Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
zu überzeugen, dass Sie Verständnis für ihre Probleme haben – Gewalt gegen Frauen und so … Art und Melanie können gleich ein paar Ideen dafür entwickeln –«
»Les, Sie sind eine verdammte Propagandamaschine! Ich will nicht, dass Sie irgendwelche Vorschläge machen, wie ich über ein vermisstes Mädchen reden soll. Ich will wissen, was wir tun, um sie zu finden! Aber wie gesagt, Peter, ich möchte, dass Sie und Rachel alle Unterstützung bekommen, die notwendig ist. Wollen Sie meine Wohnung wirklich nicht haben?«
»Lass nur, Brian. Vic, du kannst mit mir ins Drake fahren.«
Das war eine klare Aufforderung, den Raum zu verlassen. Das Gespräch war beendet. Harvey Krumas, George Dornick und Strangwell blieben zurück, aber Brian brachte uns noch zur Tür.
»Sie sind Petras Cousine, nicht wahr? Haben wir nicht gestern Abend kurz telefoniert? Trifft es zu, dass sie gestern in Ihrem Büro war und seither verschwunden ist?«
»Vic weiß gar nichts über Petra«, knurrte mein Onkel. »Sie glaubt, dass sie in ihrem Büro war, aber beweisen kann sie es nicht.«
»Ich habe Petras Armband vor meiner Hintertür gefunden«, sagte ich.
»Millionen von jungen Leuten haben solche Gummibänder am Arm«, sagte mein Onkel.
»Und Petras Mutter hat sie auf dem Video der Überwachungskamera identifiziert«, sagte ich. »Ich war heute in Petras Wohnung. Da ist jemand durch die Hintertür eingebrochen. Sie hatte etwas, oder sie wusste etwas, deshalb ist sie verschwunden. Seit sie direkt für Strangwell arbeitet, hat sie sich komisch benommen. Wissen Sie, was Petra für ihn gemacht hat, Mr Krumas?«
»Das brauchst du nicht zu wissen«, sagte mein Onkel rasch. »Das hilft uns nicht weiter.«
»Petra ist da in etwas hineingeraten, was sie überfordert hat«, sagte ich. »Entweder hat sie sich auf irgendwelche gefährlichen Leute eingelassen, oder die Arbeit für die Kampagne hat sie in Gefahr gebracht. Ist sie womöglich drogensüchtig, und wir haben es nicht gemerkt?«
»Nein, verdammt! Was fällt dir ein?«
»Glücksspiel?«
»Komm endlich aus der Gosse raus, in der du offenbar lebst. Meine Töchter sind anständig erzogen. Ich dulde solchen Dreck nicht. Wenn Petra entführt worden ist, dann bloß, weil du sie mit den verdammten Anacondas zusammengebracht hast!«
Das Gebrüll meines Onkels führte dazu, dass immer mehr von den jungen Leuten ihre Arbeitsplätze verließen, um zu sehen, was los war. Als sie Brian erkannten, erschraken sie und fingen an, hektisch zu simsen. Schnell hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt, einige klatschten, andere baten den Kandidaten um Autogramme.
»Ich glaube, ich muss ein paar Worte sagen«, murmelte Brian.
Er setzte sein Bobby-Kennedy-Lächeln auf und hielt eine Hand hoch wie ein bescheidener Baseballspieler, der sich für den Beifall nach einem Home-Run bedankt. Er lobte die Gruppe für ihren Einsatz, erwähnte dann Petras Verschwinden und sagte, er wüsste genau, wie besorgt alle wären. Dabei ließ er durchblicken, dass er, Brian Krumas, persönlich jeden Spatz retten würde, der aus dem Nest fiel. »So, das wär’s, Leute. Und jetzt müssen wir sehen, was wir tun können, um Petra zu finden.«
Er schob Onkel Peter und mich in den nächsten Besprechungsraum. »Ich werde mich natürlich noch beim FBI informieren, aber vielleicht können Sie mir jetzt schon sagen, was Sie über den Fall wissen, Vic?«
»Ich glaube, sie ist durch die Hintertür von meinem Büro gerannt. Ich hoffe, sie ist den beiden Männern entkommen, in deren Begleitung sie war. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie jetzt sein könnte. Ich muss mit ihrer Zimmergenossin aus dem College reden –«
»Nein, das musst du nicht«, schrie mein Onkel. »Du sollst dich verdammt noch mal raushalten! Überlass es George! Und damit basta!«
»Peter, wir sind alle ziemlich gestresst, aber –«
»Du bist nicht bloß unfähig«, brüllte mein Onkel, »du bist gefährlich! George kennt sich besser aus als jeder andere Detektiv, von dem ich je gehört habe, einschließlich des FBI . Er wird Petra finden, ohne dass es in einer Katastrophe endet. Wenn du sie findest, lässt du sie womöglich vor deinen Augen verbrennen!«
Mir wurde eiskalt, aber ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Petra hat in den letzten Wochen etwas gesucht. Sie ist mit mir zu der alten Wohnung an den Schlachthöfen und zum Haus an der Houston Street gefahren. Sie war drei Tage nach dem Tod von Schwester Frances am Freedom Center.
Weitere Kostenlose Bücher