Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
gebracht hat. Und mein Vater hat sie versteckt, damit du nicht ins Gefängnis gesperrt wirst.«
»Ich habe Harmony Newsome nicht getötet«, zischte mein Onkel.
»Wer war es dann?«
Peter sah sich um. Offenbar wollte er nicht, dass uns jemand zuhörte. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
»Großartig«, sagte ich. »Ich war’s nicht. Ich bin nicht dabei gewesen. Ich hab’s nicht getan. Jeder Polizist und jeder Strafverteidiger hört das hundertmal jeden Tag. Du bist nicht im Marquette Park gewesen, Tony hat keine Beweise unterschlagen, Larry Alito –«
»Halt den Mund! Ja, ich war im Marquette Park. Ist das ein Verbrechen? Das war nun mal der Park in unserer Nachbarschaft. All meine Freunde sind da gewesen.«
»Wie? Ihr habt da ein bisschen Baseball gespielt, und plötzlich, im dritten Inning, brach dieser Riesenkrawall aus? Und wie ging es dann weiter? Du hast dich in der Menge verlaufen und hast angefangen, Ziegelsteine, Knüppel und sonst was zu schmeißen, weil du gehofft hast, auf diese Weise wieder nach Hause zu finden?«
»Du bist genauso wie deine verklemmte Mutter, die sich immer aufgeführt hat, als wäre sie die Heilige Jungfrau und alle anderen Heiligen in einer Person –«
»Hör mal zu, du fetter, alter Schläger, du kannst mich nennen, wie du willst. Aber wenn du Gabriella beleidigst, dann knallt’s!« Ich hielt ihm die Faust vor die Nase. Hastig wich er zurück.
Es entstand ein unbehagliches Schweigen. Peter scharrte mit den Füßen auf dem Betonboden. Er fragte sich wahrscheinlich, was ich wusste, was ich sagen und tun würde. Als ich schließlich weitersprach, musste ich alle Kraft zusammennehmen.
»Du warst also 1966 im Marquette Park, aber du hast Harmony Newsome nicht umgebracht. Du weißt auch nicht, wer es war. Aber trotzdem hast du Petra losgeschickt, damit sie nach dem Beweismaterial sucht, weil du Angst hast, dass es dir schadet. Stattdessen hat es Petra geschadet … So, und jetzt sag mir, wie du sie angeblich beschützt.«
Sein Gesicht war aschfahl unter den Bartstoppeln. »Halt mir bloß keine Predigt. Du hast Petra doch zuerst in Schwierigkeiten gebracht, als du sie in diese Slums geführt und mit diesen Gangstern zusammengebracht hast.«
»Oh, nein«, sagte ich. »Fang nicht schon wieder damit an! Sie wollte doch unbedingt überallhin, wo wir mal gewohnt haben. Ich fand es von Anfang an merkwürdig, aber jetzt weiß ich ja, dass sie dieses Foto von Harmonys Mörder gesucht hat. Sie hat gehofft, dass Tony es zufällig dort zurückgelassen haben könnte.«
»Das erfindest du doch bloß, weil du ein schlechtes Gewissen hast«, sagte mein Onkel.
»Hör mal zu, Petra ist identifiziert worden, als sie auf der Houston Avenue stand und zugesehen hat, wie eure Schläger eine Rauchbombe in unser früheres Haus warfen. Warum hast du sie da hingeschickt?«
»Ich hab sie nicht hingeschickt. Augenzeugen irren sich doch so oft. Petra ist da nicht gewesen. Vielleicht hast du ja den Zeugen bestochen …«
»Um meine eigene Cousine in Schwierigkeiten zu bringen? Oder warum?« Ich hätte ihn am liebsten hochgehoben und mit dem Kopf an die Wand des Pavillons geschlagen.
»Verstehst du denn nicht?«, sagte er. »Ich bin völlig verrückt vor Angst. Damit Petra nichts passiert, würde ich alles tun oder sagen. Und wenn ich dich beschuldigen soll, tu ich’s auch. Egal, was es ist.«
»Du musst doch wissen, dass diese Leute Petra niemals ungeschoren davonkommen lassen!«, sagte ich. »Wenn sie das Mädchen finden, wird sie umgebracht. Und die Leiche lassen sie irgendwo liegen, damit man den Leuten von Johnny Merton die Schuld gibt. Am liebsten würden sie es Steve Sawyer in die Schuhe schieben, das hat Dornick doch gestern schon angedeutet in Strangwells Büro. Sawyer ist ja schon einmal für dich in den Knast gegangen.«
»Dornick hat mir damals gesagt, dass Sawyer ein Killer ist, genauso wie Johnny Merton«, sagte mein Onkel. »Sawyer würde bloß für einen anderen Mord ins Gefängnis gehen als für den, den er tatsächlich begangen hatte.«
»Hast du jemals gesehen, wie jemandem Strom durch die Hoden gejagt wird?«, fragte ich. Er zuckte zusammen, und seine Hände glitten unbewusst zu seinem Schritt. »Nach kurzer Zeit wird man alles zugeben, damit es aufhört. Tony hat gesehen, wie Larry Alito und George Dornick das mit Steve Sawyer gemacht haben. Tony hat sie gebeten, damit aufzuhören, aber sie haben ihm gesagt, dass sie es für dich tun.«
»Ich habe das Mädchen nicht
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