Hard News
sollte. Weder hier noch jetzt.
Die Schritte hielten an, und er hörte leise Stimmen.
Randy Boggs schluckte und versuchte, sich an ein Gebet zu erinnern. Da ihm keines einfiel, schluckte er noch einmal und versuchte, nicht an den Schmerz zu denken.
Die Tür wurde aufgerissen.
»Hey, Boggs.«
Er blinzelte mit starrem Blick.
»Boggs, komm schon. Arsch hoch.«
Er stand auf und ging auf den Wärter zu. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus, was auch gut war, denn er hätte ohnehin nicht gewusst, was er sagen sollte.
»Na denn mal los, Boggs.«
»Was gibt’s denn?«
Der Wärter hatte schläfrige Augen und eine Stimme, die dazu passte. »Der Direktor will dich sehen. Beeil dich.«
»Da haben Sie ja ein ganz entzückendes kleines Töchterchen«, sagte Megler zu Randy Boggs.
Der Anwalt stapfte durch das Büro. Er war auf einer Art Energietrip und konnte nicht still sitzen.
Randy Boggs saß vorgebeugt auf einem Sessel in Meglers Büro, die Hände zusammengepresst, als seien sie mit Handschellen gefesselt. Er trug blaue Jeans und ein blaues Jeanshemd, die Kleidung, die er getragen hatte, als er vor drei Jahren ins Gefängnis gegangen war. Rune, die neben ihm saß, roch Mottenkugeln.
»Kleines Töchterchen, jassir.« Boggs nickte heftig und stimmte allem zu, wer es auch sagte. Bei dem Teil mit dem kleinen Töchterchen schaute er jedoch fragend zu Rune, die ihm Courtney entgegenhielt. Boggs streckte die Hände aus, und sie umarmte ihn schüchtern.
»Daddy«, sagte sie und schaute zu Rune, um sich zu vergewissern, dass sie den Text richtig aufgesagt hatte. Rune nickte lächelnd. »Mr. Megler wusste gar nicht, dass Sie ein kleines Mädchen haben«, sagte sie zu Boggs. »Das war einer der Gründe, weshalb er so nett war zu helfen, obwohl der Bericht noch nicht gelaufen ist.«
»Klar«, sagte Boggs und blinzelte, um zu sehen, ob ihm das helfen würde, die Sachlage besser zu verstehen. Es hatte nicht den Anschein. »Weiß ich echt zu schätzen.«
Megler stapfte. Über dem sackartigen Hemd, dort, wo sein Bauch gewesen wäre, hätte er zwanzig Kilo mehr gewogen, flatterte sein Polyesterschlips mit der Kugelschreiberübermalung. Seine Haare standen starr von seinem dürren Schädel nach hinten ab, als stünde er Gesicht voran in einem Sturm.
»Also«, sagte er, »es sieht folgendermaßen aus: Die junge Lady hier hat ein paar ziemlich gute Beweise gefunden, die Sie rausgebracht hätten, aber es scheint, als sei irgendein Arschloch …« Er schaute zu Courtney, aber die spielte mit Daddys Schnürsenkeln und hatte das Wort nicht mitbekommen.
»… irgendeine Person ins Studio eingebrochen und hätte sie gestohlen. Das war der erste Streich. Dann …«
»Oh, das hätten Sie sehen sollen!«, unterbrach ihn Rune.
»Das war ’ne echt tolle Story, Randy. Da wären sie in null Komma nichts raus gewesen. Die Abblenden hab ich einfach tadellos hingekriegt. Der Ton war abgemischt wie ’ne Symphonie. Und ich hatte ’ne echt, echt super Aufnahme von Ihrer Mutter …«
»Mama? Echt?« Er grinste. »Was für’n Zeug hat die denn von sich gegeben?«
»Gab nicht viel her, muss ich Ihnen sagen. Aber sie hat echt mutterhaft ausgesehen.«
»Ja, das ist was, was sie wirklich gut kann.«
»Darf ich?«, unterbrach Megler. Courtney zielte mit dem Zeigefinger wie mit einer Pistole auf ihn und drückte ab. Das war ein Spiel, das sie, wie sie fand, jetzt spielen sollten. Er lächelte sie grimmig an und schoss zurück. Sie schlug die Hände vor die Brust und fiel zu Boden. Es hatte den Anschein, dass Megler hoffte, sie würde für lange Zeit toter Mann spielen.
Rune kam dem Anwalt zuvor. »Wissen Sie, wer’s getan hat? Kennen Sie den Mörder?«
»Ähm. Wenn ich das wüsste …« Boggs zuckte die Achseln.
»Der Typ, der Sie mitgenommen hat, der war’s. Jimmy.«
Boggs schüttelte den Kopf. »Das wär mir neu.«
»Moment. Moment. Moment.« Rune ließ die Beine hüpfen.
»Ich sag Ihnen gleich, woher ich’s weiß. Aber, sehen Sie mal, Jimmy hat alles gestohlen – irgendwie hat er von der Story erfahren. Ich hab’s quasi einem Reporter erzählt, und dann kam es in die Zeitung, und da hat er’s, glaube ich, gelesen und ist in die Stadt gekommen, um die Sendung zu verhindern …«
Courtney erwachte wieder zum Leben und kletterte auf ihren Schoß.
»Egal, ich bin hergekommen, um Fred zu informieren, dass die Beweise gestohlen worden sind. Das war schrecklich, stimmt’s, Courtney?«
»Schrecklich,
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