Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
sich in das Gerät verirrt hatte. In der Folge wird Brundle immer fliegenähnlicher, sowohl körperlich als auch geistig. Als er sich damit abfindet und sogar beginnt, sich darüber zu freuen, fängt er an, sich selbst als „Brundlefly“ zu bezeichnen. Er versteht, dass die beiden – Fliege und Brundle – tatsächlich eins sind, doch Sprache kann mit diesem Konzept nicht umgehen. Hier ist es genau das Gleiche. Es sind nicht „Du“ und „das Universum“. Es ist „Duniversum“.
Diese Sache mit der Materie und ihrer Beziehung zum Geist ist einer der interessantesten Aspekte des Buddhismus. Buddhistische Ideen stehen einerseits im krassen Widerspruch zum größten Teil der westlichen Philosophie, ebenso wie zur Sichtweise des „gesunden Menschenverstands“, und ähneln doch andererseits in vielerlei Hinsicht den Vorstellungen, die zurzeit von führenden Physikern und Neuro-Wissenschaftlern geäußert werden.
Neulich las ich einen Artikel in der
Chicago Tribune
mit dem Titel „Alles in Deinem Kopf“ 10 vom Wissenschaftsjournalisten Ronald Kotulak. Darin sagt er: „Der Ausgangspunkt für das Bewusstsein könnte das Universum sein, von dem viele Physiker glauben, dass es aus Informationen besteht. Die Dinge, die wir als Materie und Energie ansehen, sind tatsächlich Informationen, die von einem Zustand in einen anderen überführt werden.“ Das menschliche Gehirn kann nicht mit der gesamten zur Verfügung stehenden Information umgehen, fährt der Artikel fort, daher wandelt es Sinnesreize in etwas um, das Wissenschaftler neurale Entsprechungen von Bewusstsein nennen (
neural correlates of consciousness
, oder im Fachjargon NCCs), also in symbolische Formen, mit denen es besser arbeiten kann.
Danach zitiert er Piero Scaruffi, einen Dozenten vom Caltech 11 , der behauptet: „Bewusstsein ist kein bisschen magischer als Elektrizität. Wir können Bewusstsein untersuchen, wenn wir die Partikel, aus denen es sich zusammensetzt, untersuchen können.“ Im Endeffekt sagt Scaruffi nichts anderes als „Leerheit ist Form“. Doch das Verständnis, dass Form auch Leerheit ist, scheint ihm zu entgehen – so wie den meisten Wissenschaftlern.
Im selben Artikel erwähnt Kotulak, dass Wissenschaftler, um Bewusstsein erforschen zu können, „sich zunächst ihren Weg durch das Dickicht des Unbewussten bahnen müssen. Es sieht Dinge, bevor wir uns ihrer bewusst sind. Wir weichen einem überraschenden Schlag aus, springen einem heranbrausenden Wagen aus dem Weg…. Einige Experten schätzen, dass etwa 90 Prozent aller Hirnaktivität auf der unbewussten Ebene abläuft.“ In der Tat, wie auch die Neuro-Wissenschaft nun festzustellen beginnt, können wir niemals wirklich das Bewusste vom Unbewussten trennen.
Die Wissenschaft steht zwar kurz davor, das Problem zu verstehen, doch im Großen und Ganzen sind die Wissenschaftler nicht in der Lage, den intuitiven Sprung zu machen, den Gautama Buddha vor Jahrtausenden machte, um zu sehen, wie man den Widerspruch lösen kann. Als Kultur beginnen wir einzusehen, dass wir das Universum nicht allein durch die Symbole des bewussten Verstandes begreifen können.
Dennoch ist die Idee, dass das Üben von Zazen es unmittelbar ermöglichen kann, ein echtes Verständnis des Universums aufkommen zu lassen, für die westliche Wissenschaft und Philosophie irgendwie zu fremdartig, um damit zurande zu kommen. Es klingt zu mystisch, zu abgedreht. Und doch stehen die Einsichten, die man durch die lange, öde Praxis von Zazen gewinnen kann, einfach jedem zur Verfügung, der sich auf sie einlässt – einschließlich dir. Diese Einsichten sind durch den Vorgang der Dharma-Übertragung zwischen Schüler und Lehrer seit tausenden von Jahren empirisch bestätigt worden.
„Dharma-Übertragung“ klingt wie fanatisch religiöses Bekehren, oder? Vielleicht sogar wie Gehirnwäsche: Dein Lehrer glaubt’s, du hörst ihm lange genug zu und fängst an, es auch zu glauben. Doch beim Betrachten der Wirklichkeit geht es nicht darum, eine Reihe von Glaubensvorstellungen anzunehmen, die an dich weitergereicht wurden.
Hier ist ein entsprechendes Beispiel (es ist ein wenig weit hergeholt, doch es erhellt die Sache, also hab Nachsicht mit mir): Stell dir eine Person vor, die seit ihrer Geburt blind ist und plötzlich die Fähigkeit erlangt zu sehen. Nun können sich die ehemals blinde Person und jede weitere Person mit Sehvermögen unmittelbar und direkt darauf einigen, dass zum Beispiel Eichenblätter im Sommer
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