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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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auf den Knochen. Es war echt kalt.«
    »Glauben Sie, dass Jimmy Mr. Hopper erschossen hat?«
    »Da hab ich ’ne Menge drüber nachgedacht, aber ich wüsste nicht, warum. Er hat keine Knarre gehabt, soweit ich gesehen hab, und wenn’s bloß ’n Kreditkartenschwindel war, dann hätte Mr. Hopper doch nichts damit zu tun gehabt, Kreditkarten sind doch kleine Fische. Ich denke, Jimmy hatte die Karten bei sich und hat einfach die Panik gekriegt, als er den Schuss gehört hat. Da ist er einfach abgehauen.«
    »Aber Sie haben den Cops doch von Jimmy erzählt?«
    »Na ja, nicht den Teil mit den Kreditkarten. Das wär mir nicht so schlau vorgekommen. Also hab ich darüber die Klappe gehalten. Aber klar, von Jimmy hab ich ihnen erzählt. Kein Einziger von denen hat mir geglaubt.«
    Nicht mal dein eigener Anwalt, dachte Rune. »Angenommen, Jimmy hat Hopper nicht erschossen, glauben Sie, er könnte den Mörder gesehen haben?«
    »Könnte sein.«
    »Viel anfangen lässt sich nicht mit dem, was Sie mir erzählt haben.«
    »Das ist mir klar.« Er seufzte. »Bis jetzt hab nur auf den richtigen Augenblick für die Bewährung gewartet. Aber es gibt hier Leute, die mich irgendwie auf dem Kieker haben. Ich mach mir echt Sorgen, dass die noch mal auf mich losgehen.«
    »Auf Sie losgehen?«
    »Sie wissen schon, mich umbringen. Einmal haben sie’s schon versucht. Ich weiß nicht, wieso. Aber so ist das Leben hier im Knast. Da braucht’s keinen Grund.«
    »Wie sehr wollen Sie raus?«, fragte Rune.
    Boggs blickte in die Kamera. Rune stand auf und schaute durch den Sucher, um ihn besser ins Bild zu bekommen. Was sie sah, beunruhigte sie, denn sie blickte nicht in die Augen eines Tieres oder eines Verbrechers, was furchterregend, aber nicht unerwartet gewesen wäre; sie sah Sanftmut und Schmerz und – was noch schwerer zu ertragen war – einen Teil von ihm, der immer noch ein einsamer, verängstigter kleiner Junge war. »Ich will das beantworten«, sagte er, »indem ich Ihnen beschreibe, wie es hier drinnen ist. Es ist, als wäre einem das Herz rundherum mit ’ner Wäscheleine eingeschnürt. Es ist, als würde man jeden Tag am Morgen nach einer Beerdigung aufwachen. Es ist, als würde man die Angst begrüßen, weil man fürchtet, sich nicht mehr vorstellen zu können, wie es ist, wenn man frei ist. Es ist eine so große Traurigkeit, dass man heulen könnte, wenn man ein Flugzeug sieht, das an einen Ort fliegt, den man sich vorstellen, aber den man nie erreichen kann, egal wie nahe er auch sein mag.«
    Randy Boggs brach ab und räusperte sich. »Tun Sie für mich, was Sie können, Miss. Bitte.«

10
    Rune bemühte sich nach Kräften, wie eine gute Mutter zu sein.
    Sie bemühte sich wirklich.
    Courtney war etwa zu drei Vierteln sauber. Das restliche Viertel war mit Mühe zu ertragen.
    Sie kaufte gesundes Essen für das Mädchen.
    Sie wusch sie zweimal täglich.
    Sie stürzte sich geradezu darauf, dem kleinen Mädchen bessere Kleidung zu besorgen.
    Claire, die bezüglich ihrer eigenen Mode einen superkritischen Geschmack besaß, hatte das arme Kind vor allem in Pullover und Blusen mit Bären oder Disney-Figuren und Kordjeans (Kord! In New York!) gesteckt. Rune nahm sie geradewegs mit nach SoHo in eine Kinderboutique, wo sie eine der Verkäuferinnen kannte. Sie ließ ein paar Mäuse für echte Klamotten springen: einen schwarzen Kunstleder-Minirock und zwei schwarze T-Shirts. Gelbe und limonengrüne Strumpfhosen. Ein Knäuel Bindematerial für die Haare. Schmuck war eine heikle Sache – man wusste nie, was so ein Kind runterschluckte –, aber Rune fand einen atemberaubenden Nietengürtel und schwarze Cowboystiefel (die ein Stückchen zu groß waren, aber sie dachte sich, die Füße der Kleinen würden nur in eine Richtung wachsen, und wieso nicht etwas kaufen, was länger als einen Monat hielt). Das Tüpfelchen auf dem i war eine Leopardenfelljacke aus Plastik.
    Rune zahlte die zweihundertsiebenundzwanzig Dollar, fand aber, das Ergebnis sei es wert gewesen. »Na schön, Freundchen«, sagte sie, »du siehst wahnsinnig gut aus.«
    »Wahnsinnig«, sagte Courtney.
    Es dauerte jedoch nicht lange, bis Probleme auftauchten.
    Sie hatten den Laden verlassen, sich ein Eis gekauft und einen Schaufensterbummel gemacht. Dann fragte Rune sich, ob man Dreijährige zum Tanzen mitnehmen konnte. Unten am Hudson in dem alten Gebäude hatte gerade ein super Late Night Club eröffnet, wo vor Jahren das berühmte Area gewesen war, eine total historische

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