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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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selbst nicht über den Weg. Er hätte Wallace ein für alle Mal ausschalten können. Er hatte die Gelegenheit dazu gehabt, und er hatte sie vermasselt. Wenn Rog nicht ein solcher Versager wäre, wäre seine kleine Schwester jetzt in Sicherheit.
    Er spürte, dass seine Wimpern feucht wurden.
    Herrgott, wenn May ihn jetzt weinen sah, würde sie dahinterkommen. Es war schon schlimm genug, dass sie sie in puncto Louis angelogen hatten, aber noch einmal zu lügen war mehr, als Rog verkraften konnte.
    Gott sei Dank hatte er die Sonnenbrille auf.
    »Ich hol mir noch ‘n Glas Cola«, sagte sie und stand auf. »Wollt ihr verlogenen Schweine auch was?«
    »Pass auf, was du sagst«, sagte Flash. »Sonst hört dich Dad noch.«
    »Ach, scheiß drauf«, teilte May ihm mit. »Wollt ihr jetzt was, oder wie?«
    Flash und Rog schüttelten die Köpfe.
    Dad hatte nicht gemerkt, dass die Kanone weg war. Rog glaubte es wenigstens. Dad hatte nichts gesagt. Vielleicht würde er’s auch nicht tun. Als sie zurückgekommen waren, war Dad in der Küche gewesen und hatte mit Norrie über Andalusien geplaudert, und Rog hatte ihn nicht stören wollen.
    In Wirklichkeit wollte Rog nicht, dass Dad wusste, was für eine Niete sein Erstgeborener war. May war in ihrem Zimmer.
    Flash ging zu ihr, um mit ihr zu reden, und nach kurzer Zeit kamen sie wieder heraus und baten Rog, mit ihnen in den Garten zu gehen. Noch ein bisschen von dem Rest Sonne tanken. Er konnte nicht reden.
    Er hatte sich seine Sonnenbrille und was zu trinken geholt.
    Genau. Nach ‘nem Bier ging es einem besser. Und es ging ihm auch besser. Ein bisschen wenigstens.
    »Vielleicht sollte ich einfach hingehen und es Dad gleich erzählen«, sagte er zu Flash, während er die Brille hob, um sich die Augen zu wischen. Bitte schön, es war ein verdammt schwerer Tag gewesen, oder etwa nicht? Und große Männer weinten gelegentlich. Deshalb musste man sich nicht schämen. Trotzdem kam er sich vor wie der letzte Schlappschwanz. Schämen oder nicht. In Wirklichkeit hatte seine Lippe gar nicht so sehr wehgetan. Das war es nicht, worüber er Tränen vergoss.
    »Ich glaube auch«, sagte Flash.
    Rog wartete ab, bis May mit ihrem hohen Colaglas zurückkam, dann ging er ins Haus und schloss sich in der Toilette ein. Gute zehn Minuten lang schluchzte er sich das Herz aus dem Leib.
    Danach ging er in die Küche und fragte Dad, ob er ihn unter vier Augen sprechen könne, aber Dad sagte, er habe keine Geheimnisse vor Norrie. Und da erzählte Rog ihnen, was er getan hatte.
    Wenn Dad seine Kanone noch gehabt hätte, hätte er Rog auf der Stelle erschossen.
     
    Am nächsten Morgen war Rog seit dem Aufstehen zum Glück noch nicht ein einziges Mal in Tränen ausgebrochen, aber er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dad alles zu beichten war schwer gewesen. Man sollte meinen, dass etwas dran sei an der Redensart von wegen geteiltes Leid ist halbes Leid und so. War’s jedoch nicht. Ein Haufen Scheiße war’s. Dad und Norrie wollten Einzelheiten wissen, also erzählte er ihnen Einzelheiten. Erzählte, wie Wallace gedroht hatte, ihm die Kniescheiben wegzuballern, wie er sich im Auto auf dem Rücksitz versteckt hatte.
    Dad nannte ihn darauf einen Trottel. Er könne froh sein, dass er noch lebte.
    Die ganze Nacht über hatte Rog die Ereignisse des Tages immer wieder Revue passieren lassen. Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass Dad recht hatte. Wenn Rog ein Zocker gewesen wäre, hätte er einen Riesenhaufen Geld darauf verwettet, dass Wallace ihn niemals würde laufen lassen.
    Da war was faul, Mann. Wallace war schließlich nicht Gandhi. Okay, so hatte er sich auch nicht gerade benommen, aber nach seinen Standards kam es der Sache schon verdammt nahe.
    Rog dachte darüber nach, wie gefasst Wallace gewesen war. Da kommt einer in dein Haus reingeschneit und feuert ein paar Kugeln auf dich ab, da denkt man doch an nichts anderes, als wie man darauf reagieren soll, oder? Man prügelt dem Wichser die Scheiße aus dem Leib. Das war ja wohl das Mindeste. Okay, ein normaler Mensch würde so reagieren. Wallace war alles andere als normal. Von Anfang an hatte er Rog mit seiner Psychotour durcheinandergebracht. Und das machte er nach wie vor. Und noch dazu verflucht gut.
     
    In der folgenden Nacht, so gegen zwei Uhr früh, lag Rog im Bett und horchte auf das willkommene Plätschern des Regens an seinem Fenster - diese Hitze war keine Hilfe, wenn man Schlafschwierigkeiten hatte -, als er ein

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