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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sie sich den Abschriften der Interviews zu, die Rune während der vergangenen Wochen gemacht hatte, als sie an der Ostküste und im Süden herumgereist war, um mit Leuten zu sprechen, die Randy Boggs kannten.
     
    Klar, Randy Boggs hat fast zwei Jahre für mich gearbeitet. Er kam rein und hat ’nen Job gesucht. Guter Junge. Zuverlässig. Der war kein Killer. Mit dem Besen konnte der umgehen wie kein Zweiter. Ich bin sicher, das war in den Sechzigern. Wir hatten damals das Negerproblem. Klar, das Negerproblem haben wir immer noch. Da würd ich gern mal ’n paar Worte zu sagen, wo ich seh, dass Sie ’ne Kamera dabeihaben …
    Das nächste …
    Randy Boggs? Klar, hab ich die Boggs gekannt. An die Jungs kann ich mich nicht erinnern. Der Vater war ’n gemeiner Hund. Mann, der …
    Das nächste …
    Randy? Klar. Wir hatten dieses Hummergeschäft. Aber – Sie haben die Kamera laufen? Okay, lassen Sie mich folgende Geschichte erzählen. Die Frau und ich waren mal drüben in Fortland, und wir sind in dem Chevy gefahren – wir kaufen immer amerikanische Autos, selbst wenn sie ’n Haufen Sie wissen schon was sind. Wir sind also so da langgefahren, und da waren so drei Lichter am Himmel, und wir wussten, dass das keine Flugzeuge sind, weil die so hell waren. Und dann hat eins von ihnen …
    Das nächste …
    Rune gähnte heftig.
    »Alles klar?«, fragte Bradford.
    »Mehr oder weniger.« Sie öffnete den nächsten Ordner.
    Aus ihrem Leben war ein endloser Kreislauf geworden aus langen einsamen Stunden, Flügen in Flugzeugen und Aufenthalten in Hotels, die jemand anders bezahlte, nervenzerrenden Besprechungen im Sender, Interviews, die manchmal außer Kontrolle gerieten und manchmal funktionierten, einem verlassenen Hausboot, einem chaotischen Schneideraum. (Eines Morgens wachte sie auf und stellte fest, dass sie neben der Kamera eingeschlafen war – was weniger Furcht erregend war als die Tatsache, dass sie die ganze Nacht mit dem Arm darum geschlafen hatte.) Sie gab die Late-Night-Clubs auf, sie gab die Literatenkneipen im West Village auf. Sie gab sogar auf, Sam Healy oft zu sehen. Von Zeit zu Zeit segelte Piper Sutton wie ein Adler mit einer zappelnden Forelle in den Klauen an Runes Arbeitsnische vorbei, um sich Bericht erstatten zu lassen.
    Während sie und Bradford sich nun inmitten Dutzender junger Anwälte und Geschäftsleute, die, von Tequila und dem wilden Leben in Manhattan berauscht, lachten und prahlten und flirteten, durch das ganze Material kämpften, empfand Rune einerseits immer größere Wut darüber, dass ein derart vitaler und bedeutender Mann wie Lance Hopper ermordet worden war, und andererseits eine immer größere Gewissheit, dass Randy Boggs es nicht getan hatte.

12
    »Komm schon, Sam, bitte.« Sie hatte es mit Charme versucht und sich jetzt aufs Betteln verlegt.
    Aber Sam Healy war ein Beamter, der sein Geld damit verdiente, dass er Bomben entsorgte; es war schwer, so jemanden zu etwas zu überreden, was er nicht wollte.
    Sie saßen auf dem Achterdeck des Hausbootes, tranken Bier und aßen Popcorn.
    »Ich will nur mal reinschauen. Eine kleine Akte.«
    »Ich habe keinen Zugriff auf die Akten im Zwanzigsten Revier. Ich gehöre zum Bombenkommando. Wieso sollten die auch nur mit mir reden?«
    Rune hatte eine Menge Zeit mit dem Versuch zugebracht herauszufinden, ob sie diesen Mann liebte. In gewisser Weise schon, dachte sie. Aber es war nicht so wie früher – wann immer das gewesen sein mochte –, als man entweder verliebt war oder nicht. Heute war die Liebe viel komplizierter. Es gab Abstufungen, es gab Phasen der Liebe. Sie schaltete sich ein und aus wie ein Kompressor in einer Klimaanlage. Sie konnte sich mit Healy locker unterhalten. Und zusammen lachen. Es gefiel ihr, dass er aussah wie der Mann in der Marlboro-Werbung. Ihr gefielen seine Augen, die ruhiger und tiefer waren, als sie es bei einem Mann je gesehen hatte. Was sie jedoch vermisste, war das Kribbeln im Bauch, diese schwerelos machende Besessenheit von dem Objekt der Begierde, die Runes bevorzugte Form der Liebe war, auch wenn das total selten vorkam.
    Und außerdem war Healy verheiratet.
    Was Rune komischerweise nicht weiter störte. Wenigstens lebte er getrennt und hatte kein Problem damit, in dieser Sache zu Cheryl und zu Rune vollkommen aufrichtig zu sein. Rune sah diese Ehe wie einen Airbag in einem Auto – eine Sicherheitsvorrichtung. Vielleicht würde sie ihn, wenn sie älter wurde und sie dann noch zusammen waren, zwingen,

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