Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
wichtig war, dass die Kinder wieder Vertrauen zum Leben fassten.
Ich erklärte ihnen, dass sie sich für nichts, was ihre Eltern je getan haben, schämen müssen. Kinder fühlen sich ja oft für das Fehlverhalten der Erwachsenen, die ihnen etwas antun, verantwortlich. Oder sie haben das Gefühl, die Schuld daran zu tragen, wenn jemand anders leiden muss.
Ich kannte das so gut. Auch ich hatte nach dem Tod meiner Mutter lange gegrübelt und mich mit dem Gedanken gequält, dass ich es vielleicht hätte verhindern können. Ob ich an diesem schrecklichen Tag damals zu passiv gewesen war. Dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, habe ich erst viele Jahre später wirklich begriffen.
Es scheint ein universales psychologisches Gesetz zu sein: Kinder sehen sich nicht als Opfer von Gewalt, sondern suchen fast immer die Schuld bei sich. Das hinterlässt Narben in der Psyche. Kindern und Jugendlichen zu helfen, auch mit einer schlimmen persönlichen Geschichte ein schönes Leben zu führen und nicht zu verbittern, das ist einer meiner Herzenswünsche.
Neben den Kindern liegen mir auch Tiere am Herzen. Seit ich auf dem Land mit Tieren groß geworden war, hatte ich eine enge Beziehung zu ihnen. Selbst die Hühner trugen bei uns Namen, und wenn ich sie rief, kamen sie angerannt und angeflattert. Aber ganz egal, ob es die Hühner waren oder unsere Hunde, die Katzen und Vögel, die Ziegen, Schweine oder die Pferde meiner Tante, ich liebte sie alle. Anders als den Menschen konnte ich ihnen vertrauen. Sie lästerten nicht, brülltennicht herum und hätten nie jemanden böswillig verletzt. Die Tiere waren in meiner Gegenwart immer sehr zutraulich. Sie ließen sich anfassen, und die Katzen schliefen gern auf meinem Schoß. Das Fell war so weich und seidig, und wenn sie dann anfingen zu schnurren, weil ich sie streichelte, und der Bauch unter meiner Hand vibrierte, war der ganze Horror für einen Moment einfach weg.
Natürlich wurden bei uns auch die Nutztiere wie Schweine und Hühner geschlachtet, um sie zu essen – mein Vater war nun mal Metzger. Vegetarier waren in Zaisersweiher und Umgebung so etwas wie Marsmännchen: Man hatte davon gehört und wusste, dass sie irgendwie grün sein sollen, aber persönlich gesehen hatte noch niemand ein Exemplar. Ich begriff das Essen von Fleisch als Teil eines natürlichen Kreislaufs, unsere Hunde und Katzen aßen schließlich auch Fleisch. Aber bei uns wurde niemals etwas verschwendet, und Massenhaltung war ein Fremdwort. Die Ziegen und Schweine hatten ein schönes Leben auf der Weide, die Hühner liefen frei draußen herum und konnten im Staub scharren. Außerdem wurde mir von Anfang an eingetrichtert, dass man andere Lebewesen respektvoll behandeln muss. Besonders meine Mutter und die Großmutter in Illingen legten darauf viel Wert.
Als ich acht Jahre alt war, hatte Großmutter sich empört, dass sie ab sofort beim Bauern nebenan keine Eier mehr kaufen würde: »Der hat mit so einer Käfighaltung angefangen. Wenn der zu faul ist, seine Hühner draußen rumlaufen zu lassen, werde ich das nicht unterstützen. So etwas gehört verboten, die armen Vögel haben überhaupt keinen Platz.« Auch bei der Gärtnerei in der Nachbarschaft kaufte sie keine Blumen mehr, weil der Gärtner seit einer Weile Unkraut mit Pestiziden bekämpfte. Großmutter sagte: »Da kann man eine Hacke nehmen und den Boden kurz umgraben. Das ist ganz einfach, da braucht man nicht das ganze Gift. Wenn das die Tiere fressen, gehen sie ein.«
Diese Einstellung hat mich stark geprägt. Dass Tiere gut behandelt werden, ist mir wichtig. Von Anfang an habe ich in meinen Kollektionen keine Pelze verwendet. Das Leiden von Nerzen und anderen Pelztieren ist vollkommen sinnlos – sie sterben nur, damit irgendwelche Snobs so tun können, als seien sie was Besseres.
Was viele Leute auch nicht wissen, ist, dass es auch »versteckte« Pelze gibt. Manche Firmen verwenden zum Beispiel echte Katzen- und zum Teil auch Hundefelle für Applikationen an Kapuzen von Parkas oder als Futter von Skistiefeln. Die meisten Leute glauben, das Fell sei unecht, in Wirklichkeit wird es in Asien »produziert«. Dort werden kleine Kätzchen oder Welpen unter schlimmsten Bedingungen eingepfercht und oft über Tausende von Kilometern in engsten Drahtkäfigen ohne Wasser und Futter transportiert, bevor man sie, nur ein paar Monate alt, stranguliert – damit kein Blut das Fell »verdirbt«.
Als mich die Tierschutzorganisation PETA fragte, ob ich
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