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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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auf Spanisch, wer da sei.
    Meine Cousine erläuterte – ebenfalls auf Spanisch – unsere Mission. Unsere Großmutter habe hier gewohnt, ob wir mal reinschauen dürften. Ein misstrauisches Schweigen auf der anderen Seite der Tür. Offenbar wurden wir durch den Spion inspiziert. Dann wurden ein paar Riegel zurückgezogen, und die klapprige Tür wurde zögernd geöffnet.
    Wir standen direkt im Wohnzimmer. Das Baby, das ungefähr zehn Monate alt war, lag auf einem aufgeschlagenen Klappsofa und weinte. Sein etwas älterer Bruder saß vor dem Fernseher. Als er uns sah, schrie er auf und versteckte sich hinter der Großmutter.
    Petra bückte sich und spielte »Guck-Guck« mit ihm, und im nächsten Augenblick fing er laut an zu lachen und streckte die Hände nach ihrem blonden Haar aus. Seine Schwester war so verblüfft, dass sie zu heulen aufhörte. Sie stemmte sich hoch und krabbelte auf uns zu. Ich konnte sie gerade noch auffangen und auf den Boden setzen, bevor sie vom Sofa herunterfiel. Die Großmutter nahm es gelassen. Sie schien nichts dagegen zu haben, dass wir uns umsahen.
    Ich weiß nicht, was Petra zu finden gehofft hatte. Zwischen unseren Großeltern und den heutigen Mietern lagen sechzig Jahre und wer weiß wie viele Familien. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, in alle vier Zimmer zu schauen, die mihilfe von Bettsofas, Stockbetten und einer Luftmatratze unter dem Esstisch zu einer Unterkunft für drei Erwachsene und fünf Kinder gemacht worden waren. Sie betrachtete das herumliegende Spielzeug und die Wäscheleine, auf der Kleider und Windeln hingen, kräuselte verblüfft die Stirn und fragte schließlich die Großmutter, wo denn die übrigen Dinge verstaut seien.
    Bis dahin war die alte Frau ziemlich freundlich gewesen, jetzt zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, und sie feuerte eine Salve spanischer Sätze ab, denen ich nicht folgen konnte. Ich hörte Wörter wie espías , narcóticos und immigracion . Meine Cousine stammelte ein paar Worte, aber eine Sekunde später fanden wir uns vor der Wohnungstür wieder, die hinter uns zugeschlagen wurde.
    »Was war denn jetzt los?«, beschwerte sich Petra. »Ich hab doch nur gefragt, wo sie die anderen Sachen aufbewahren.«
    »Schätzchen, das war alles, was sie haben! Als du nach den ›anderen‹ Sachen gefragt hast, hat sie gedacht, du wärst bei der Einwanderungsbehörde oder der Drogenfahndung.«
    »In dem Haus, wo ich wohne, gibt es Kellerräume, in denen man größere Sachen aufbewahren kann. Das hab ich gemeint.«
    »Warum denn, um Himmels willen? Das geht dich doch wirklich nichts an!« Ich sah sie irritiert an. »Machst du irgendeine obskure Untersuchung über Hispanics für deine Kampagne?«
    Petra wurde tiefrot. »Nein, nein, natürlich nicht!«, stammelte sie. »Ich dachte nur, vielleicht …«
    »Ja, was denn?«
    Sie sah sich im Hausflur zwischen den Skateboards und den Dreirädern um. »Ich dachte nur, wenn die Leute mehr Stauraum hätten, könnten sie vielleicht den Hausflur frei machen«, sagte sie lahm.
    »Ich verstehe«, sagte ich trocken und gab ihr einen Schubs in Richtung der Treppe. »Sehr fürsorglich von dir. Aber diese Häuser haben nun mal keine Keller.«
    »Und wenn ein Tornado kommt?«
    »Zum Glück sind sie in Chicago nicht so häufig wie in Kansas, aber notfalls kann man vielleicht unter das Haus kriechen, wenn es unbedingt sein muss.« Als wir das Haus verlassen hatten, zeigte ich ihr die Lücke unter der Hintertreppe, in die man sich hineinzwängen konnte.
    Als wir wieder im Auto saßen, sagte ich: »Petra, ich weiß nicht genau, was du da eben gewollt hast. Aber bitte versuch so was nicht noch mal. Die South Houston Avenue, in der ich aufgewachsen bin, ist mitten im Bandengebiet. Wenn wir uns da falsch benehmen und jemand denkt, dass wir sie beleidigen wollen, könnten wir glatt erschossen werden. Schon weil wir weiße Anglo-Frauen sind, können wir Ärger bekommen, verstanden?«
    »Ja, natürlich«, murmelte Petra und zupfte an einem losen Fädchen an ihren Jeans.

22
    Eine ungemütliche Straße
    Wir schwiegen, als wir auf dem Ryan nach Süden fuhren. Petra schaute angestrengt aus dem Fenster auf die alten Schlackehaufen und windschiefen Bungalows.
    Dieser Teil der Stadt war schon immer eine raue Gegend gewesen. Aber solange die Hochöfen brannten und die Luft mit ihrem giftigen Staub füllten, hatten die Leute noch gute Jobs. Jetzt sind die Fabriken genauso verschwunden wie das Vieh, das in die Schlachthäuser getrieben

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