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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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angeben, dass man jede Menge gehabt hätte. So Sachen.«
    »Wo wollte Jimmy hin? Weiter nach Süden?«
    »Er hat gesagt, er würd nicht weiter fahren als bis nach New York, aber ich war schon dankbar, dass mich überhaupt einer mitgenommen hat. Ich dachte mir, ich könnte mir ’n Ticket für den Greyhound kaufen, um nach Atlanta weiterzukommen. Und ich war gerade dabei, genau das zu denken, da dreht er sich im Auto zu mir um und sagt: ›Hey, Kleiner, willst du dir nicht ’n paar hundert Mäuse verdienen?‹ Und ich sage: ›Das käm mir schon sehr recht, vor allem wenn’s legal ist, aber auch wenn nicht, käm’s mir sehr recht.‹
    Er hat gesagt, es wär nicht richtig illegal. Nur was abholen und woanders abgeben. Ich hab ihm gleich gesagt, dass ich da Probleme hätte, wenn’s dabei um Drogen ginge. Er hat gesagt, es ginge um Kreditkarten, und da ich selber früher mal ’n bisschen was damit gemacht hatte, hab ich gesagt, das war nicht übel, wenn er vielleicht zweihundert ins Auge fassen könnte. Er hat gesagt, er würde die mehr als nur ins Auge fassen und außerdem, wenn ich fahren würde, würde er zweihundertfünfzig draus machen. Und ich hab ja gesagt, hab ich. Wir fahren irgendwohin. Ich hab mich in New York nicht ausgekannt, aber beim Prozess fand ich raus, dass es an der Upper West Side war. Wir haben angehalten, und er ist ausgestiegen, und ich hab mich hinters Steuer geklemmt. Jimmy, oder wie er auch geheißen hat, ist in diesen Hof gegangen.«
    »Wie hat er ausgesehen?«, fragte Rune.
    »Na ja, ich war mir nicht so sicher. Ich müsste eigentlich ’ne Brille tragen, aber die war mir in Maine über Bord gefallen, und ’ne neue konnt ich mir nicht leisten. Aber er war ein schwerer Bursche. Er saß irgendwie schwer, wie so ’n Bär sitzen würde. An ’nen Schnauzer erinnere ich mich. Ich hab ihn nur im Profil gesehen.«
    »Weißer?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Beschreiben Sie seine Kleidung.«
    »Er hat Bluejeans angehabt, an den Beinen umgeschlagen, Ingenieursstiefel …«
    »Was ist das?«
    »Kurze Schnürstiefel, wissen Sie. Schwarz. Und ’ne Marinejacke.«
    »Waren Sie nicht ein bisschen nervös wegen der Kreditkartensache?«
    Boggs schwieg einen Moment. »Ich sag Ihnen was, Miss. In meinem Leben hat’s Zeiten gegeben – nicht oft, aber ein paar Mal –, da waren zweihundertfünfzig Dollar nicht viel Geld. Aber damals schon. Genau wie jetzt, und wenn einem jemand ’ne Menge Geld geben will, dann würden Sie staunen, wie schnell einem so was nicht mehr komisch oder verdächtig vorkommt. Egal, ich hab vielleicht zehn Minuten in dem Auto gesessen. Hab mir ein, zwei Zigaretten genehmigt. Ich hatte echt Hunger und hab mich nach ’nem Burger King umgeguckt. Darauf hatte ich nämlich Lust, auf so ’nen Whopper. Da sitz ich also und hab Hunger, und da hör ich den Schuss. Ich hab in meinem Leben genügend Pistolen abgefeuert, dass ich ’n Schuss aus ’ner Knarre erkenne. Die knallen nicht so wie im Kino. Das gibt so ’n Krachen …«
    »Ich weiß, wie Schüsse klingen«, sagte Rune.
    »Echt, schießen Sie?«
    »Genau genommen ist auf mich geschossen worden«, erzählte sie ihm. Nicht um anzugeben. Sondern um ihm mehr von sich zu erzählen, um ihm größeres Vertrauen zu vermitteln.
    Boggs starrte sie an, kam zu dem Schluss, sie mache keine Witze, und nickte bedächtig. »Ich gehe vorsichtig in den Hof«, fuhr er fort. »Da liegt ein Mann auf der Erde. Ich hab gedacht, es wäre Jimmy. Ich renne hin und sehe, dass es nicht Jimmy ist, und bücke mich und sage: ›Mister, geht’s Ihnen gut?‹ Und natürlich geht’s ihm nicht gut. Ich sehe, dass er tot ist. Da steh ich schnell auf und krieg einfach die Panik und haue ab.«
    Boggs lächelte und zuckte leicht mit den Lippen. »Und was passiert? Die Geschichte meines Lebens. Ich renne in ’nen Streifenwagen, der draußen vorbeifährt. Ich meine, ich renne direkt in ihn rein, wumm. Ich falle drüber, und die heben mich auf und nehmen mich fest, und das war’s.«
    »Und was ist mit Jimmy?«
    »Ich hab mich umgeschaut und das Auto gesehen, aber Jimmy war nicht drin. Der war weg.«
    »Haben sie irgendeine Schusswaffe gesehen?«
    »Nein, Ma’am. Ich hab gehört, sie haben sie im Gebüsch gefunden. Es waren keine Fingerabdrücke von mir drauf, aber ich hab Handschuhe angehabt. Der Staatsanwalt hat ’ne große Sache draus gemacht, dass ich Handschuhe im April anhatte. Aber ich hab so kleine Hände …« Er hielt eine Hand hoch. »Ich hab nicht viel Fleisch

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