Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
folgt bald) – daher gibt es eine Menge Sutras, in denen er von Buddha angesprochen wird oder seine Fragen beantwortet. Viele der frühesten Sutras aus dem alten Pali-Kanon, der nach Gautamas Tod zusammengestellt wurde, sind beinahe mit Sicherheit Mitschriften tatsächlicher Gespräche zwischen den beiden, doch in den Mahayana-Sutras sind sowohl Gautama als auch Shariputra im Prinzip legendäre Gestalten, Figuren, die dazu dienen, einen Dialog zu entfalten.
Die Fünf Skandhas
Buddhisten akzeptieren nicht die Existenz einer Seele, eines unveränderlichen Dings, das irgendwie „die Essenz“ einer Person darstellt. Stattdessen sehen sie menschliche Wesen als aus fünf
skandhas
zusammengesetzte Gebilde an. Das Wort
skandha
bedeutet wörtlich übersetzt „Haufen“. Stell dir ’nen Haufen Müll vor: Nimmst du all die einzelnen Stückchen Müll, die diesen Haufen bilden, weg, ist der Haufen verschwunden. Es gibt da keine „Haufen-Essenz“ oder „Haufen-Seele“ jenseits der Müllteile auf dem Haufen. Im Buddhismus sind die fünf „Haufen“, die eine Person bilden, die folgenden: Form, Gefühle, Wahrnehmungen, Handlungsanstöße (plus die Handlungen selbst) und Bewusstsein.
Das Bestreiten der Idee einer Seele ist ganz wesentlich für das buddhistische Verständnis. Gautama Buddha antwortete damit auf die indische Idee des
atman
. Diese Idee besagt, dass ein kleines Stück von Gott,
atman
genannt, in jedem von uns existiert, und dass dieser Atman auf ewig vom Körper getrennt bleibt. Die judochristliche Idee einer Seele ist ziemlich ähnlich, außer dass Juden und Christen die Seele nicht nur als auf ewig vom physischen Körper, sondern auch als von Gott getrennt ansehen. Sie kann zwar mit Gott abhängen, aber sich niemals mit Gott vereinigen, so wie es der Atman in der hinduistischen Sicht kann.
Gautama Buddha schaute umfassend und sorgfältig und konnte keinen Grund sehen, die permanente Existenz von irgendetwas anzunehmen, das Selbst, Seele oder
atman
genannt werden könnte. Dies ist die Basis der Lehre von
anatman
, „NichtSelbst“ – die von Generation zu Generation von Buddhisten in den letzten 2.500 Jahren bestätigt wurde.
Nichts im Universum ist unvergänglich – und das, was wir „Selbst“ nennen, ist da keine Ausnahme.
Form ist Leerheit
Leerheit
ist das am gründlichsten missverstandene Wort im gesamten Buddhismus. Das ursprüngliche Sanskrit-Wort hierfür ist
shunyata
und deutet letztlich auf die So-wie-sie-sind-heit der Dinge 8 , ihren Zustand, so wie sie sind, ohne von unseren Ansichten und Ideen eingefärbt zu sein. Doch tatsächlich wird dieses Wort, ganz egal, wie man es definiert, immer noch benutzt, um etwas auszudrücken, für das es einfach keine passenden Worte, Definitionen oder Konzepte gab und gibt. Die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, um über den Buddhismus zu schreiben, werden den Anforderungen einfach nicht gerecht. Und das wurden sie auch vor 2.500 Jahren nicht.
Leerheit ist kein nihilistisches Konzept von Nichtigkeit. Leerheit ist nicht Bedeutungslosigkeit. Leerheit ist jener Zustand, der frei von unseren Ideen und Wahrnehmungen ist. Die Welt, wie sie ist, bevor wir vorbeikommen und damit beginnen, uns über den Kram zu beschweren, der uns nicht passt.
Nishijima übersetzt den berühmten Satz „Form ist Leerheit, Leerheit ist Form“ als „Materie ist das Immaterielle, das Immaterielle ist Materie“. John Lennon brachte dieselbe Idee im Song
Everybody’s Got Something to Hide Except for Me and My Monkey
zum Ausdruck: „Your Inside is out and your outside is in.“ 9 Die Welt, die wir wahrnehmen, und das Ding, das die Welt wahrnimmt, sind ein und dasselbe. Ein anderer moderner indischer Lehrer, ein Typ namens Krishnamurti, sagte gern: „Der Beobachter ist das Beobachtete“. Das alles klingt für die meisten Leute, die beginnen, sich mit dem Buddhismus zu beschäftigen, ziemlich abgedreht; es klingt so bizarr, dass es bedeutungslos scheint. Doch tatsächlich ist das eine sehr konkrete Aussage. Es könnte in der Tat die konkreteste, klarste Aussage sein, die man überhaupt machen kann.
Dieses Buch bist du, du bist dieses Buch. Die Wirklichkeit bist du, du bist die Wirklichkeit.
Es ist wie in einer Szene von David Cronenbergs Film
Die Fliege
. Nachdem er sich selbst einem wissenschaftlichen Experiment unterzogen hat, in dem es um Teleportation geht, verschmilzt die Molekularstruktur von Professor Brundle (gespielt von Jeff Goldblum) mit der einer Fliege, die
Weitere Kostenlose Bücher