Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
er auf der Tastatur seines Computers herumhackte.
»Gibt’s einen bestimmten Grund, warum du denkst, ein Politiker – und zwar ein ziemlich hochkarätiger Gorgonzola, wie ich hier bei Google sehe – könnte etwas mit einem mickrigen kleinen Einbruch zu tun haben?«
»Strangwell ist der Chef meiner Cousine bei der Krumas-Kampagne. Und Alito ist ein Expolizist und arbeitet für Strangwell. Er hat irgendwas mit dieser Geschichte zu tun.«
»Und du denkst, Strangwell ist schon deswegen ein Gangster, weil er versucht, eine Warshawski herumzukommandieren?«
»Ich kann jetzt nicht darüber reden, Conny. Nicht, wenn du so feindselig bist. Mir platzt fast der Schädel vor Sorgen um meine Cousine.« Ich legte auf.
Eine Detektivin, die vor Angst außer sich ist, kann niemandem helfen. Ich streifte die Schuhe ab, setzte mich im Schneidersitz auf die Bank und fing an, tief zu atmen, während draußen die Stationen vorbeizogen. Ich versuchte alle Furcht aus meinen Gedanken zu streichen und stattdessen eine Liste der Dinge zu machen, die ich jetzt tun musste.
Die Polizei und das FBI hatten die halbe Milwaukee Avenue abgeklappert, um jemand zu finden, der die Männer beschreiben konnte, die mit Petra in meinem Büro waren. Oder wenigstens das Auto, mit dem sie gekommen waren. Natürlich hatten sie mir das Ergebnis nicht mitgeteilt.
Ich hatte nicht die Zeit und die Kraft, um alle bisherigen Schritte der Ermittlung noch einmal nachzuvollziehen. Es wohnen und arbeiten sicher einige Hundert Leute in diesem Teil der Milwaukee Avenue. Aber ich konnte Elton Grainger fragen. Tagsüber war er meist im Coffeeshop gegenüber von meinem Büro. Wenn er nicht zu betrunken gewesen war, konnte er sich vielleicht an Petra und ihre Begleiter erinnern.
Dann war da noch Kelsey Ingalls, Petras Zimmergenossin. Das war die Person, der Petra vermutlich mehr als jeder anderen anvertraut hatte. Meine Tante hatte sich geweigert, mir die Telefonnummer zu geben, aber wahrscheinlich würde ich sie im Internet finden.
Beides verlangte, dass ich in mein Büro ging, aber als der Zug in die Station Randolph Street einlief, wurde mir bewusst, dass ich mich direkt unter dem Gebäude befand, in dem die Krumas-Kampagne ihr Hauptquartier hatte. Vielleicht hatte sich Petra ja einer ihrer Kolleginnen anvertraut. Vielleicht würde mir ja Les Strangwell erzählen, woran sie gearbeitet hatte. Was hatte Johnnys Tochter gesagt? Ein paar »Vielleichts« zu viel.
Ich wanderte durch die unterirdischen Passagen zu der Palme, hinter der ich meinen Hut versteckt hatte, und fand ihn tatsächlich noch vor. Ein Minuspunkt für das Reinigungspersonal, aber praktisch für mich. Die Cubs-Mütze und das CHICAGO -Sweatshirt stopfte ich in meine Aktentasche. Auch der Nellie-Fox-Ball war immer noch in der Tasche. Ich hatte schon wieder vergessen, ihn herauszunehmen. Meine Tasche war jetzt so voll Gerümpel, dass ich den Reißverschluss nicht mehr zukriegte.
Ich trat an die Theke im Erdgeschoss und meldete mich bei der Empfangsdame, die dann nach oben zur Krumas-Kampagne telefonierte. Sie kam sogar recht gut mit meinem Namen zurecht, vielleicht hatte sie sich wegen Petra daran gewöhnt. Sie stellte mir einen Besucherpass aus und schickte mich in den 41ten Stock.
Ich war kaum aus dem Aufzug gestiegen und hatte die ersten rot-weiß-blauen Plakate mit Brians leuchtenden Augen bewundert, als sich eine Frau etwas über dreißig mit einer Fülle von roten Locken auf mich stürzte. Ihre gelbe Bluse hing aus dem Blümchenrock, und sie fing an, auf mich einzureden, noch ehe sie ganz durch die Tür war.
»Wo bist du gewesen …? Ach! Wer sind Sie denn?« Ihre Hände, die sie in ihrer Erregung gehoben hatte, fielen herunter.
»Mein Name ist V. I. Warshawski … und wer sind Sie?«
»Ach! Petras Cousine! Die Detektivin. Petra vergisst jeden dritten Tag ihren Ausweis und muss sich beim Empfang anmelden, damit man sie reinlässt. Ich hatte gehofft, dass sie vielleicht wieder aufgetaucht wäre. Wissen Sie, wo sie ist?«
»Leider nein. Ich will herausfinden, woran sie gearbeitet hat, um zu sehen, ob das einen Hinweis darauf gibt, wo sie sein könnte.«
Die Frau warf einen unsicheren Blick in Richtung der doppelten Glastüren, hinter denen die eigentlichen Büros lagen. »Vielleicht sollte ich lieber Mr Strangwell fragen. Sie hat in letzter Zeit mehr für ihn als für mich gearbeitet.«
»Und Sie sind …?« Ich versuchte mich vergeblich daran zu erinnern, ob Petra ihre Chefin jemals
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