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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Ladenpassage im Untergeschoss zum Nordausgang des Hotels.
    Als ich dem Pagen den Brief übergab, war es genau ein Uhr dreiundzwanzig. Angenommen, mein Onkel war in seinem Zimmer. Angenommen, der Page überbrachte den Brief tatsächlich sofort. Dann würde mein Onkel wahrscheinlich Dornick … oder Alito … oder Les Strangwell anrufen. Es sollte also innerhalb von zwanzig Minuten etwas passieren.
    Nördlich des Hotels befindet sich ein winziger Park, ein kleines, baumbestandenes Dreieck, das von der Michigan Avenue und dem Lake Shore Drive begrenzt wird. Auf der anderen Seite des Lake Shore Drive liegen einige der schönsten Strände Chicagos. Dort wimmelte es jetzt bestimmt von Badegästen, Sonnenanbetern und Volleyballspielern, aber der dreieckige kleine Park war praktisch leer. Auf dem Rasen vor dem kleinen Pavillon lag ein Obdachloser und schlief.
    Ich ging an den Autos entlang, die am Straßenrand auf der Südseite des Parks standen. Nur in einem davon saß jemand. Vor einem der Wohnhäuser stand ein Lieferwagen, in dem ein Überwachungsteam hätte versteckt sein können, aber ich hielt es für unwahrscheinlich, dass Dornick oder Strangwell es für nötig hielten, meinen Onkel so genau zu beobachten.
    Ich ging zur Michigan Avenue, wo die Leute einkauften und zahlreiche Touristen unterwegs waren. Eine schwarze Drei-Mann-Band von jungen Leuten hämmerte an der Ecke auf selbst gemachten Trommeln herum.
    Es gibt eine Unterführung, aber ich ging lieber an der Ampel über die Straße. Ich war in Gesellschaft einer Frau, die ihren Hund an der Leine führte und gleichzeitig mit dem Handy, das an ihrem Ohr zu kleben schien, telefonierte. Vor uns ging ein Kindermädchen, das einen Buggy über die Straße schob und dabei ebenfalls telefonierte. Ich hatte das angenehme Gefühl, nur eine weitere anonyme Passantin mit einer Baseballmütze zu sein, die das Ende des Sommers genoss.
    Ich setzte mich auf die Bank einer Bushaltestelle und beobachtete von dort aus den Park. Ein älterer Mann mit einem Pudel kam aus einem der Häuser. Der Hund schnupperte an den spät blühenden, orangefarbenen Blumen in einem Beet, während der alte Mann mit leerem Blick in die Ferne starrte. Eine muskulöse junge Frau joggte an dem Pavillon vorbei durch die Unterführung zum Strand auf der anderen Seite des Lake Shore Drive. Aus der Gegenrichtung kamen zwei Radfahrer.
    Mein Onkel erschien siebzehn Minuten nachdem ich dem Pagen den Umschlag gegeben hatte. Seine Haare standen ihm wirr um den Kopf, und sein Hemd hing ihm halb aus der Hose. Er kam in diesen Tagen offensichtlich nicht mehr zur Ruhe.
    Während er in den Pavillon schaute, beobachtete ich die andere Straßenseite. Auf dem Bürgersteig lungerte niemand herum. Es standen auch keine Autos mit verdächtigen Insassen auf der Fahrbahn. Ich ging unter der Michigan Avenue hindurch und eilte auf meinen Onkel zu.
    »Peter!«, rief ich mit schriller Stimme. »Hier bin ich!«

42
    »Du weißt überhaupt nichts!«
    »Was zum Teufel hast du vor?«, sagte mein Onkel. Aus der Nähe sah er noch schlimmer aus, als ich gedacht hatte. Seine Augen waren blutunterlaufen, er war unrasiert, und er roch nach Alkohol.
    »Was zum Teufel hast du vor, Peter? Du lässt deine Tochter ins offene Messer rennen, bloß um zu verhindern –«
    »Du blöde Kuh! Du hast doch von nichts eine Ahnung! Ich versuche, meine Tochter zu schützen.« Einen Augenblick dachte ich, er würde gleich auf mich einschlagen.
    Mein Mund verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln. »Indem du sie nach Beweismitteln suchen lässt, die Tony vor vierzig Jahren für dich versteckt hat? Indem du sie an Brandstiftung und Einbrüchen teilnehmen lässt?«
    »Du verstehst überhaupt nichts!« Sein Gebrüll machte die Passanten und Fahrradfahrer in unserer Nähe auf uns aufmerksam. Sie sahen uns neugierig an. Brauchte ich Hilfe?
    Ich winkte den hilfsbereiten Bürgern lächelnd zu, die uns nur allzu gern in Ruhe weiterstreiten ließen. Ich hatte kein Interesse daran, dass sich eine Menschenmenge um uns versammelte.
    »Ich weiß jetzt, dass Steve Sawyer 1967 durch brutale Folterung dazu gebracht wurde, einen Mord zu gestehen, den er nicht begangen hatte. Ich weiß, dass er vierzig Jahre an deiner Stelle im Knast gesessen hat. Und ich weiß, dass er geglaubt hat, es gäbe Fotos, die beweisen, wer Harmony Newsome 1966 wirklich während der Krawalle im Marquette Park getötet hat. Ich weiß, dass Larry Alito damals zu Weihnachten Beweismittel in unser Haus

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