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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Vegetarierin machen. Dann würde Daddy sechs Herzanfälle bekommen und mich schnell noch enterben, ehe er endgültig umkippt.« Bei dieser Vorstellung lachte sie laut auf.
    Wir überquerten den Exchange Place, an den Überresten des International Amphitheatre vorbei, und gingen zur Ashland Avenue. Die Beatles waren 1966 im Amphitheatre gewesen, ein paar Tage nach den Krawallen im Marquette Park. Mein Vater hatte zu den Sicherheitskräften gehört, die für einen geordneten Ablauf sorgen sollten. Ich weiß noch, wie meine Mutter und er sich darüber geärgert hatten. Wegen der Krawalle war er eine Woche lang rund um die Uhr im Einsatz gewesen, und jetzt musste er wegen dieser »hysterischen Teenager« schon wieder raus, wie meine Mutter sich bitter beschwerte.
    »Ich habe ihn natürlich angefleht, dass er mich mitnimmt«, sagte ich. »Ich war noch relativ jung, aber dass die Beatles was ganz Besonderes waren, das hatte ich schon mitgekriegt. Außerdem war es eine schöne Abwechslung, dass auf der South Side mal so etwas Tolles stattfand. Und er hat mich auch mitgenommen. Er hat mich und eine Freundin hinten im Streifenwagen sitzen lassen und auf diese Weise haben wir die Fab Four ganz aus der Nähe gesehen, als sie in die Halle gingen.«
    Petra fasste mir mit der Hand an die Stirn. »Ich habe einen Menschen berührt, der Ringo mit eigenen Augen gesehen hat!«
    Lachend und scherzend zogen wir durch das Viertel. Petra, die alle Passanten weit überragte, sah wie eine römische Göttin mit goldenem Helm aus und zog sehr viel Aufmerksamkeit auf sich.
    »An die Zeit, als unsere Großeltern hier gewohnt haben, kann ich mich auch nicht erinnern«, erklärte ich ihr. »Da war ich noch gar nicht geboren. Aber mein Vater ist später mal mit mir hier gewesen, um mir das alles zu zeigen. Ich hoffe nur, ich finde das Haus noch, in dem er aufgewachsen ist.«
    Dieser Teil der Ashland Avenue war noch ziemlich lebendig. Leichtindustrie hat einige der Lücken gefüllt, die nach dem Abzug der Schlachthöfe entstanden waren. Die Häuser waren frisch gestrichen, aber die Wände waren immer noch nicht isoliert. Diese holzverkleideten Reihenhäuser waren über hundert Jahre alt. Sie hatten schon gestanden, als Upton Sinclair den Dschungel schrieb.
    Als mein Vater hier wohnte, gab es weder Zentralheizung noch fließendes Wasser. An kalten Wintertagen musste er morgens mit dem Schürhaken im Ofen herumstochern und Kohlen nachlegen. Das fließende Wasser kam erst in den Fünfzigerjahren. Die Abflussrohre liefen immer noch auf der Rückseite der Häuser an den Mauern herunter, genau wie auf der South Houston Avenue, wo ich meine Kindheit verbracht hatte. Am Anfang bekam man gerade mal genug Wasser, um kochen und spülen zu können. Deshalb wurde neben der Spüle eine Trennwand eingebaut, hinter der man sich mit einer Handbrause abduschen konnte. Ich weiß noch, wie ich mal eine Freundin in Oak Park besuchte und über das luxuriöse Badezimmer und die riesige Wanne gestaunt habe, in der man sich ausstrecken konnte.
    Eine junge Frau mit einem Kleinkind und einem Einkaufswagen kam uns entgegen. Petra sprach sie auf Spanisch an und fragte, ob wir das Haus vielleicht von innen sehen dürften. » Mi abuelita vivía antes en este apartamento «, fügte sie zur Erklärung hinzu. Meine Großmutter hat mal da gewohnt.
    Die Frau sah uns zweifelnd an, zuckte mit der Schulter und signalisierte, wir sollten ihr folgen. Petra und ich halfen ihr, den schweren Einkaufswagen, der mit Milch- und Limonadenflaschen und sauberen, ordentlich zusammengelegten Tüchern beladen war, die steilen Treppenstufen hinaufzuziehen. Im engen Hausflur, der mit Fahrrädern und Kinderwagen voll gestellt war, schien Petras Begeisterung in sich zusammenzusinken.
    »Wo genau hat denn Granny Warshawski gewohnt?«, fragte sie.
    »Im oberen Stock, nach vorne raus«, sagte ich.
    »Da wohnt Frau Velázquez«, sagte unsere Begleiterin jetzt auf Englisch. »Sie ist nicht zu Hause. Aber ihre Schwiegermutter passt auf das Baby auf. Vielleicht erlaubt sie Ihnen ja, reinzuschauen.« Sie rief ihre Tochter, die Petra unverwandt anstarrte. Mutter und Tochter zogen sich in den hinteren Teil des Hauses zurück, wobei das Kind rückwärts ging, weil es den Blick nicht von Petra abwenden konnte. Wir stiegen die Treppe hinauf und klopften an die Tür der Familie Velázquez. Man hörte ein Baby schreien, dazu plärrte ein Fernseher. Nach einer halben Minute klopften wir noch einmal. Eine Stimme fragte

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