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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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konnte.
    »Du haust jetzt besser ab«, sagte Wallace.
    Rog schaute ihn an. Ein weiterer Bluff? Was für eine Drecksau!
    »Hau ab!«, sagte Wallace. »Sonst überleg ich mir’s noch anders.«
    Was hatte der sadistische Wichser nun wieder vor? Würde er warten, bis Rog aufgestanden war, und ihn dann abknallen? Würde er warten, bis Rog ihm den Rücken zukehrte? Würde er warten, bis Rog halb aus der Tür war?
    Oder würde er ihn hier auf der Stelle erschießen, egal was er sagte?
    Okay, Rog hatte keine große Wahl. Er musste gehen.
    Unsicher stand er auf, wünschte, er könnte Wallace bitten, sich auf seiner Schulter abstützen zu dürfen. Die Beine waren wacklig, als wären die Knochen zu Brei geworden. Er schleppte sich zur Tür. Öffnete sie. Die ganze Zeit über spürte er ein heftiges Kribbeln an der Stelle auf dem Rücken, auf die Wallace mit der Kanone zielte.
    Aber Rog kam durch die Tür, ohne erschossen zu werden. Den Gartenweg entlang. Und er fing an zu rennen. »Peng!«, rief Wallace. Rog stiegen Tränen in die Augen.
    Er bog um die Ecke, und eine Woge der Erleichterung schwappte über ihn hinweg. Er war in Sicherheit. Spuckte Blut aus. Stieg ins Auto. Setzte sich hinters Steuer und stellte fest, dass er nicht fahren konnte, weil seine Hände so zitterten. Er stieg aus und setzte sich nach hinten. Konnte nicht fassen, dass er noch am Leben war. Stand aber immer noch unter Schock. Er legte sich auf den Rücksitz. Hier war er sicher, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    Ein Hochgefühl breitete sich in ihm aus. Er konnte sein Glück gar nicht fassen. Eigentlich müsste er jetzt tot sein. Und trotzdem, da war er, so lebendig wie nie zuvor. Sogar noch lebendiger. Am liebsten hätte er gesungen. Leider kannte er keine Lieder.
    Er lag eine Ewigkeit auf dem Rücken, es war eng, aber das machte nichts. Kuschelig bedeutete sicher. Er hätte sich im Kofferraum eingeschlossen, wenn der nicht nach Louis gestunken hätte. Er war sich nicht sicher, wie lange er so da lag, doch irgendwann wurde er ruckartig wach und war wieder voll da. Erkannte mit entsetzlicher Klarheit, dass es durchaus möglich war, dass Wallace jederzeit aus dem Haus gerannt kam und Rog an Ort und Stelle abknallte. Er war kein bisschen sicher. Er zog gerade diese Vogel-Strauß-Nummer ab, steckte den Kopf in den Sand und dachte, weil er niemanden sehen konnte, würde ihn auch niemand sehen.
    Er sprang aus dem Auto, setzte sich nach vorn, ließ den Motor an und raste davon. Bog quietschend um die Ecke, geradeaus, segelte über eine Bodenschwelle, knallte mit einem markerschütternden Krach wieder auf, und dann bremste er auf Kriechtempo ab. Er war immer noch nicht fahrtüchtig. Er fuhr links ran.
    Holte sein Handy raus. Rief Flash an. Dann machte er die Tür auf und kotzte.
    Als er hochblickte, führte gerade ein junges Mädchen den Labrador seiner Eltern über die Straße. Er nickte ihr zu, als sie vorbeikam. Sie nannte ihn ein widerliches altes Arschloch. Danach fühlte er sich fast wieder normal.
     
    »Ich wünschte nur, du hättest mir gesagt, dass du es heute machen wolltest«, flüsterte Flash später im Garten. Rog hatte sich hingelegt, mit Sonnenbrille, pochender Lippe, und trank ein Bier. May lag auf dem Bauch und las, gleich neben der Stelle, wo sie Louis beerdigt hatten. »Ich hätte dir gesagt, dass du noch nicht so weit bist«, sagte Flash. »Ich hätt’s an deiner Stelle gemacht.«
    Rog wusste, dass es nur so dahingesagt war, und trotzdem wäre er fast in Tränen ausgebrochen. Er war noch nicht ganz wiederhergestellt, von dem ganzen Erlebnis nach wie vor erschüttert. Er wusste, dass er kein Auge würde zumachen können und dass seine Gefühle ein einziges Chaos waren.
    Einerseits war er froh, am Leben geblieben zu sein, und andererseits stand er von seiner Nahtoderfahrung noch unter Schock.
    Er hatte Dad nicht erzählt, was passiert war. Noch nicht. Dieser kleine Leckerbissen war für später. Und Dad würde alles andere als froh darüber sein, denn jetzt hatte Wallace die Pistole, und damit war er für May eine noch größere Gefahr als zuvor.
    »Was habt ihr denn da zu flüstern?« May schaute von ihrem Buch hoch.
    »Ach, nichts«, sagte Flash.
    Sie ließ die Haare nach hinten fliegen und blickte Rog an. »Deine Lippe heilt ja gar nicht.«
    »Die ist schon okay«, sagte er. »Nur ein bisschen geschwollen vom Nähen.«
    »Ach ja?«, sagte sie und widmete sich wieder ihrem Buch.
    Was auch gut so war. Rog traute sich nämlich beim Reden

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