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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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richtig in Schwung. Sein Singsang wurde immer lauter. Angesichts der Tatsache, dass ich ebenfalls dauernd laut vor mich hin redete, hatte ich allerdings keinen Grund zu der Annahme, dass ich psychisch viel stabiler war als der Mann auf der anderen Seite des Sockels. Dass er unter Verfolgungswahn litt, hieß ja noch lange nicht, dass sie nicht hinter ihm her waren.
    Und hinter mir waren sie garantiert her. Ich stand auf und zog einen Fünfer aus der Tasche. Einen Vorteil hatten unsere Ausbrüche der letzten halben Stunde gehabt: Alle anderen Besucher des Denkmals hatten das Weite gesucht. Allerdings wusste man heutzutage ja nie: Wo alle Leute ihre Geheimnisse in den realen oder virtuellen Äther hinausposaunten, konnte man echte und virtuelle Freunde nicht mehr recht unterscheiden.
    Ich überquerte den Lake Shore Drive an der Roosevelt Road, wartete vor dem Naturkunde-Museum auf den Bus und grübelte weiter. Petra schrieb SMS wie eine Weltmeisterin. Als wir damals aus South Chicago zurückfuhren, hatte sie auch eine SMS nach der anderen verschickt. Hatte sie Strangwell mitgeteilt, dass wir in das Haus an der Houston Street nicht hineingekommen waren? Hatte er daraufhin ein Team geschickt, das die Bewohner mit einer Rauchbombe vertrieb und dann das Haus durchsuchte? Aber wonach?
    Petra und ihre ständigen SMS . Auch im Freedom Center hatte sie ständig mit ihrem Handy herumgefummelt. Sie lehnte im Türrahmen von Schwester Zabinskas Wohnung und hatte jemandem eine Nachricht geschickt. Ich war halb ohnmächtig gewesen, und sie hatte wahrscheinlich gedacht, dass ich es nicht merke, aber es war gut möglich, dass sie den Mann gerufen hatte, der den Plastikbeutel mit den Scherben der Molotowcocktails aus der verbrannten Wohnung gestohlen hatte.
    Das FBI und Homeland Security hatten das Freedom Center unter Beobachtung, behaupteten aber, keinerlei Aufzeichnungen über den Mann zu haben, der in das Haus eingedrungen war, um mein Beweismaterial zu stehlen. Wahrscheinlich wussten sie, wer es war, und es war ihnen egal. Oder jemand mit sehr viel Einfluss hatte das FBI veranlasst, der Sache nicht nachzugehen. Mich hatten sie fotografiert, als ich ins Haus ging, aber Petra und den Mann, der den Plastikbeutel gestohlen hatte, angeblich nicht. Und gleich am nächsten Tag war die Wohnung ausgeräumt worden von einer Baufirma, die angeblich von einem geheimnisvollen Spender bezahlt wurde, der den Schwestern vom Freedom Center helfen wollte. Sehr schlau.
    Brian Krumas hatte etwas sehr Heikles gesagt, als er mit meinem Onkel sprach, ein Datum oder eine Adresse. Es hatte mich zuerst nur etwas verblüfft, und ich hatte es nicht bewusst registriert. Jetzt überlegte ich, was es gewesen sein könnte, aber es wollte mir nicht mehr einfallen. Es hatte etwas mit seiner Beziehung zu meinem Onkel zu tun, und es stellte auch eine Beziehung zwischen meinem Onkel und Schwester Frances her. Aber je mehr ich danach suchte, desto weiter schien es sich aus meinem Gedächtnis zurückzuziehen.
    Petra nahm keine Drogen, da war ich mir völlig sicher, auch wenn ich ihren Vater danach gefragt hatte. Und verbotene Glücksspiele oder ein anderes Laster passten erst recht nicht zu ihr. Andererseits hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass sie in mein Büro einbricht.
    Ich verhedderte mich wie kalte Spaghetti auf einem Teller. Um nicht völlig durchzudrehen, beschloss ich, Petra als ahnungsloses oder unfreiwilliges Opfer von Strangwell zu sehen. Sie war ein übereifriges junges Ding, aber keine hinterhältige Intrigantin. Strangwell hatte sie manipuliert. Und wenn sie jetzt in der Patsche saß, musste ich ihr wieder heraushelfen. Wenn sie sich in dieser großen, bösen Stadt versteckte oder versuchte, zu ihrer Freundin Kelsey zu flüchten, würden das FBI oder auch Dornicks Mountain Hawk Security sie bald aufspüren. Ich musste sie warnen, wenn sie noch in Freiheit war. Sie wissen, wann du wach bist, sie wissen, wann du schläfst , und wenn du anfängst zu simsen, dann erwischen sie dich so schnell, dass du gar nicht weißt, wie dir geschieht.
    Ich zog mein Handy heraus. Ich hatte zwar nicht so bewegliche Daumen wie die Zwanzigjährigen von heute, aber ich tippte trotzdem eine Botschaft an sie:
    Petra: Wo immer du bist, auf keinen Fall SMS schreiben und telefonieren. Akku aus dem Handy nehmen. Du kannst mit GPS geortet werden. Bleib versteckt, bis ich Entwarnung gebe. Vertrau mir, Vic.
    Bitte, vertrau mir, kleine Cousine. Ich verspreche dir, wenn dich

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