Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
E-Mail-Verkehr. Amerika wird vom internationalen Terror bedroht, und ihr jagt ein paar Nonnen!«
»Wir sind nicht befugt, über unsere Maßnahmen zu diskutieren, und das haben wir auch nicht nötig«, fauchte die Frau vom OEM .
Ich ignorierte das. »Sie haben die Schwestern überwacht, aber Sie waren nicht in der Lage, diesen Brandanschlag zu vereiteln?«
»Wir haben so schnell reagiert, wie wir konnten«, protestierte Torgeson. »Wir waren ja undercover. Es sah zuerst gar nicht aus wie ein ernsthafter Angriff. Erst als wir das Feuer im Fenster gesehen haben, haben wir …«
»Ja, was haben Sie denn gedacht, was es war?«, rief ich heiser.
Es wurde totenstill im Raum. Von draußen hörte man die Krankenhausgeräusche: das Piepsen von Apparaten, das Quietschen von Gummisohlen auf dem Linoleum.
Schließlich räusperte sich einer der Männer vom Branddezernat. »Sagen Sie uns, was im Inneren des Apartments passiert ist.«
Ich schüttelte erschöpft den Kopf. »Wir hörten das Fenster splittern. In der ersten Sekunde dachten wir, dass der Krach von der Straße kam. Den ganzen Nachmittag hatten die Kinder ja Feuerwerkskörper gezündet.«
Hinter meinen Bandagen schloss ich die Augen und versuchte, mich an die wenigen Minuten zu erinnern, die ich mit Schwester Frances verbracht hatte. »Dann sah ich die Flasche durchs Fenster fliegen. Ich habe die Lunte gesehen und wusste, dass es ein Molotowcocktail war. Ich habe geschrien, sie solle in Deckung gehen, aber sie hat sich gebückt, um die Flasche aufzuheben. Und dann kam die zweite Flasche durchs Fenster und … und …«
Sie brannte. Vor meinen geschlossenen Augen sah ich, wie die Flammen ihr weißes Haar erfassten und ihre blasse Haut vom Feuer verbrannt wurde. Ich zitterte und keuchte, und dann sagte Lotty: »Bitte gehen Sie jetzt.«
»Wir müssen wissen, was Schwester Frances Warshawski über Steve Sawyer gesagt hat.«
»Sie sind nur mit meiner Erlaubnis in meinem Krankenhaus«, sagte Lotty mit kalter Stimme. »Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie jetzt gehen müssen, und das bedeutet, dass Sie jetzt gehen.«
»Ich weiß, Sie meinen es gut«, sagte die Frau vom OEM kalt. »Aber wir sind vom Department of Homeland Security hierher geschickt worden. Das heißt, wir können Warshawski befragen, solange wir das für richtig halten.«
Ich konnte Lottys Wut förmlich riechen. Ich spürte, wie sich der Plastikschlauch bewegte, der zu meiner Armvene führte, und Sekunden später glitt ich aus dem Raum, die Wasserrutsche am Wolf Lake hinunter, während Boom-Boom hinter mir herschrie. Er versuchte, mich im See unter Wasser zu drücken, aber Gabriella zog ihn von mir weg, und ich bemühte mich, wieder zu Atem zu kommen.
26
Und dann auch noch Murray
Dank des Mittels, das mir Lotty verabreicht hatte, schlief ich einen ganzen Tag lang. Als ich erwachte, hatte sich der Schmerz in meinen Armen und Augen auf ein Pochen reduziert. Als eine Helferin kam, die mir eine Art flüssigen Klebstoff verabreichte, fragte ich sie nach dem Telefon.
Als Erstes rief ich Mr Contreras an. Er hatte von den Ereignissen durch die Nachrichten erfahren, aber das Krankenhaus ließ nach wie vor keine Anrufe durch. Er hatte Lotty angerufen, die ihn einigermaßen beruhigen konnte, aber er war trotzdem froh, mit mir selbst zu sprechen.
»Wegen der Hunde brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Puppe. Ich hab wieder diesen Hunde-Service bestellt. Und Peewee« – das war sein Spitzname für meine Cousine – »war auch schon mal da. Sie hat die Laken bei Ihnen gewechselt und sogar Joghurt für Sie gekauft, damit es Ihnen an nichts fehlt, wenn Sie zurückkommen.«
Das war beruhigend – bis zu einem gewissen Punkt. Seit der Geschichte mit der Truhe war die Vorstellung, dass meine Cousine unbeaufsichtigt in meiner Wohnung herumlief, nicht besonders beruhigend. Womöglich hatte sie sich den Nellie-Fox-Ball geschnappt und hoffte in ihrem üblichen Optimismus, dass ich es nicht merken würde.
»Ihr neuer Nachbar, der nette Musiker, hat auch mit den Hunden geholfen«, fügte Mr Contreras hinzu. »Und dieser Murray Ryerson war da und noch ein paar andere Reporter. Ich hab ihm gesagt, er sei eine Hyäne!« Mr Contreras hat bisher keinen der Männer in meinem Leben besonders gemocht, aber Murray hasst er besonders. Sein Versuch, mich über den Tod von Schwester Frances hinwegzutrösten, war ungelenk. Nonnen, sagte er, die für Terroristen arbeiteten, müssten ja wissen, wie gefährlich das sei. Es sei
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