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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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selbst schon eine Story.
    Es hatte sich jedenfalls gezeigt, dass der Schaden doch nicht so groß war, wie sie gedacht hatte. Alles, was fehlte, waren das Masterband und die Kopien und das Band mit Bennett Frost. Bradford, Gott segne ihn, hatte von fast allem anderen Kopien gefunden. Aus diesem Material konnte der Beitrag neu zusammengestellt werden, auch wenn sie Bennett Frost noch einmal würde aufnehmen müssen.
    Was ihr am meisten Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass Randy Boggs immer noch in Gefahr schwebte. Aber dann kam ihr der Gedanke, dass die Story vielleicht gar nicht gesendet werden musste, um den Prozess zu seiner Entlassung in Gang zu setzen. Gewiss, der Eindruck wäre nicht so schön – dass tatsächlich ihr Bericht seine Entlassung bewirkte. Aber was war schließlich ihr Ziel gewesen? Ihn freizubekommen.
    Nein, Current Events konnte die Story mühelos auch noch bringen, wenn er entlassen war. Das gäbe noch eine hübsche Note. Sie würde Aufnahmen von ihm anfügen, wie er in New York herumwanderte, als freier Mann. Vielleicht wie er mit seinen Brüdern oder Schwestern zusammenträfe.
    In der Kombüse goss Rune Preiselbeersaft für Courtney ein und machte ihr einen Instant-Haferbrei.
    »Ich will in den Zoo gehen.«
    »Okay, mein Schatz, wir versuchen’s. Aber vorher muss ich noch was erledigen. Wir gehen jemanden besuchen. Einen Mann.«
    »Wen denn? Ist das ein netter Mann?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Rune, während sie in ihrem Notizbuch nach der Adresse von Fred Megler suchte.
     
    »Poker«, sagte Megler. »Ich dachte, gestern Abend sollte diese Sendung laufen. Was ist passiert? Ich hab meinen Pokerabend verpasst, um daheim zu bleiben. Ich mag es gar nicht, Pokerabende zu verpassen.« Er hob nacheinander eine Reihe von Limonadendosen an, um eine volle zu finden.
    »Es ist gestohlen worden.«
    »Gestohlen? Jemand hat eine Fernsehsendung gestohlen?«
    »Das Band. Jemand hat’s geklaut.«
    »Ohne Scheiß?« Dann jaulte er auf und schaute nach Courtney.
    »Scheiß«, sagte das kleine Mädchen.
    »Ich werde die Story noch mal machen«, sagte Rune. »Aber ich hab mir gedacht, Sie könnten vielleicht schon mal anfangen mit dem – dem, wie heißt das bei Ihnen? Randy rauszubekommen.«
    »Die Antragspapiere.«
    »Genau. Ich hab mir gedacht, Sie könnten Mr. Frost dazu bringen, vor Gericht zu gehen und …« Sie brach ab.
    Meglers Gesicht war für einen Moment ausdruckslos. »Sie haben’s noch nicht gehört?«
    »Was gehört?«
    »Von dem Unfall?« Seine Stimme, dünn wie sein Körper, erhob sich, als müsse jeder in der Stadt Bescheid wissen.
    O nein. Rune schloss die Augen. »Was ist passiert?«
    »Frost ist in der Badewanne ausgerutscht. Er ist ertrunken.«
    »Was? O Gott … Wann ist das passiert?«
    »Vor ein paar Tagen.« Megler fand eine fast volle Dose Pepsi Light. Sein Gesicht leuchtete auf. »Ist wirklich gut, dass Sie ein Band von ihm aufgenommen haben. Sonst wär’n wir im …« Er schaute nach Courtney. »… Sie wissen schon, im Hintertreffen.«

23
    Allah sagt uns:
    Jene, welche Gutes tun, werden ihren höchsten Lohn im Himmel finden und mehr noch. Weder Staub noch Schmach sollen ihr Antlitz trüben. Jene sind die rechten Eigentümer des Gartens, und sie werden darin weilen.
    Am späten Donnerstagmorgen wartete Severn Washington darauf, dass Randy Boggs aus der Bibliothek kam. Er saß auf einer Betonstufe und las im Koran. Das tat er oft. Er betete fünfmal täglich und vollzog die rituelle Waschung und mied Alkohol und Schweinefleisch, und ebenso vermittelte ihm die Lektüre des heiligen Buches große persönliche Zufriedenheit. Er trug es stets bei sich.
    Das Exemplar, das er besaß, war eng gedruckt. Unter der wiederholten Berührung seiner riesigen, plumpen Finger war das empfindliche Florpapier des kleinen Bandes noch durchsichtiger als neues geworden. Das gefiel ihm. Er stellte sich vor, Allah streckte die Hand zur Erde und machte das Buch jedes Mal, wenn Washington darin las, immer unsichtbarer. Irgendwann würde es durchsichtig werden, würde zum Geist werden – verschwinden und zum Himmel auffahren.
    Und dann würde Washington folgen und seine Sünden – alle (besonders die Schießerei in dem Schnapsladen) – würden vergeben sein; sein neues Leben würde beginnen.
    Washington wollte jedoch nicht zu früh gehen. In seinem gegenwärtigen Leben gab es Aspekte, an denen er sich zu freuen gelernt hatte. Selbst hier in Harrison. Das Leben im Gefängnis unterschied sich nicht

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