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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sehr von dem in seiner früheren Behausung. Anstatt eines Backsteingebäudes hatte er hier einen steinernen Zellenblock zur Wohnung (ein Gebäude, das nicht mit Graffiti verschmiert war und nach Scheiße stank). Anstelle der faden Makkaroni und Hähnchen und Kartoffeln der Frau, mit der er in wilder Ehe lebte, hatte er die faden Makkaroni und Hamburger und Kartoffeln der Gefängnisverwaltung. Anstatt auf der Straße herumzuhängen und gelegentlich am Bau zu arbeiten, hing er im Hof herum und arbeitete in der Werkstatt. Anstatt von Dealern und Gangs gepiesackt und bedroht zu werden, die Maschinenpistolen hatten, wurde er von der Aryan Brotherhood gepiesackt und bedroht, die Keulen und Klappmesser hatten.
    Alles in allem war es drinnen besser. Man bekam vielleicht keine Gehaltsschecks, aber man brauchte auch so etwas wie Gehaltsschecks nicht, wenn man seine Strafe absaß.
    Er hatte Freunde, wie zum Beispiel Randy Boggs.
    Er hatte seinen Koran.
    Nein, er konnte sich nicht beklagen. Er senkte den Blick wieder auf sein heiliges Buch.
    … Wenn Allah dich mit einem Schmerz belegt, kann ihn niemand von dir nehmen als Er allein; wenn Er dir Gutes wünscht, kann niemand dir seine reichen Gaben nehmen. Er …
    Der Gedanke in dieser Passage war der letzte, den Severn Washington je dachte.
    Und der letzte Laut, den er je hörte, war das Zischen der stählernen Hantelstange, die ihm auf den Hinterkopf krachte.
    Er lebte nicht einmal mehr lange genug, um das zarte Flattern seines Korans zu hören, als dieser ihm aus den zuckenden Fingern glitt und offen im Dreck lag, das Buch, das, wie sich zeigte, Washington keineswegs in den Himmel vorausgehen sollte.
     
    Sie unterhielten sich mit gedämpfter Stimme.
    »Is mir egal, was du denkst, scheiß drauf«, sagte Juan Ascipio. »Wir mussten den Nigger abmurksen. Ich hab dir gesagt …« Er sprach gehetzt zu einem seiner Hispanobrüder in dem Bereich neben der Bibliothek, wohin sie gerade Washingtons Körper geschleppt hatten. »… wir gehen auf Boggs los, legen ihm die Stange in die Hand und das Messer dem Nigger. Dann sieht’s aus, als hätt der Nigger Boggs erledigen wollen, und dann hat Boggs sich auf ihn gestürzt, und dann hat der Nigger Boggs umgelegt.«
    »Ich weiß, Mann«, sagte der zweite Mann. »Hey, ich sag doch gar nix.«
    »Du siehst nicht glücklich aus, Mann, aber wir mussten’s so machen.«
    »Klar. Es is nur so, Mann, dass die wissen, dass wir’s war’n.«
    »Scheiß drauf«, spuckte Ascipio aus. »Was die wissen, is was anderes, als was sie beweisen können.«
    »Nach dem ersten Mal, Mann. Die wissen, dass wir’s war’n. Der hätt singen können.«
    »Der Wichser hat nich gesungen. Der hätt sagen können, wer ihn abgestochen hat. Der hat nix gesagt.« Ascipio lachte.
    »Klar.«
    Ein dritter Mann kam herangesprungen. »Boggs – er is ganz allein da drin.«
    Ascipio lachte erneut.
     
    Randy Boggs mochte die Bibliothek.
    Lesen war so etwas, wovon man überhaupt nichts hält, bevor man es nicht tatsächlich macht. Draußen hatte es ein paar Dinge gegeben, die er gerne gemacht hatte. Zum Beispiel abends mit einem Glas Bier dasitzen, den Grillen und Eulen und dem Rauschen der Blätter und dem Knacken der Zweige lauschen. Das war etwas, was er praktisch ewig hätte tun können. Scheinbar war so etwas Nichtstun, aber in Wirklichkeit gab es nur wenig, womit ein Mann seine Zeit sinnvoller verbringen konnte.
    Und so war es für ihn jetzt auch mit dem Lesen.
    Die meisten Bücher waren grottenschlecht. Jemand – eine Schule vermutlich – hatte einen ganzen Haufen Lehrbücher gespendet. Soziologie und Psychologie und Statistik und Wirtschaft. Öde wie trockener Toast. Wenn es das war, was die Leute auf dem College lernten, dann war es kein Wunder, dass kein Mensch einen Funken Grips zu haben schien.
    Und einige der Romane waren ein bisschen zu heftig. Die älteren – und in der Bibliothek schienen vor allem Bücher aus den zwanziger und dreißiger Jahren zu stehen – waren ziemlich kompliziert. Da wusste er gar nicht, wo vorne und hinten war. Da musste er sich richtig durchbeißen; genau wie beim Fußbodenputzen: kratzen, dann schrubben, dann moppen, dann nachspülen. Stück für Stück. Dann entdeckte er auch neuere. Catch-22, das fand er echt okay. Er hatte fünf Minuten lang grinsen müssen, nachdem er das zu Ende gelesen hatte. Dann hatte jemand Kurt Vonnegut erwähnt. In der Gefängnisbibliothek gab es zwar keine Bücher von ihm, aber ein Wärter, mit dem er sich

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