Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Aber ich kenne mich mit Autos nicht aus. Ich weiß nicht, welche Marke es war.«
»Eine große schlanke Frau mit blonden Haaren hat sich wohl nicht in der Nähe herumgetrieben?«
Er lachte. »Sie meinen dieses Mädchen, das Sie hier öfter besucht? Ihre Cousine, nicht wahr? Nein, sie ist ein paarmal hier gewesen und hat den alten Herrn im Erdgeschoss besucht, aber mit diesen beiden Männern hab ich sie nicht gesehen. Uhnd die Kerle waren sehr massig, nicht dünn.«
Ich verabschiedete mich teils besorgt, teils erleichtert. Ich war froh, dass Petra offenbar nicht an dem Einbruch beteiligt war, aber ich fragte mich natürlich, wer meine Wohnung hatte durchsuchen lassen.
Als Nächstes ging ich zu meinem Auto, das Petra und Mr Contreras in einer Seitenstraße abgestellt hatten. Ich hatte meine Aktentasche vor Ewigkeiten in den Kofferraum gelegt, an dem Tag, an dem ich Schwester Frances besucht hatte. Ich machte sie auf, um die Unterlagen für eine Besprechung am Nachmittag darin zu verstauen, und dabei fiel mein erster Blick auf den Nellie-Fox-Baseball. Ich hatte völlig vergessen, dass ich ihn da reingepackt hatte.
Ich musste fast lachen. Die arme Petra. Sie hätte sich den Ball ohne Weiteres holen können, ohne dass ich es jemals gemerkt hätte, wenn sie daran gedacht hätte, mal einen Blick in den Kofferraum meines Autos zu werfen. Ich betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen durch meine Sonnenbrille. Er war fleckig und abgenutzt. Irgendjemand musste vor langer Zeit damit gespielt haben, vielleicht Grandpa Warshawski. Er war gestorben, als ich noch klein war, aber ich wusste, dass er ein Sox-Fan gewesen war.
Was mir Rätsel aufgab, waren die Löcher. Einige davon gingen ganz durch, und ich fragte mich, ob mein Vater und sein Bruder Bernie vielleicht eine Angelschnur durchgezogen hatten, um ihn irgendwo aufzuhängen und ihre Schlagtechnik damit zu üben. Ich steckte den Ball zurück in die Aktentasche und fuhr ins Büro.
Ehe sie vor den Presseleuten geflüchtet war, hatte Marilyn Klimpton gute Arbeit geleistet und meine Unterlagen bestens geordnet. Ich ließ den Computer hochfahren und las, was für Telefongespräche der Anrufdienst verzeichnet hatte. Darunter fand sich eine Nachricht von Johnny Mertons Rechtsanwalt. Ich stünde für morgen Nachmittag auf der Besucherliste des Gefängnisses.
Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich einen weiteren Besuch in Stateville beantragt hatte. Genauer gesagt: Ich hatte den ganzen Fall Gadsden beinahe vergessen. Der Mord an Schwester Frances, meine eigenen Verletzungen und jetzt auch noch der Einbruch in meine Wohnung – Ella Gadsden und ihre Schwester hatte ich völlig verdrängt. Aber nachdem ich mich einen Augenblick besonnen hatte, rief ich Greg Yeoman an und sagte ihm, dass ich morgen Nachmittag pünktlich zum Stateville hinausfahren würde.
Nachdem Petra mir abgesagt hatte, würde ich wohl selbst herausfinden müssen, zu welcher Firma der Bautrupp gehörte, der die Wohnung von Schwester Frances ausgeräumt hatte. Nun, das war keine große Sache.
Schwester Zabinska hatte gesagt, die Männer seien von der Firma Little Big-Man geschickt worden. Sie gehörte einem Mann namens Ernie Rodenko, und seine Adresse war 300 West Roscoe Street. Es war ein mittelständischer Betrieb mit einem Umsatz von unter zehn Millionen im Jahr, der sich auf die Beseitigung von Feuer- und Wasserschäden spezialisiert hatte. Die Adresse lag an der Ecke Roscoe und Lake Shore Drive, und da das eine reine Wohngegend war, ging ich davon aus, dass er gar kein eigenes Büro hatte, sondern von zu Hause aus arbeitete. Was bedeutete, dass ich ihn heute Abend besuchen konnte, wenn ich keinen Sonnenhut und keine sonstigen Schutzmaßnahmen mehr brauchte. Ich trug die Adresse in mein digitales Adressbuch ein.
Am Nachmittag hatte ich einen Termin in der Innenstadt, direkt auf der anderen Seite des großen Platzes, wo die Kampagne für Brian Krumas ihre Büroräume hatte. Als meine Besprechung beendet war, überlegte ich kurz, ob ich Petra dort besuchen sollte. Vielleicht würde sie mir im persönlichen Gespräch unter vier Augen mehr erzählen als am Telefon.
Andererseits hatte man ihr vielleicht auch gesagt, sie solle nicht mehr so viele Privatgespräche während der Arbeitszeit führen. Ihre frühere Chefin war in dieser Hinsicht vielleicht toleranter gewesen, aber sie hatte ja gesagt, dass sie jetzt für Les Strangwell arbeitete. Nach allem, was ich von Strangwell wusste, war er ein sehr
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