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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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als das, was ich schon wusste: Harmonys Vater war Rechtsanwalt gewesen und hatte genug Geld gehabt, um seine Tochter ins College zu schicken.
    »Glauben Sie, dass Lamont der Polizei gesagt haben könnte, Steve Sawyer habe Harmony umgebracht?«, fragte ich schließlich.
    »Lamont nich’. ’teve guter Freund. Lamont guter Junge.« Aufgeregte Tränen strömten aus ihrem linken Auge.
    »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?«, sagte Miss Ella grimmig. »Meine Schwester kann Ihnen nicht helfen. Sie sollten jetzt lieber gehen, Miss Detective, und uns in Ruhe lassen.«
    Noch ehe ich meinem Ärger Luft machen konnte – schließlich hatte sie mich ja angeheuert, und es war nicht mein Wunsch gewesen, nach Stateville zu fahren oder von Curtis Rivers beleidigt zu werden –, sagte Miss Claudia plötzlich: »Nein, Ella. Lamont finden, du.« Sie tippte mir auf die Hand. »Lamont war kein ’conda. Johnny Freund, aber kein ’conda. Geht, gibt mir –« Sie kam nicht weiter und tippte stattdessen auf ihre Bibel. Wieder fielen die Lesezeichen heraus.
    »Ella Lamont ’schenkt. Geht, will Johnny ’effen. Sagt: Heb auf, heb auf!« Sie schloss die Augen und kämpfte mit dem, was sie sagen wollte. »Ich hebe auf. Wenn Lamont komm’, ich gebe.«
    »An dem Abend, als er verschwunden ist, hat er gesagt, er wolle sich mit Johnny Merton treffen?«
    »Ja.« Miss Claudia nickte.
    »Dann hat er Ihnen die Bibel gegeben, die er von seiner Mutter hatte, und hat Sie gebeten, sie aufzubewahren, bis er zurückkommt?«, fragte ich.
    Sie lächelte, erleichtert darüber, dass ich verstanden hatte, versuchte aber nicht, noch etwas zu sagen. Ich hob die Lesezeichen wieder auf und steckte sie zurück in die Bibel. Ehe ich sie zurückgab, blätterte ich in dem Buch, um zu sehen, ob Lamont vielleicht eine Botschaft hinterlassen hatte, fand aber nichts.
    »Ich tue mein Bestes für Sie, Miss Claudia«, versprach ich. Sie drückte schwach meine Hand. Als sie lächelte, sah ich, was für eine schöne Frau sie einmal gewesen sein musste.
    Als ich Lionsgate Manor verließ, ging es mir wesentlich besser. Nicht, weil ich der Lösung des Falls sehr viel näher gekommen war, sondern weil ich jetzt wusste, wie wichtig es für Miss Claudia war, dass ich Lamont fand.
    Meine gute Laune verflog allerdings, als ich am Abend Rose Hebert anrief. Sie schien überhaupt nicht zu wissen, was Miss Claudia gemeint haben könnte, als sie davon sprach, dass Steve Sawyer gar nicht der Name von Lamonts Schulfreund gewesen sei. »Natürlich hieß er Steve«, sagte sie abweisend.

24
    Feuer
    Am Montagabend klingelte ich pünktlich um sechs an der Haustür von Schwester Frances Kerrigan in Uptown. Sie wohnte in einem jener charakterlosen Wohnblocks aus den Sechzigerjahren. Die eisernen Rahmen der Fenster waren direkt auf die schmutzigen gelben Ziegelmauern gesetzt, sodass nicht die kleinste Vertiefung blieb. Die Mauern erhoben sich direkt auf dem Bürgersteig, und es gab nicht mal die Andeutung eines Vorgartens. Wenn man die Risse in den Mauern sah und die offenen Fenster, hinter denen träge Ventilatoren vergeblich eine Abendbrise zu simulieren versuchten, wusste man, dass die Nonnen in diesem Haus das Armutsgelübde sehr ernst nahmen.
    Das Mighty Waters Freedom Center hatte im Erdgeschoss ein Büro. Der Rest des Hauses bestand aus Wohnungen, und wenn ich die Namen an den Klingelknöpfen richtig interpretierte, wohnten mindestens ein Dutzend Nonnen hier. Aber offenbar gab es auch Familien mit Kindern, denn am Hauseingang und auf dem Pflaster prangten etliche Kritzeleien.
    Nach einer Minute klingelte ich noch einmal. Die Eingangstür hätte man mühelos mit einer Kreditkarte aufsperren können, aber ich lehnte mich an die Hauswand und beobachtete, was auf der Straße vorging. Es war immer noch schrecklich heiß. Jemand hatte an der gegenüberliegenden Straßenecke einen Hydranten geöffnet, und ein paar Kinder, vor allem Jungen, rannten immer wieder jubelnd durch den Wasserstrahl. An einer Bushaltestelle stand ein Pärchen und knutschte. Auf der Bank daneben saß eine alte Frau mit spindeldürren Beinen, schlug sich auf die Schenkel und murmelte: »Das kannst du mir nicht sagen! Das kannst du mir nicht sagen!« Aus einer Seitenstraße hörte ich Feuerwerkskörper; der 4. Juli, der Unabhängigkeitstag, stand bevor.
    Der Tag war anstrengend gewesen, und wenn ich nicht so dringend hätte wissen wollen, was mir Schwester Frances über den Tod von Harmony Newsome sagen konnte, wäre ich

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