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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht gekannt, und als Harmony zusammenbrach, war ich so schockiert, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Erst viel später habe ich versucht, mich an die Einzelheiten bei diesem Marsch zu erinnern, und das, woran ich mich erinnere, ist sehr verschwommen. Wenn ich jetzt darüber zu reden versuche, dann würde alles … verdunsten. Lassen Sie uns warten, bis wir von Angesicht zu Angesicht reden können.«
    Das war ziemlich frustrierend, aber ich hätte es mir eigentlich denken können. Wenn Schwester Frances wirklich gesehen hätte, wer Harmony Newsome umgebracht hatte, wäre sie bestimmt damals schon vor Gericht aufgetreten und hätte nicht vierzig Jahre gewartet. Es sah so aus, als wäre meine Suche nach Lamont Gadsden am toten Punkt angekommen. Fürs Erste konnte ich nichts weiter tun.
    Normalerweise dauert alles eine Ewigkeit in Stateville. Briefe an die Gefangenen liegen oft wochenlang in den Postsäcken, bis irgendjemand Zeit hat, sie zu sortieren. Deswegen war ich sehr überrascht, als ich bereits sechs Tage nachdem ich meinen Brief an Johnny Merton geschickt hatte, einen Anruf von seinem Anwalt erhielt. Der alte Bandenchef sei bereit, sich mit mir zu treffen. Wie es schien, hatte The Hammer immer noch eine Menge Einfluss in Stateville.
    Mein Besuch bei Merton sollte einen Tag vor Brian Krumas Spendenparty auf dem Navy Pier stattfinden. Zur Vorbereitung auf das große Ereignis fuhr ich mit Mr Contreras zu einer Bank in seinem früheren Viertel, wo seine Orden in einem Schließfach lagen.
    Er war schrecklich aufgeregt und redete pausenlos über die bevorstehende Party: Was ich seiner Ansicht nach anziehen solle, ob er nicht Max Loewenthal anrufen sollte, um sich einen Smoking zu leihen, und so weiter. Trotzdem fand er noch die Zeit, mich vor dem Besuch in Stateville und vor Johnny Merton zu warnen.
    »Sie haben doch selbst gesagt, dass er einen Rechtsanwalt hat. Lassen Sie den doch die Fragen stellen. Wenn diese schwarzen Freunde von ihm nicht mit Ihnen reden wollen, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass er das auch nicht will. Würden Sie einem schwarzen Detektiv trauen, der Sie nach Ihren Schulfreunden ausfragen will?«
    Es war nicht unsere erste Auseinandersetzung über das Thema. »Ich hoffe, dass ich vernünftig und klug genug wäre, um solche Fragen nach ihrer Intelligenz und Ernsthaftigkeit zu bewerten und nicht nach der Hautfarbe desjenigen, der sie mir stellt.«
    »Ja, ja, wenn Sie nur solche Mahlzeiten essen, die rundum perfekt sind, werden Sie sicher verhungern. Es ist ziemlich schwer für den Rest von uns, perfekt genug für Sie zu sein.«
    Ich war so perfekt, dass ich ihm beinahe gesagt hätte, er könne allein zu der verdammten Party gehen, ließ es dann aber bleiben. Ich wartete in der Schalterhalle der Bank, während er zu seinem Schließfach geführt wurde. Als er zurückkam, strahlte er in berechtigtem Stolz über seine Sammlung: ein Bronze Star, ein Purple Heart, seine Good Conduct Medal mit Sternen und seine ETO -Medaille, ebenfalls mit Sternen. Er war immer noch dabei, seine Schätze mit einem weichen Tuch zu polieren, als ich nach Stateville aufbrach.
    Ich war nicht gerade wild darauf, Johnny Merton im Gefängnis zu besuchen. Schon gar nicht in Stateville. Ich war dort selbst einmal eingesperrt gewesen, und es hatte mich beinahe umgebracht. Die Qual und die Hilflosigkeit dieser zwei Monate suchen mich heute noch in meinen Träumen heim. Ein Gefängnis ist eine ständige Verletzung der Privatsphäre – die Post, die Zeit, die man allein und die man mit anderen verbringt, alles ist fremdbestimmt, alles wird kontrolliert. Bei deinen Telefongesprächen hört jemand zu. Die Toiletten und Duschen stehen offen, und es kann jederzeit jemand hereinkommen. Dein Körper wird überwacht und ist vor intimen Kontrollen nicht sicher. Du kannst dich gegen die ständigen Untersuchungen nicht wehren.
    Als ich von der Interstate auf die Route 53 abbog, befand sich mein Magen in Aufruhr. Ich krümmte mich hinter dem Lenkrad und musste auf dem Seitenstreifen halten. Ich wusste, ich würde mich einer Leibesvisitation unterwerfen müssen, wusste aber nicht, wie ich das aushalten sollte. Ich sagte mir immer wieder, es sei doch eine ganz unpersönliche Sache. Viel zu oft hatten irgendwelche Besucher, Rechtsanwälte, Wärter und anderes Personal Waffen oder Drogen in das Gefängnis geschmuggelt, als dass man irgendjemanden von der Kontrolle hätte ausnehmen können. Dennoch machte mir die Vorstellung, mich

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