist solche Anerkennung wichtiger als das Geld, das ich verdiene. Denn der Zweck meiner Arbeit ist es, die Welt zu einem schöneren und erträglicheren Ort zu machen. Natürlich ist eine gute Honorierung ein angenehmer Nebeneffekt, aber nicht die Triebfeder.
So richtig offiziell wurde meine Arbeit dann noch einmal Ende Januar 2003 gewürdigt, und das machte es auch wieder wett, dass mein Name bei den Plakaten für die Weihnachtsrevue unter den Tisch gefallen war.
Am 28. Januar bekam ich – neben der Filmproduzentin Regina Ziegler, Schauspieler Heino Ferch und dem amerikanischen Multimilliardär und Unternehmer Sir Richard Branson – den »B.Z.-Bären«, den Kulturpreis der Berliner Zeitung . Bei der feierlichen Preisverleihung, die wieder im Friedrichstadtpalast stattfand, tanzte als Überraschung zu meinen Ehren das Ballett des Hauses – in meinen seidenen Schachkostümen. In seiner Rede sagte der B.Z.-Chefredakteur Georg Gafron: »Ich verleihe Harald Glööckler den Kulturpreis der B.Z. dafür, dass er Berlin im Ausland durch seine Mode und Kreationen seine Eleganz zurückgegeben hat.«
In den zwölf Jahren, in denen der B.Z.-Kulturpreis bisher existierte, war ich der dritte Modedesigner, der ihn bekam. Die anderen beiden vor mir hießen Vivienne Westwood und Karl Lagerfeld. Keine allzu schlechte Gesellschaft.
Ich stelle die kleine Bärenstatue der B.Z. auf die Fensterbank, zwischen einen Strauß weiße Rosen und eine barocke Engelsfigur. »Na, bringst du mir ab sofort auch Glück?«, frage ich den Bären.
Ich schaue in die kalte Berliner Nacht hinaus. Der Himmel schimmert rosa, wie fast immer sind über der Metropole keine Sterne zu sehen. Aber ich weiß, dass sie da sind. Irgendwo da draußen. Ich überlege kurz, dann sage ich:
»Passt mal auf, Engel. Jetzt wünsche ich mir noch eine eigene Fernsehshow. Außerdem hätte ich gern Läden in ganz Deutschland. Und vielleicht noch in den Ländern drumherum. Kriegt ihr das hin?«
Alle Leute sollen meine Sachen kaufen können, und alle Frauen sollen endlich zu Prinzessinnen werden. Bald ist es so weit, das habe ich im Gefühl.
Dann gehe ich schlafen.
Der Pullover einer Frau sitzt richtig,
wenn die Männer nicht mehr atmen können.
Zsa Zsa Gabor
Es ist nicht wichtig, was ich getan habe,
sondern wie ich es tat.
Mae West
ZUFÄLLE? GIBT ES NICHT!
D er Presserummel war gewaltig. Neben mir stand, im tief dekolletierten Abendkleid von Pompöös, Sängerin Gracia Baur. Fernsehteams richteten ihre Kameras auf uns, Blitzlicht flammte auf, Mikrofone wurden uns vor die Nase gehalten, Fotografen brüllten unsere Namen, ein Fortkommen war kaum möglich.
Gracia war im
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