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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht meine Schuld, dass man ihr einen Molotowcocktail ins Fenster geworfen habe.
    Nachdem er fertig war, rief ich noch im Büro an. Marylin, meine Aushilfe von der Zeitarbeitsagentur, war total überfordert. Das Telefon stünde gar nicht mehr still, sagte sie. Es war mir bisher noch gar nicht bewusst gewesen, aber natürlich war ich jetzt eine Person öffentlichen Interesses.
    »Mit Blut schreibt man Schlagzeilen«, lautet eine alte Journalistenweisheit, und wenn eine Nonne blutet, dann reicht das für mehrere Tage. Bekannte Bürgerrechtler hatten angerufen. Vor dem Freedom Center stand eine Mahnwache, und zwei Todeskandidaten, die Schwester Frances vor der Hinrichtung bewahrt hatte, hatten einen Hungerstreik begonnen, den sie so lange fortsetzen wollten, bis die Mörder gefunden waren.
    Als einzige Zeugin rissen sich die Medien um mich. »Die Fernsehleute sind ganz wild auf Sie. Ein paar Kamerateams sind sogar unangemeldet hier ins Büro gekommen, weil sie dachten, Sie verstecken sich hier. Was soll ich den Leuten sagen?«
    »Dass es noch mindestens eine Woche dauert, bis ich mit irgendwem reden kann. Die sollen ihr Blut woanders suchen.«
    Am Nachmittag wurde ich in die ophthalmologische Abteilung gebracht, und die Verbände an meinen Augen wurden entfernt. Obwohl der Arzt die Jalousien heruntergelassen und die Deckenlampen ausgeschaltet hatte, ließ mich das verbleibende Halbdunkel immer noch zusammenzucken. Zuerst konnte ich gar nichts sehen außer Blitze speienden Feuerkreisen. Nach ein paar Minuten allerdings nahm ich Gestalten und Formen wahr.
    Der Arzt untersuchte mich sorgfältig. »Sie haben eine Menge Glück gehabt, Ms Warshawski. Die Verbrennungen auf den Lidern sind nicht sehr schwer und heilen schon wieder. In den nächsten Wochen müssen Sie aber eine dunkle Brille mit photochromatischen Linsen tragen, ob die Sonne scheint oder nicht. Auch in hell beleuchteten Räumen und bei der Bildschirmarbeit brauchen Sie eine dunkle Brille. In den nächsten zwei Tagen sollten Sie sich ohnehin von jedem Computer und Fernseher fernhalten. Das meine ich ernst.«
    Er verschrieb mir eine antibiotische Heilsalbe, die ich auf und unter den Lidern anwenden sollte, und teilte mir zu meiner Erleichterung mit, dass ich mir getrost die Haare waschen dürfte. Er gab mir eine riesige schwarze Plastikbrille, wie sie Patienten nach einer Augenoperation tragen, dann wurde ich in mein Zimmer zurückgerollt, und ein junger Arzt untersuchte den Rest meines Körpers.
    Meine Arme waren rot und schmerzten. Ich hatte eine Leinenjacke getragen, und der Stoff hatte meine Haut vor der Hitze geschützt. Meine Hände hatten am meisten gelitten. Wenn nächste Woche die Verbände abgenommen wurden, würde ich ständig weiße Baumwollhandschuhe tragen müssen, wenn ich aus dem Haus ging.
    Schließlich traute ich mich ins Bad vor den Spiegel. Ich sah aus wie nach einem schweren Sonnenbrand, aber nur am Haaransatz hatte ich ein paar Blasen. Offenbar hatte ich mein Gesicht in die Tagesdecke gepresst, während ich mit Schwester Frances aus dem Zimmer gerollt war, und das hatte mich vor schlimmeren Verbrennungen geschützt. Was mich etwas grotesk aussehen ließ, waren nicht die Rötungen im Gesicht, sondern die kahlen Stellen an meinem Kopf, dort, wo das Feuer die Haare weggesengt hatte. Ich sah aus wie ein räudiger Pudel.
    Trotzdem hatte ich erstaunliches Glück gehabt, dass ich der Wucht des Feuers entkommen war. Wenn ich nur Schwester Frances gleich an mich gerissen hätte, statt nur zu rufen! Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich das schreckliche Bild, wie sie die zweite Flasche am Kopf traf.
    Der Arzt sagte, wenn keine Komplikationen aufträten, könnte ich morgen entlassen werden. Einstweilen würden sie mir schon mal den Schlauch aus der Vene nehmen, und ich könnte mich auf normale Weise ernähren.
    »Wissen Sie, dass Sie hier einen riesigen Medienzirkus im Krankenhaus ausgelöst haben?« Der Arzt war noch recht jung, und das Medieninteresse empfand er offenbar als eine willkommene Abwechslung.«Heute Morgen, als Sie geschlafen haben, hat die Security einen Reporter direkt vor Ihrem Zimmer geschnappt. Und einen anderen haben sie dabei erwischt, wie er im Schwesternzimmer nach Ihrer Krankenakte gesucht hat.«
    Als dem jungen Mann schließlich einfiel, dass er noch ein paar andere Patienten besuchen musste, zog ich mir ein Paar dicke Plastikfäustlinge an, um meine Hände zu schützen und stellte mich in meinem kleinen Badezimmer unter

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