Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
erinnern.«
Er lachte, wenn man das rauhe, heisere Geräusch aus seiner Kehle so nennen konnte. »Ich habe schon gehört, dass Sie nach Steve Sawyer suchen. Das ist wirklich verdammt komisch, Detective Warshawski, dass ihr alle nicht wisst, was aus diesem Bruder geworden ist.«
Ich sah ihn so verblüfft an, dass er noch einmal lachte. Dann gab er dem Wächter ein Zeichen. »Das Plauderstündchen ist vorbei, weißes Mädchen. Kommen Sie doch mal wieder. Immer nett, über alte Zeiten zu reden.«
13
Eine wilde Nacht am Pier
Die Polizei hatte den Navy Pier abgesperrt. Als Mr Contreras und ich unsere Einladungen vorzeigten, wurden wir durchgelassen, und ich musste unwillkürlich an meinen Besuch in Stateville denken. Zwar wurden wir von den Polizisten mit dem größten Respekt behandelt, da wir die VIP- Plaketten für Gäste trugen, die mehr als zehntausend Dollar für die Kampagne gespendet hatten, aber die Absperrungen und das Gefühl, von bewaffneten Wächtern umringt zu sein, waren mir unheimlich.
»Alles in Ordnung, Puppe? Wollen Sie mit dem Wägelchen fahren?« Mr Contreras sah mich ängstlich an und zeigte auf die Trolleys, die darauf warteten, die Gäste zur großen Halle am Ende der Mole zu fahren. Jetzt merkte ich, dass ich mitten auf dem Gehweg stehen geblieben war. Ich lächelte, um ihm mit meinen Ängsten nicht den Spaß zu verderben. Der Abend war mild und warm, und der Widerschein des Sonnenuntergangs hinter uns färbte den Himmel im Osten zart rosa und grau. Ich ergriff Mr Contreras am Ellbogen und sagte, der kleine Spaziergang würde mir guttun.
Der Pier ist ein richtiger Rummelplatz mit jeder Menge Andenkenläden mit Souvenirs und Fanartikeln der Chicagoer Baseball- und Eishockeymannschaften, dem Riesenrad, das einen unter ständiger Reklame-Berieselung fünfzig Meter hoch über die Stadt hebt, und den üblichen Imbissbuden mit fett- und zuckerhaltiger Nahrung und das Getöse der Schlagermusik. Alle fünf Meter hängen riesige Lautsprecherboxen von Pfählen herab, um sicherzustellen, dass man dem Lärm nicht entgeht.
Krumas for Illinois hatte den gesamten Pier übernommen. Die kleinen Spender feierten unter dem Riesenrad, die VIP s eine Viertelmeile weiter östlich im Auditorium, einem Kuppelbau mit zwei Türmen. Während wir auf der Grand Avenue ostwärts gingen, sahen wir überall Prominente. Alle erwiesen dem steigenden Stern von Brian Krumas die Ehre: der Sprecher des Abgeordnetenhauses von Illinois, der Generalstaatsanwalt, die Spitzen der Verwaltung, die Vorstandsvorsitzenden großer Firmen, führende Rechtsanwälte und örtliche Medienvertreter.
Wenn man in Chicago mitspielen will, kann man es gar nicht vermeiden, dass man mit einer Menge Leute zu tun hat. Es gefiel Mr Contreras unendlich, dass sich immer wieder Einzelne aus der Menge herauslösten, um mich zu begrüßen. Unter anderem traf ich meinen ehemaligen Verehrer Murray Ryerson vom Herald Star , der eine äußerst sportliche junge Frau bei sich hatte, und Beth Blacksin, die Moderatorin der Global-Entertainment -Abendnachrichten.
»Sehen Sie, Engelchen? Ich hab gesagt, Sie müssen sich ordentlich rausputzen, und ich hatte recht. Jetzt sind Sie die bestaussehende Puppe hier, und alle bewundern Sie.«
Ich trug die Diamantohrringe meiner Mutter und ein knöchellanges rotes Abendkleid, das ich für eine Hochzeit im letzten Sommer gekauft hatte. Ich wollte mich für Mr Contreras schön machen, vor allem aber wollte ich meiner Cousine zeigen, dass man auch in meinem Alter noch sexy aussehen kann. Als ich mir dessen bewusst wurde, schämte ich mich ein bisschen. Es war schon eigenartig für eine Feministin, wenn sie glaubte, dass sie andere mit ihren Kleidern beeindrucken musste. In mancher Hinsicht war mein rotes Kleid auch nichts anderes als Johnny Mertons Schlangentätowierungen.
Trotzdem gefiel es mir, als mein lange vergessener Exehemann, Partner in einer großen Anwaltskanzlei, einen unhörbaren Pfiff ausstieß, als er mich erblickte, und seinen Arm ein bisschen länger als nötig um meine nackten Schultern legte. Als ich ihn und seine jetzige Ehefrau Terry mit Mr Contreras bekannt machte, lachte der Alte zufrieden. Er kannte die Namen.
»Tja, Cookie, der findet auch, dass er Sie nicht hätte gehen lassen dürfen«, flüsterte Mr Contreras sehr hörbar, als wir uns entfernten.
»Glaub ich nicht«, sagte ich lachend. »Wenn ich daran denke, wie ich mit seinen Klienten umgegangen bin.«
Mr Contreras sah sehr schick aus in seinem
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