Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
bereit wäre, mich für die Kampagne »Tiere tragen Pelz, Menschen tragen Mode« nackt fotografieren zu lassen, musste ich nicht lang überlegen. Obwohl ich eher Nachtmensch und Langschläfer bin, stand ich für das Shooting sogar in aller Herrgottsfrühe auf, weil Fotograf Holger Scheibe das Morgenlicht für seine Bilder brauchte. Auf einer Sanddüne in Spanien ließ ich für ihn die Hüllen fallen und posierte auf allen vieren mit traurigem Blick – als Tier, dem man das Fell abgezogen hatte. Man sah sogar noch »Fell«-Reste an meinen Armen, die waren in diesem Fall natürlich aus Stoff mit Leopardenprint.
Überhaupt fühle ich mich allen Katzen seelenverwandt. Meine gute Freundin Nastassja Kinski hat mir einmal schmunzelnd ein Kärtchen geschenkt, auf dem eine Katze abgebildet war, und darunter stand: » If you do what I want, we will have no problems. – Wenn du tust, was ich will, werden wir keine Probleme miteinander haben.« Nastassja sagte: »Das ist wie bei dir, Harald!« Ich protestierte nicht. Nastassja und ich sind seelenverwandt. Sie ist eine wunderbare Frau. Nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch eine faszinierende Persönlichkeit. Einerseits eher introvertiert, ja fast scheu und verletzlich, mutiert sie zur Kämpferin, wenn sich jemand gegen ihre Freunde oder Familie stellt. Und sie liebt Tiere über alles.
Kurze Zeit später wurde ich im Berliner Tierpark Friedrichsfelde Pate für die fünf Wochen alten sibirischen Tigerbabys Dushan und Arnanka. Aus diesem Anlass gab es einen Fototermin im Tierpark, der gleichzeitig den Beginn meines Engagements als Botschafter der Berliner Zoos markierte. Die Pflegerin hatte die beiden süßen Fellknäuel aus dem Korb genommen und vor mir auf den Tisch gesetzt. Den Fotografen hatte ich vorher gesagt, sie müssten ruhig sein und schnell machen. Denn sobald die Tiere auch nur ein Anzeichen sehen ließen, dass sie sich unwohl fühlten, und anfingen zu fauchen, wollte ich aufhören. Doch nichts passierte. Die zwei waren sofort ganz fasziniert, schauten mich mit ihren großen blauen Augen an und knabberten selbstvergessen an meinen Ringen.
Besonders das Männchen, Dushan, interessierte sich für mich, das Weibchen war ein bisschen reservierter. Aber beide ließen sie sich ganz problemlos streicheln, und Dushan spielte bald ausgelassen mit meiner Hand – mit eingezogenen Krallen. Während der ganzen Aktion standen jede Menge Kinder mit glänzenden Augen um uns herum, und ich merkte einmal mehr: Kinder lieben Tiere genauso, wie ich es tue.
Das brachte mich dann auf eine Idee: In Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk rief ich ein Projekt ins Leben, das es Kindern und Familien aus armen Verhältnissen über Spenden ermöglichte, in den Zoo zu gehen. Im reichen Deutschland leben heute viele Familien in solcher Armut, dass sie selbst für so ein vergleichsweise kleines Vergnügen keinen Cent übrig haben. Wenn ich Zeit hatte, ging ich ab sofort auch selbst mit Gruppen von Kindern in den Zoo und zeigte ihnen meine pelzigen Patenkinder. Die waren allerdings ziemlich schnell keinesüßen Kätzchen mehr, sondern ausgewachsene Tiger – und leider nicht mehr zum Streicheln geeignet.
Wie gut Kindern Tiere tun, stellte ich bei meinem ersten Besuch in der »Nische« fest. Das ist eine wunderbare Einrichtung im Stralauer Kiez in Berlin, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Großstadtkindern den Kontakt zur Natur zu ermöglichen. In einem 2500 Quadratmeter großen Garten gibt es Ziegen, Kaninchen, Frettchen und Meerschweinchen, um die sich die Kleinen mit Begeisterung kümmern. Die Kinder, die in den Stadtwohnungen oft selbst keine Tiere halten dürfen, übernehmen Patenschaften und lernen dabei, Verantwortung zu tragen.
Hier säubern sie die Ställe, füttern die Tiere, bürsten und striegeln sie. Die Kinder nahmen mich aufgeregt an die Hand und wollten mir »ihre« Tiere zeigen.
Die meisten Betreuer arbeiten für wenig oder zum Teil auch gar kein Geld hier mit – sonst könnten solche Projekte gar nicht fortbestehen. Auf die »Nische« war ich gestoßen, nachdem ich Das perfekte Promi Dinner auf Vox für mich entschieden und überlegt hatte, wem ich die gewonnenen 5000 Euro am besten zukommen lassen konnte. Als ich den Scheck überreichte, war die Chefin total gerührt und sagte zu mir: »Das ist ungefähr doppelt so hoch wie unser jährliches Budget, das wir vom Amt bekommen.« Unglaublich, aber wahr.
2004 unterstützte ich mit dem Kinderhilfswerk
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