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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einem Holzzaun. Die Verwaltung hatte getan, was sie konnte – im Rahmen ihres schmalen Budgets. Kleine Beete mit Blumen, Gemüse und Kräutern standen am Zaun, große bunte Sonnenschirme verbreiteten eine fröhliche Atmosphäre, so als würden gleich Drinks serviert, und in einer Ecke stand ein Fernseher, in dem gerade ein Spiel der White Sox lief.
    Einige Frauen kümmerten sich um die Paprika- und Tomatenpflanzen in einem der Beete, eine andere Gruppe stand um ein Kätzchen herum, wobei jede der Patientinnen sich bemühte, das Tier zu sich zu locken.
    Miss Claudia saß in ihrem Rollstuhl in einer schattigen Ecke und döste. Miss Ella saß daneben und strickte. Selbst wenn man in Betracht zog, dass Miss Claudia krank war, musste man sagen, dass die beiden Schwestern sich überhaupt nicht ähnelten. Miss Ella war groß und hager, gestärkt und gebügelt, ihre jüngere Schwester viel runder und weicher. Miss Claudias Gesicht war immer noch hübsch unter der grauen Afro-Frisur, und an ihrem gesunden Auge, dem linken, hatte sie Lachfältchen.
    Als meine Begleiterin sich zu Miss Claudia herabbeugte, um sie zu wecken, warf mir Miss Ella einen Blick voller majestätischer Missbilligung zu. »Meiner Schwester geht es heute sehr schlecht. Sie hätten anrufen sollen, statt einfach so herzukommen.«
    »Ich weiß, dass es ihr nicht besonders gut geht«, sagte ich und versuchte daran zu denken, dass ich meinem Jähzorn nicht nachgeben durfte. »Aber ich wollte vermeiden, dass ich womöglich gar nicht mehr mit ihr reden kann.«
    Die Pflegehelferin redete so munter auf Miss Claudia ein, als ob sie ein Baby wäre. »So, jetzt wollen wir mal aufwachen, Sie haben Besuch …« Eine große, in rotes Leder gebundene Familienbibel fiel aus Miss Claudias Schoß auf den Boden. Kleine Lesezeichen flatterten durch die Luft und verteilten sich rund um den Rollstuhl.
    »’ibel«, rief Miss Claudia. »Nich’ fall’n.”
    Ich ging in die Knie, um die Bibel aufzuheben. Die Lesezeichen steckte ich vorn zwischen die Seiten. Der Einband war an den Rändern abgeschabt und eigenartig verquollen, als wäre er nass geworden. Sie musste diese Bibel jahrelang in den Händen gehalten haben.
    »Immer lässt du das schwere Ding fallen«, knurrte Miss Ella. »Warum lässt du sie nicht in der Wohnung und nimmst eine kleinere, die du festhalten kannst.«
    »Nein.« Tränen flossen aus Miss Claudias linkem Auge. »Immer bei mir behalten.«
    Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich an ihre linke Seite. Die Bibel legte ich zurück in ihren Schoß, damit sie die Hand darauflegen konnte. »Guten Morgen, Miss Claudia. Ich bin V. I. Warshawski … Vic. Ich bin die Detektivin, die nach Lamont sucht.«
    »’tivin?« Sie drehte den Kopf zu mir um.
    »Ja, das ist die Detektivin«, sagte Miss Ella laut. »Das ist die Frau, die unser Geld nimmt, aber nichts findet. Vielleicht erzählt sie dir mal, warum sie Lamont nicht finden kann. Dann siehst du selbst, dass es keinen Sinn hat, und wir können das alles vergessen.«
    Ich nahm Miss Claudias linke Hand in meine und streichelte sie. So langsam und deutlich wie möglich erklärte ich, mit wem ich bisher gesprochen und was ich über ihren Neffen erfahren hatte. Sie schien mir gut folgen zu können und wiederholte manchmal einen der Namen, die ich erwähnte.
    »Ich suche besonders nach diesem Steve Sawyer«, sagte ich. »Er war ein Freund von Lamont und weiß vielleicht etwas.«
    Miss Claudia verzog das Gesicht. »Nich’ ’teve.«
    »Sie wollen keinen Detektiv mehr? Möchten Sie, dass ich aufhöre?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein! Sie finden Lamont. Rede schlech’. ’teve … S-s-t-eve … nich’ der Name.«
    Miss Ella lächelte befriedigt über meine Verwirrung. »Sie denkt, der Name wäre nicht Steve. Aber so hieß er nun mal.«
    »Wie ist denn der Name?«, fragte ich Miss Claudia.
    »Weiß nich’. Nich’ ’teve.«
    Die junge Pflegehelferin brachte ein Glas Saft und hielt es Miss Claudia zum Trinken hin. »Kennt vielleicht Rose Hebert den Namen?«, fragte ich.
    Miss Claudia lächelte dankbar mit der linken Gesichtshälfte. »’ose liebt Lamont.«
    Ja, Rose Hebert hatte Lamont geliebt. »Kennen Sie noch mehr von Lamonts Freunden?«
    Miss Claudia schüttelte langsam den Kopf.
    Ich ließ ihr ein, zwei Minuten lang Zeit, dann fragte ich, ob sie Harmony Newsome gekannt habe. Claudias Gesicht hellte sich auf, und sie kämpfte heftig, um mir etwas über Harmony Newsome zu sagen. Ich verstand aber kaum mehr

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