Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Nase herum. Ob Petra dabei als Köder benutzt wurde, ob sie eine willige Mittäterin war oder eine unbeteiligte Zuschauerin, vermochte ich allerdings nicht zu entscheiden.
Ich zupfte an der Schnur der Jalousie, und dabei wurde mir plötzlich bewusst, dass ich für jeden, der von der Straße aus auf mich schießen oder einen Molotowcocktail auf mich werfen wollte, ein gutes Ziel abgab. Was immer Petra getan oder nicht getan hatte – dass sie einen Brandsatz oder eine Rauchbombe auf jemanden warf, konnte ich mir nicht vorstellen. Mr Contreras hatte recht. Sie war überschwänglich und leichtsinnig, aber nicht gemein oder grausam.
Ich ließ die Hunde herein, die an der Hintertür kratzten, und kniete mich hin, um mit ihnen zu reden. »Heute Abend, wenn die Sonne untergeht, mache ich einen großen Spaziergang mit euch, aber jetzt müsst ihr erst mal im Haus bleiben.«
Ich überlegte eine Weile, was ich anziehen sollte. Schließlich wählte ich ein hochgeschlossenes T-Shirt, ein Paar weite Leinenhosen und eine leichte Leinenjacke, die Brust und Arme bedeckte. Zum Schutz meiner Hände zog ich ein paar weiße Baumwollhandschuhe an, und als krönenden Abschluss suchte ich einen breitkrempigen Strohhut heraus, den ich manchmal am Strand trug. Als ich ihn zur Probe vor dem Spiegel aufsetzte, sah ich aus wie Scarlett O’Hara, die ihre zarte Haut vor der stechenden Sonne auf der Plantage schützt, aber das war nicht zu vermeiden.
Um mich auch in anderer Hinsicht zu schützen, machte ich den Safe in meinem Schlafzimmer auf. Die Einbrecher hatten den begehbaren Schrank zwar durchsucht und meine Garderobe arg durcheinandergebracht, aber der Safe, der hinter dem Schuhregal eingebaut ist, war ihnen entgangen. Gelegentlich bringe ich sensible Dokumente dort unter, die ich nicht über Nacht im Büro lassen will. Aber meistens hebe ich nur die tropfenförmigen Diamantohrringe meiner Mutter und meine Smith & Wesson darin auf.
Ich kontrollierte, ob die Waffe noch sauber war, denn ich war schon seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Schießstand gewesen, und prüfte das Magazin. Ich wusste zwar nicht mit Sicherheit, ob mich jemand ins Visier genommen hatte, aber ich fühlte mich etwas besser, als ich mir die Waffe in die Hose schob und das Holster am Gürtel festklemmte.
Wer war in meiner Wohnung gewesen? Und wie hatten es die Eindringlinge geschafft, die Türen zu öffnen, ohne sie aufzubrechen oder die Schlösser zu beschädigen? In klassischer Detektivtradition befragte ich zunächst meine Nachbarn, um festzustellen, ob jemand etwas gesehen oder gehört hatte. Ich ging von Tür zu Tür und klingelte. Natürlich waren die meisten bei der Arbeit, aber die alte Dame aus Norwegen, die seit über zehn Jahren im zweiten Stock wohnt, und die Großmutter der koreanischen Familie waren zu Hause. Allerdings hatte keine von ihnen etwas Ungewöhnliches bemerkt.
Jake Thibaut kam verschlafen in einem T-Shirt und Shorts an die Tür. Ich hatte ihn aus dem Bett geholt, aber das ließ sich nun mal nicht vermeiden. Woher sollte ich wissen, wann er nachts nach Hause kam?
Zunächst erkannte er mich gar nicht. »Es sind die Haare«, sagte er schließlich. »Sie haben sich Ihre Locken abgeschnitten.«
Ich kämmte mit den Fingern durch meinen Bürstenschnitt und zuckte prompt zusammen, als ich die verbrannten Stellen berührte. Wenn ich nicht vor dem Spiegel stand, vergaß ich völlig, wie meine Haare jetzt aussahen.
»Haben Sie vor zwei Nächten in meiner Wohnung irgendwelche Geräusche gehört? Irgendjemand ist da mit einer Planierraupe oder so durchgerauscht und hat alles verwüstet.«
»Vorgestern?« Er rieb sich die Augen. »Da hab ich in Elgin gespielt. Ich bin erst gegen zwei Uhr morgens nach Hause gekommen, aber vielleicht habe ich Ihre Planierraupenfahrer gesehen. Ich hatte gerade den Bass aus dem Auto gehoben, als zwei fremde Männer auf den Gehweg herauskamen.«
Ich holte tief Luft. »Schwarz? Weiß? Jung?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es wären vielleicht zwei Klienten, die zu einer geheimen Besprechung bei Ihnen waren. Deshalb habe ich mich nicht sehr für sie interessiert. Der eine sah ein bisschen wie Edward G. Robinson aus, der immer die Gangsterbosse gespielt hat, und wenn man so jemandem begegnet, hält man ja gern etwas Abstand.«
»Hatten sie ein Auto oder waren sie zu Fuß?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass sie in einen großen schwarzen SUV gestiegen sind, der ein Stück weiter oben auf der Straße geparkt war.
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