Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
rannten weg. Dann kamen ein oder zwei andere aus ihren Waben, lasen, was auf dem Bildschirm stand, tippten Kommentare darunter und verschwanden wieder.
Schließlich gelang es mir, einen jungen Mann mit dicken schwarzen Haaren anzuhalten, die ihm ins Gesicht fielen. »Petra Warshawski?«
»Petra? Petra ist nicht da. Sie ist verschwunden. Es heißt, sie wäre entführt worden.«
Diese magischen Worte führten dazu, dass sich sofort der ganze Pod um uns versammelte. Es begann eine heftige Diskussion, ob Petra entführt worden oder im Geheimauftrag von Strangwell irgendwo unterwegs war.
»Vielleicht ist es eine undercover-Mission«, sagte eine junge Frau mit einer ganzen Reihe dramatischer Piercings in Ohren und Nase. »Sie verrät uns nie, was sie für den Strangler tun muss.«
»Leitet wahrscheinlich ein Killerkommando«, sagte der einzige Afro-Amerikaner im Team.
»Dazu braucht sie nicht undercover zu arbeiten«, sagte das gepiercte Mädchen. »Der Strangler fühlt sich berechtigt, die gesamte Opposition im hellen Tageslicht niederzuschießen.«
»Mit wem hat Petra denn gesprochen, wenn sie ein Problem hatte?«, fragte ich.
Das brachte die Gruppe für eine Weile zum Schweigen. Dann sagte eine junge Frau in Jeans und Tank-Top: »So arbeiten wir hier nicht. Das läuft anders bei uns. Jemand fragt: Wie soll ich das machen? Und dann kommen wir alle zusammen und machen ein Brainstorming. Es geht um Veränderung, nicht um persönlichen Ruhm. Also arbeiten wir irgendwie alle zusammen.«
»Und wenn sie ein persönliches Problem hatte?«, fragte ich.
Der afro-amerikanische Junge sagte: »Petra hatte keine persönlichen Probleme, glaube ich … Das heißt, bevor der Strangler sie aus dem Team rausgeholt hat. Danach ist sie irgendwie anders geworden. Ich weiß nicht, ob es ihr zu Kopf gestiegen ist oder ob sie was machen musste, was ihr nicht gefiel, aber sie hat jedenfalls aufgehört, mit uns zu Mittag zu essen. Deshalb wissen wir auch nicht, was sie tut und mit wem sie redet.«
»Der Kerl ist echt ein Organisationsgenie«, sagte der Junge, mit dem ich zuerst geredet hatte.
»Zugegeben«, sagte der andere. »Aber würdest du mit ihm ins Gato Loco gehen wollen?«
Das gepiercte Mädchen lachte. In diesem Augenblick kam eine junge Frau aus einem anderen Bereich und fragte, wohin sie zum Lunch gehen wollten. Ehe sie alle davonliefen, gab ich ihnen schnell noch Visitenkarten von mir.
»Ich bin Petras Cousine. Die Art und Weise, wie sie verschwunden ist, beunruhigt mich. Haben die Polizei und das FBI noch nicht mit Ihnen geredet? Wenn Ihnen irgendwas einfällt, warum sie verschwunden sein könnte, sagen Sie mir bitte Bescheid!«
Sobald ich mich einige Meter entfernt hatte, saßen sie schon wieder an ihren Computern und schickten E-Mails in alle Richtungen. Polizei, FBI , das war viel zu aufregend, um es für sich zu behalten.
Langsam wanderte ich zu Strangwells Büro zurück. Die Mitarbeiter bewunderten ihn, aber er machte ihnen auch Angst. Und sie hatten Petra offensichtlich darum beneidet, dass sie für ihn arbeiten durfte.
Strangwells Tür stand jetzt offen. Daneben stand Tania Crandon und beschäftigte sich mit ihrem Handy. Die Sekretärin telefonierte über das Festnetz. Strangwell stand mit gerunzelter Stirn in der Tür und beobachtete sie.
»Wir wussten gar nicht, wo Sie geblieben sind!«, sagte Ms Crandon vorwurfsvoll und steckte ihr Handy weg.
»Ich weiß. Es ist ein großes Büro. Da kann man sich leicht verlaufen.« Ich lächelte liebenswürdig. »Ich habe Petras Kollegen gefragt, ob sie sich bei ihnen gemeldet hat.«
»Und? Hat sie?«, fragte Strangwell.
»Ich glaube nicht. Sie haben gesagt, sie wäre sehr … zurückhaltend geworden, seit sie für Sie gearbeitet hat. Haben Sie das von ihr verlangt?«
Seine kalten Augen wurden noch etwas kälter. »Genau wie unsere Klienten erwarte ich von allen Mitarbeitern, dass sie Vertraulichkeit wahren. Die Tatsache, dass unser NetSquad ohne Erlaubnis mit Ihnen gesprochen hat, zeigt allerdings, dass ich das offenbar noch nicht deutlich genug gemacht habe.«
Tania Crandon bekam wieder ihre hektischen Flecken. Sie war sich offenbar bewusst, dass man ihr die Schuld daran geben würde, dass ihr Team mit mir gesprochen hatte. Sie schien etwas zu ihrer Verteidigung sagen zu wollen, aber ich unterbrach sie.
»Sie haben ein sehr sympathisches, engagiertes Team«, sagte ich zu Strangwell. »Ich glaube, wenn Sie denen einen Maulkorb verpassen wollen, machen Sie einen
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