Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
übergab mich der Obhut von Mr Contreras, der darauf bestand, meinen Koffer nach oben zu tragen.
    Meine gute Laune verschwand allerdings schlagartig, als ich die Tür öffnete. Ich war so schockiert, dass ich zunächst einmal gar nichts begriff. Meine Wohnung war völlig verwüstet. Die Bücher lagen überall auf dem Boden verstreut, meine Stereoanlage war demontiert, und Notenhefte waren vom Klavier gestoßen worden, damit man den Deckel aufklappen und ins Innere sehen konnte. Die Truhe meines Vaters stand mitten im Wohnzimmer, und das Kleid meiner Mutter lag zusammengeknüllt auf dem Boden.
    Meine erste Reaktion war Verzweiflung. Ich empfand den dringenden Wunsch, in ein Flugzeug nach Mailand zu steigen und den Rest meiner Tage in der kleinen Stadt in den Bergen Umbriens zu verbringen, wo meine Mutter als Kind gelebt hatte. Meine zweite Reaktion war Wut auf meine Cousine.
    »Also bitte, Vic«, sagte Mr Contreras. »Geben Sie doch nicht immer Peewee an allem die Schuld. Wieso sollte sie denn so was gemacht haben?«
    »Es gibt keinerlei Hinweise auf einen Einbruch«, sagte ich. »Sie ist besessen von diesem Baseball, den ich bei den Sachen meines Vaters gefunden habe, und alles hier sieht so aus, als ob sich diese verwöhnte Göre einfach geholt hat, was sie haben wollte, ohne erst lange um meine Erlaubnis zu bitten.«
    »Ich hab sie reingelassen, das stimmt, aber das war vor zwei Tagen, als sie Ihr Ladegerät abgeholt hat. Sie ist gar nicht so lange hier gewesen, um so viel Schaden anzurichten. Außerdem tun Sie ihr sowieso dauernd Unrecht. Ich weiß gar nicht, was mit Ihnen los ist, Cookie, aber manchmal denke ich fast, Sie sind eifersüchtig, weil sie so jung und hübsch und vergnügt ist. Ich hätte wirklich gedacht, so was haben Sie gar nicht nötig. Ganz im Ernst, Puppe.«
    »Wie können Sie so mit mir reden, wo sie gerade meine Wohnung verwüstet hat? Schauen Sie sich das an!« Ich hielt das Kleid meiner Mutter hoch. »Sie weiß ganz genau, wie wichtig mir dieses Kleid ist, und sie knüllt es zusammen und schmeißt es auf den Boden wie einen Putzlumpen!«
    »Ich hab doch schon gesagt, dass Petra das gar nicht gewesen sein kann. Und sonst hab ich niemanden hier reingelassen, also muss das ein Profi gewesen sein, den Ihre ganzen Schlösser und Riegel nicht weiter beeindruckten. Das muss irgendwann nachts passiert sein, als ich und die Hunde geschlafen haben. Und nachts ist Ihre Cousine bestimmt nicht hier gewesen.«
    Ich rief Petra auf dem Handy an, es meldete sich aber niemand. Sie solle mich sofort zurückrufen, hinterließ ich auf ihrer Mailbox. In Begleitung von Mr Contreras ging ich durch meine Wohnung und betrachtete die Schäden. Der alte Mann hatte recht, Petra hätte vermutlich keine so willkürlichen Verwüstungen angerichtet. Aber Profis hätten das auch nicht gemacht. Es sei denn, es war jemand, der mich bewusst in Angst versetzen wollte. In diesem Fall hatten sie ihre Arbeit sehr gut erledigt.
    »Was können die bloß gesucht haben?«, fragte ich Mr Contreras. »Außer diesem Baseball von Nellie Fox, auf den Petra so scharf ist, war hier doch nichts weiter. Außerdem gibt es, wie ich schon mehrfach gesagt habe, keinerlei Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen.«
    »Vielleicht hat Petra vergessen, hinter sich abzuschließen?«, sagte Mr Contreras.
    »Und warum war die Wohnung dann abgeschlossen, als wir gerade gekommen sind?« Ich stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs und konnte die Hysterie in meiner Stimme nur mit äußerster Anstrengung unterdrücken.
    Mr Contreras wollte, dass ich die Polizei anrief, aber ich hatte erst mal die Nase voll von Gesetzeshütern. Je mehr Verwüstung ich sah, umso weniger glaubte ich zwar, dass Petra dahintersteckte, aber ich wollte auch nicht, dass die Polizei irgendwelche Spuren von Petra fand. Wenn sie das gewesen war, dann würde ich sie mir persönlich vorknöpfen.
    Den Rest des Abends verbrachte ich mit Aufräumen und Putzen. Mr Contreras half mir dabei. Gemeinsam hoben wir Bücher auf, legten Kleidungsstücke zusammen und putzten die Küche. Im Esszimmer war sogar das Geschirr aus den Schränken gezerrt worden. Ächzend kniete sich der alte Mann auf den Boden, um Teller und Tassen aufzuheben, abzuwischen und zurück in die Schränke zu stellen.
    Die geschliffenen venezianischen Weingläser, die meine Mutter in ihre Unterwäsche gewickelt und in ihren einzigen kleinen Koffer gepackt hatte, als sie aus Italien geflüchtet war, lagen auf dem Teppich verteilt.

Weitere Kostenlose Bücher