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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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Geräusch wie von scharrenden Stuhlbeinen hörte, das aus der Küche zu kommen schien. May war’s nicht. Die schlief wie ein Murmeltier. Konnte Dad sein, den seine zermanschte Nase wach hielt. Oder der Hunger hatte und sich ein Sandwich schmierte oder sich einen Keks holte. Aber was, wenn es nicht Dad war?
    Rog stieg leise aus dem Bett, und schnappte sich den schwarzen Holzbaseballschläger, Marke Louisville Slugger, den er zum Schutz immer griffbereit unter dem Bett hatte, seit May eingezogen war.
    Er schlich durch den Flur. Streckte den Kopf ins Wohnzimmer.
    Nichts.
    Weiter durch den Flur. Machte sich gefasst. Schläger fest im Griff. Lugte um die Küchentür herum. Nichts.
    Um sicherzugehen, knipste er das Licht an. Nichts. Niemand. Er atmete laut aus. Ging zur Spüle, ließ sich ein Glas Wasser einlaufen, trank es, knipste das Licht wieder aus. Wünschte, er könnte seine Nerven beruhigen.
    Wallace war nicht dumm. Er würde nicht hierherkommen. Wenn er sauer war, dann würde er es auf seinem eigenen Revier austragen. Er würde nicht…
    Wamm! Die Seite von Rogs Kopf explodierte. Er schwankte, versuchte, nicht zu Boden zu gehen. Versuchte, den Baseballschläger festzuhalten, aber bei dem Schlag gegen den Kopf hatte sein Griff sich gelockert. Ihm war schwindlig. Wamm! Ein zweiter Schlag schickte ihn auf die Knie. Vor seinen Augen blitzten Lichter auf. Der Baseballschläger glitt aus seinen Fingern, in denen überhaupt keine Kraft mehr war.
    »Wallace?«, sagte er, um dann die verrückteste Frage zu stellen: »Hast du mich grade erschossen?«
    Ein dritter Schlag über die Nasenwurzel schleuderte ihn nach hinten. Sein Gesicht hüllte sich in Schmerz.
    Dann spürte er eine Hand an seinem Bein. »Wallace?«, sagte er wieder.
    Und eine Explosion. Er wusste, was es war, was es bedeutete. Er hatte seine Antwort. Die drei ersten Schläge waren keine Schüsse gewesen. Der hier schon. Eine Sekunde lang war er allein auf seine Vorstellungskraft angewiesen. Und diese versuchte während dieser Zeit, ihn auf den kommenden Schmerz vorzubereiten, indem sie ein vermeintlich adäquates Gefühl heraufbeschwor. Aber sie verfehlte ihr Ziel um Längen. Als der Schmerz kam, war er anders als alles, was er bisher erlebt hatte. In ein und demselben Augenblick knallten hundert Holzhämmer auf seine Kniescheibe. Pulverisierten sie. Der Schmerz überlastete seine Sinne. Er konnte nicht fassen, dass so viel Schmerz überhaupt möglich war. Aber er war es. Er brüllte, sagte sich, der Schmerz sei gar nicht so schlimm. Brüllte erneut, weil es gelogen war. Würgte an dem Blut seiner zertrümmerten Nase.
    Er bekam nicht mit, was Wallace machte. Hätte ihn sowieso nicht aufhalten können.
    Die zweite Explosion folgte kurz darauf. Der gleiche blendende Schmerz. Diesmal das andere Knie. Über dem Schmerz der Gedanke, dass er nie wieder laufen würde. Egal, wenn nur der Schmerz aufhörte.
    Er hörte die Haustür zuknallen.
    Sekundenbruchteile später wurde er ohnmächtig.
     
    Pearce hörte zuerst im Radio davon. In der Zeitung stand es auch, und es kam in den Fernsehnachrichten. Jemand hatte aus kurzer Distanz beide Knie mit einer Handfeuerwaffe zerschossen. Pearce erkannte den Namen des Dicken wieder. Fragte sich, was Rog Baxter wohl angestellt hatte, dass Wallace so sauer wurde. Ging ihn aber im Grunde nichts an, richtig?

GHOST DOG
     
    Guapa war Flashs Lieblingswort, und zwar so sehr, dass er es für sich behielt und stattdessen muchacha sagte, wenn er sich mit Rog kabbelte. Eine guapa war eine Süße, und guapas wollten immer wissen, wieso er Flash genannt wurde.
    Na ja, die wahre Herkunft konnte er ja wohl schlecht zugeben, oder? Es war einfach nicht recht, zu irgendeiner hübschen Lady, die er gerade kennengelernt hatte, zu sagen: >Hallo, mein Schatz, ich wird Flash genannt, weil ich Sachen klaue. Schnell wie der Blitz.< Er wusste, dass es Kerle gab, die genau das machten, aber nein, Flash hatte schließlich Stil, und wenn er ein Mädchen ausführte, nahm er sie nicht zu Burger King mit, auf keinen Fall, Kumpel, von wegen. Er lud seine Frauen zu Pizza Hut oder etwas Ahnlichem mit Klasse ein, vielleicht sogar zum Pizza Express, wenn die Lady was wirklich Besonderes war, und ließ ein bisschen espanol einfließen, worauf es dann auch meistens funkte, womöglich weil es sich, wer weiß, ein bisschen versaut anhörte.
    Eine Zeitlang hatte er den ganzen guapas, die er kennenlernte, erzählt, er heiße Gordon und sei unter seinem Spitznamen Flash

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