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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eine Entscheidung zu treffen. Aber vorläufig war seine Ehe seine Angelegenheit. Alles, was sie wollte, waren seine Aufrichtigkeit und ihn als einen Freund, der einen in Atem hielt. Und kein Freund hielt einen so in Atem wie einer, der beim Bombenkommando der New Yorker Polizei arbeitete.
    »Sie haben den falschen Mann erwischt«, sagte Rune.
    »Ich kenne deine Theorie über Boggs.«
    »Ich will ja nicht im Aktenlager rumstöbern. Ich will nur eine einzige Akte lesen.«
    »Ich dachte, du wolltest Reporterin werden.«
    »Ich bin Reporterin.«
    »Reporter schummeln nicht. Es wäre unredlich, mich zu benutzen, um an Informationen zu kommen.«
    »Aber ganz und gar nicht. Du weißt Bescheid über geheime Quellen. Komm schon, du könntest mein heimlicher Informant sein.«
    »Es geht um eine Ermittlung wegen Mordes. Ich würde suspendiert werden, wenn ich Informationen weitergebe.«
    »Es geht um eine Verurteilung wegen Mordes. Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Die Abschrift ist öffentlich zugänglich. Wieso holst du …?«
    »Die Abschrift hab ich. Ich brauche den Polizeibericht. Darin sind die Namen von allen Zeugen und die Einschlagswinkel der Kugeln und Bilder von den Austrittswunden. Das ganze gute Zeug. Komm schon, Sam.« Sie küsste ihn auf den Hals.
    »Da kann ich nichts machen. Tut mir Leid.«
    »Der Mann ist unschuldig. Er sitzt für etwas, was er nicht getan hat. Das ist schrecklich.«
    »Du kannst doch mit der Pressestelle sprechen. Dort bekommst du die Version der Behörde zu hören.«
    »Der erzählt mir doch nur Quatsch.«
    »Die«, sagte Healy. »Nicht der.« Er stand auf und ging in die Kombüse. »Hast du irgendwas Gescheites?«
    »Na ja, erst mal haben alle, die ich interviewt habe, gesagt, dass Randy Boggs nie im Leben jemanden umbringen könnte. Dann …«
    »Zu essen, meine ich.«
    »Oh.« Sie schielte in die Kombüse. »Nein.«
    »Jetzt sei nicht eingeschnappt.«
    »Bin ich nicht«, sagte sie rasch. »Ich hab nur wirklich nichts Gescheites. Tut mir Leid. Ein bisschen Müsli vielleicht.«
    »Rune …«
    »’ne Banane. Die ist ziemlich alt.«
    »Ich kann den Bericht nicht besorgen. Es tut mir Leid.«
    »’ne Dose Thunfisch. Ist allerdings ’ne ziemlich eklige Kombination, wenn du’s mit dem Müsli mischst. Selbst mit dem hohen Ballaststoffanteil.«
    Healy sprang nicht darauf an. »Keine Akte. Gib’s auf.« Er kam mit Brezeln und Hüttenkäse zurück. »Wo ist eigentlich dein kleines Mädchen?«
    Sie zögerte. »Ich hab sie zur Fürsorge gebracht.«
    »Ach.« Er schaute sie mit ausdruckslosem Gesicht an. Wortlos aß er den Hüttenkäse. Er bot ihr eine Gabel davon an, auf die sie keine Lust hatte.
    »Die Leute dort waren ’n echt, echt guter Haufen. Weißt du, die waren echte Profis.«
    »Mh-hm.«
    »Die machen das so, dass sie sie für ’ne Weile in ’ner Pflegefamilie unterbringen, und dann suchen sie ihre Mutter …«
    Sie wich seinem Blick aus und schaute überall sonst hin. Musterte seine Knöpfe, die Stiche an seinen Hemdnähten, das Dreieck von Fußboden zwischen seinen Schuhen. »Na, war doch ’ne gute Idee, oder?«
    »Ich weiß nicht. War’s eine?«
    »Es musste sein.«
    »Als ich noch im Revier auf Streife ging, haben wir manchmal Kinder gefunden. Wenn es irgendein Anzeichen von Vernachlässigung oder Missbrauch gibt, muss man sie einliefern oder einen Sozialarbeiter rufen, der sie sich ansieht.«
    »Die Leute sind doch okay, oder?«, meinte Rune.
    »Ich denke schon.«
    Sie stand auf und ging langsam umher. »Was hätte ich denn machen sollen? Ich kann mich nicht um ein Baby kümmern.«
    »Ich sag ja nicht …«
    »Doch, tust du. Du sagst: ›Ich denke schon‹, ›Ich weiß nicht.‹«
    »Du hast das gemacht, was du für richtig gehalten hast.«
    Zudrücken, locker lassen. Ihre kurzen, nicht bemalten Fingernägel bohrten sich in ihre Handfläche und ließen wieder los. »Bei dir klingt das, als hätte ich sie an Fremde weggegeben.«
    »Ich bin nur ein wenig erstaunt, mehr nicht.«
    »Was soll ich denn machen? Sie die ganze Zeit mit mir rumschleppen? Es hat mich fünfhundert Dollar gekostet, die Kamera reparieren zu lassen, die sie kaputtgemacht hat. Ich hab acht Stunden Film nachdrehen müssen. Ich kann mir keinen Babysitter leisten …«
    »Rune …«
    Lautstärke und Empörung nahmen zu. »Du hörst dich an, als hätte ich sie ausgesetzt. Ich bin nicht ihre Mutter. Ich will sie nicht mal.«
    Healy lächelte. »Jetzt sei nicht so paranoid. Ich bin sicher, die kümmern sich gut um

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