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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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klopfen und die vorbeikommenden Frauen anzumachen. Auf dem Gehweg stand ein Ghettoblaster, der laute Rap-Musik in die Straße brüllte. Ich hätte nicht so viel Zeit mit Erinnerungen an meine Kindheit vertrödeln sollen. Jetzt hatten uns die Burschen entdeckt und waren auch schon auf dem Weg zu uns.
    Die Jugendlichen schauten durch die Fenster des Mustangs, und als sie sahen, dass wir zwei Frauen waren, fingen die Burschen an, den Wagen zu schaukeln. »Was guckst du?«, brüllte einer von ihnen und beugte sich zu mir herunter.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf die rechte Seite und stieß dann die Fahrertür so abrupt auf, dass sie gegen sein Kinn knallte. Er wich zurück, und ich stieg sofort aus. Von seinem Kinn tropfte Blut.
    »He, du Schlampe!«, schrie er. »Warum hast du das gemacht?«
    Ich ignorierte ihn und sah seine Freunde an. »Hallo, Jungs. Warum geht ihr nicht zu eurem eigenen Wagen zurück? Ich glaube, die Kinder da machen eure Stereoanlage kaputt.«
    Sie drehen sich um und schauten die Straße hinauf, wo tatsächlich zwei kleine Jungs den Ghettoblaster beäugten. Zwei der jungen Männer machten sich auf den Weg, um die Kids zu vertreiben, aber der, den ich am Mund getroffen hatte und zwei seiner Kumpel blieben bei uns. Petra saß immer noch in meinem Wagen, aber als die Tür nicht länger blockiert war, sprang sie heraus. Alle wandten sich ihr zu und glotzten, auch der mit der blutenden Lippe.
    »Kennt einer von euch Señora Andarra?« Jetzt zahlte es sich aus, dass ich gestern nach den derzeitigen Bewohnern des Hauses geforscht hatte.
    »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte einer mit der Tätowierung der Latin Kings.
    »Ich will mit ihr reden«, sagte ich. »Und ich würde es sehr bedauern, wenn ich ihr sagen müsste, dass sich jemand aus ihrer Familie am helllichten Tag wie ein Rowdy benimmt.«
    Sie warfen sich unsichere Blicke zu, murmelten etwas und wichen schließlich ein bisschen zurück. »Wir passen auf. Wenn ihr sie belästigt, machen wir euch fertig«, sagte der Latin King.
    »Bist du ihr Enkel? Das ist schön«, sagte ich. »Großmütter wie ich sind froh, wenn die jungen Leute sich um sie kümmern.« Ich legte den Arm um Petra und schob sie den kurzen Weg zur Tür des Hauses hinauf.
    Es war eigenartig, an einer Tür zu klingeln, durch die ich sechsundzwanzig Jahre lang ein und aus gegangen war. Wir lauschten dem Widerhall der Glocke im Haus. Der Latin King begann sich wieder zu nähern. Dann endlich öffnete sich die Tür – soweit es die dicke vorgehängte Kette erlaubte –, und eine alte Frau spähte heraus.
    »Jetzt bist du an der Reihe«, sagte ich zu meiner Cousine.
    Petra erklärte auf Spanisch, weshalb wir gekommen waren, aber Señora Andarra blieb hart. Nein, hereinkommen könnten wir nicht. Könnte ja sein, dass wir die besten Absichten hätten, aber woher solle sie das wissen? Und auf dem Gehweg mit Geraldo zu ihrem Schutz? Nein. Wenn ihr Sohn zu Hause wäre, wäre es eine andere Geschichte. Aber es gäbe zu viele Räuber und Trickbetrüger, die einem alles Mögliche erzählten.
    Petra bettelte so gut sie konnte mit ihrem in der Schule gelernten Spanisch, aber die Frau war nicht zu überzeugen.
    Die Tür ging zu. Wir mussten umdrehen.
    »Kopf hoch! Selbstbewusst aussehen! Der Bürgersteig gehört dir!«
    »Und was ist, wenn sie uns angreifen?«, flüsterte Petra.
    »Dann können wir nur beten«, sagte ich und rief laut: »Geraldo! Deine abuelita macht sich Sorgen um dich! Es gefällt ihr nicht, dass du so rumhängst und nichts Vernünftiges mit deiner Zeit anfängst. Sie will, dass du dir Arbeit suchst, damit du nicht im Leichenschauhaus endest wie deine Freunde!«
    Geraldo schaute von uns zum Haus hinauf und wieder zurück, biss sich schließlich auf die Unterlippe und wich zurück. Ohne weitere Attacken von Seiten der Gang gelangten wir zu meinem Mustang und stiegen ein. Sie behielten ihre trotzige Haltung, blieben aber auf Distanz, bis wir um die Ecke bogen.
    »Wow! Ich hatte solche Angst, Vic! Ich dachte schon, ich mach mir in die Hosen. Als du dem Typen eine blutige Lippe geschlagen hast, dachte ich: Jetzt fallen sie über uns her.«
    »Ja, damit hab ich auch gerechnet. Aber im hellen Tageslicht … Und das Komische ist: Wenn so ein Schläger was abgekriegt hat, wird er zunächst einmal vorsichtiger. Aber nachts, auf einer dunklen Straße, wäre ich jetzt ein Festschmaus für die Ratten.«
    »Hättest du sie verprügeln können, wenn sie uns attackiert

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