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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sie. Iss ’n Stück Hüttenkäse. Was ist da drin?«
    Rune schaute. »Apfel? Birne? Moment, ich glaub, es ist Zucchini.«
    »Soll das diese Farbe haben?«
    »Es ist ja nur, bis sie Claire gefunden haben«, sagte sie.
    »Wahrscheinlich nur für ein paar Tage«, sagte Healy.
    Rune stand an dem runden Bullauge, schaute über das Wasser und beobachtete, wie sich die Lichter von Hoboken in den Wellen spiegelten wie Anfluglichter auf einer Landebahn. Mit Blicken verfolgte sie die Linien bis ans Land und wieder zurück, bis ein vorbeikommendes Schnellboot die Lichter ertränkte. Als die Farben sich wieder sammelten, drehte sie sich zu Healy um. »Ich hab doch das Richtige gemacht, oder?«
    »Na klar doch.« Er schloss den Deckel des Hüttenkäses.
    »Komm, wir holen uns was zu essen.«
     
    Piper Sutton spürte die Macht, die sie über ihn hatte, und fühlte sich unwohl dabei, denn es war ausschließlich sexuelle Macht.
    Und deshalb eine Macht, die sie nicht ausnutzen durfte. Oder vielmehr, die sie sich nicht auszunutzen gestattete.
    Als sie den Mann, der ihr gegenüber am Schreibtisch saß, anschaute, schlug sie die Beine übereinander, wobei das Rascheln ihrer cremefarbenen Strümpfe an diese Macht gemahnte. Sie saß in einem Büro genau zwei Stockwerke über ihrem eigenen – im Penthouse auf dem Monolithen der Muttergesellschaft.
    »Ich lasse uns Kaffee bringen«, sagte der Mann.
    »Nein, danke.«
    »Dann nur für mich.« Dan Semple war ein gepflegter Vierundvierzigjähriger, stämmig, mit kurz geschnittenen grau melierten Haaren, die sich in Locken auf seiner Stirn kringelten. Er war – anders als Piper Sutton oder Lee Maisel oder sein Vorgänger Lance Hopper – kein Nachrichtenmann. Er hatte Werbezeit für verschiedene Lokalsender verkauft, dann für den Muttersender, und schließlich war er in die Unterhaltungsbranche und dann ins Nachrichtengeschäft gewechselt. Der Mangel an Erfahrung als Reporter war unwichtig; Semples Talent betraf Geld – es zu verdienen und es zu sparen. Niemand beim Fernsehen war so naiv zu glauben, dass anspruchsvoller Journalismus allein zum Erfolg eines Senders ausreichte. Und, von ein paar Ausnahmen abgesehen, hatte es niemanden gewundert, als Semple den Chefposten erhalten hatte. Die Ähnlichkeiten waren offensichtlich: Hopper war ein großer Nachrichtenmann in Gestalt eines Mistkerls gewesen; Dan Semple war ein großer Geschäftsmann im Körper eines sadistischen Größenwahnsinnigen.
    Dennoch gab es etwas, was ihn überhaupt nicht kalt ließ: Piper Sutton.
    Sie hatte in der Vergangenheit mit verschiedenen Managern im Sender Affären gehabt – natürlich nur mit Männern, die eine gleichwertige Position eingenommen hatten, und nur mit Männern, die sie körperlich begehrte oder deren Gesellschaft sie wirklich genoss. Sutton scherte sich einen Dreck um Gerüchte und Klatsch, aber einer ihrer wenigen moralischen Grundsätze war, dass sie nicht ihren Körper einsetzen würde, um ihre Karriere voranzutreiben; es gab jede Menge anderer Möglichkeiten, diejenigen zu ficken, für die man arbeitete.
    Die Affäre mit Semple hatte ein Jahr lang gedauert, als beide noch auf der Karriereleiter nach oben strebten. Aber das war schon einige Jahre her. Dann kam Hoppers Tod, woraufhin das eintrat, was Sutton vorhergesagt hatte: Semple wurde Hoppers Nachfolger. Am Tag nachdem der Vorstand die Ernennung bekannt gegeben hatte, kam sie zu ihm ins Büro, um ihm zu sagen, wie sehr sie sich für ihn freute. Dann hatte Sutton Semples Hand genommen, ihn auf die Wange geküsst und die Affäre beendet.
    Seitdem führte Semple einen geradezu pubertären Feldzug, um sie zurückzugewinnen. Obwohl sie sich oft sahen und miteinander speisten und Wohltätigkeitsveranstaltungen und offizielle Empfänge besuchten, hatte sie beschlossen, dass die Tage ihrer intimen Beziehungen gezählt waren. Er hatte ihr nicht geglaubt, als sie ihm gesagt hatte, auch ihr sei die Entscheidung schwer gefallen, wobei es durchaus so war. Sie fühlte sich körperlich von ihm angezogen, und sie fühlte sich angezogen von seiner Stärke und Brillanz und Entschlusskraft. Sutton hatte sich früher mit schwachen Männern zufrieden gegeben und ihre Lektion gelernt.
    Diese Spannung bildete bei jedem ihrer Gespräche mit Semple einen Unterton. Es störte sie, dass Semple, obwohl er ihre Fähigkeiten ungemein respektierte, sie nur auf rein emotionaler Ebene begehrte. Die Macht, die sie über ihn hatte, war die Macht einer Geliebten, nicht die

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