Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
tatsächlich den Ball gesucht hatten. Warum hatten sie das Foto des Softball-Teams mitgenommen, wenn sie nur den Ball gewollt hatten?
»Das macht keinen Sinn«, sagte ich mir und war dabei so in Gedanken versunken, dass ich es laut sagte.
»Hab ich doch schon immer gesagt. Es macht keinen Sinn. Diese Raketen, die sie da ständig raufschicken, versauen das Wetter. Und dann benutzen sie die Handys, um dich zu beobachten. Weil sie wissen wollen, ob du schon rausgekriegt hast, was sie alles vorhaben.«
Der Sprecher saß auf der anderen Seite des Sockels. Als er merkte, dass ich ihm tatsächlich zuhörte, bat er um eine kleine Spende, damit er sich was zum Essen kaufen könnte. Ich starrte ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen. Sie benutzen die Handys, um dich zu beobachten.
Sie beobachteten mich. Sie hatten mich heute Morgen beschattet. Wurde auch Petra von ihnen beobachtet? Verdammt, kleine Cousine, für wen arbeitest du? Nicht für Dornick, sonst wüsste er, wo sie war. Aber vielleicht wusste er ja, wo sie war. War das der Grund, weshalb er nicht wollte, dass ich nach ihr suchte? Vielleicht sollte ich ja eine Münze werfen. Kopf , er weiß nicht, wo Petra ist. Zahl , er weiß es.
War es das, worüber sie in Strangwells Büro diskutiert hatten? Was bedeutet es für die Krumas-Kampagne, wenn Petra verschwunden bleibt? Und was bedeutet es, wenn wir sie wieder auftauchen lassen? War das der Grund, warum meine Tante nach Hause nach Overland Park geflogen war? Weil ihr Dornick versichert hatte, er könne Petra jederzeit heil und gesund wieder auftauchen lassen? Aber wozu sollte man Petra versteckt halten? Wem nutzte das? Sie hatte diesen Ganoven geholfen, in mein Büro einzubrechen und wusste wahrscheinlich, wer ihre Komplizen waren. Wollte man sie von der Polizei fernhalten, damit sie keine Aussage machte?
Ich beschloss, Rachel anzurufen. Vielleicht würde ich auf diese Weise etwas erfahren. Aber als ich ihre Handynummer wählte, meldete sich nur die Mailbox. Daraufhin versuchte ich es mit der Nummer in Overland Park. Dort meldete sich ein Mann, der sich weigerte, mir zu sagen, wer er sei und wo sich Petras Mutter befand. Er könne aber etwas ausrichten, wenn ich dies wünschte.
Natürlich konnte ich ihm keine heiklen Fragen stellen. Er war ein Fremder, der überall auf der Welt sitzen konnte und nur die Aufgabe hatte, Rachels und Peters Telefongespräche entgegenzunehmen. Und wer sein Auftraggeber war, wusste ich auch nicht. Er konnte für jeden arbeiten.
Ich nannte ihm meinen Namen und meine Telefonnummer, aber keine weiteren Einzelheiten. Als ich ihn nach seinem Namen fragte, sagte er bloß: »Ich bin der Telefondienst.« Und legte auf.
Ich umfasste meine Knie und wiegte mich hin und her. Nach der Party am Navy Pier hatte Strangwell meine Cousine zu seiner persönlichen Assistentin gemacht. Und bald darauf hatte sie angefangen, sich für die Wohnung hinter den Schlachthöfen und für das Haus in der Houston Street zu interessieren. Und für die Hinterlassenschaft meines Vaters in der Truhe. Dass ich den Baseball hatte, wusste Petra schon lange. Es musste also noch etwas anderes geben, was Strangwell haben wollte. War es ein Foto? Immerhin hatten die Einbrecher das Bild mitgenommen, auf dem mein Vater mit seiner Softball-Mannschaft zu sehen war. Hatte es irgendetwas mit Baseball zu tun? Was hatte ich, das Strangwell und Dornick so interessierte? Nichts. Außer dem Nellie-Fox-Ball natürlich. Was mich wieder zum Anfang zurückbrachte. Ich drehte mich im Kreis wie ein Hund, der seinen Schwanz zu fangen versucht. Oder wie Wasser, das durch den Abfluss hinuntergurgelt.
Als ich heute plötzlich im Wahlkampfbüro aufgetaucht war, hatten Strangwell, Dornick, mein Onkel und Harvey Krumas eine halbe Stunde lang hinter verschlossenen Türen darüber beraten, wie sie mit mir umgehen sollten. Aber was hatten sie mit Petra vor? Was wollten sie mit ihr machen? Und warum war meine Tante nach Hause geflogen?
»War es ein Spiel für dich, kleine Cousine? Oder haben sie diese mystischen Worte geflüstert: ›Nationale Sicherheit‹ – und du hast ihnen geglaubt? Sie haben dir gesagt, du dürftest auf keinen Fall mit mir darüber reden. Galt das auch für deinen Onkel Sal?«
»Nicht Onkel Sal – Uncle Sam beobachtet dich. Er weiß es, wenn du wach bist, / er weiß es, wenn du schläfst, / er sagt, das muss er wissen, / weil’s die nationale Sicherheit beträft. «
Mein Partner auf der anderen Seite des Denkmals kam jetzt
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