Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
unerklärliche Furcht davor, wir würden zu existieren aufhören, wenn wir damit anfingen, alles am Leben zu genießen, ohne wählerisch zu sein und nur die Rosinen herauszupicken.
DIE LEUGNUNG DER WIEDERGEBURT mag vielleicht wie eine furchtbare Sache klingen, ein Versprechen, dass am Ende deines Lebens nichts als trostlose schwarze Leere auf Dich wartet. Tatsächlich weiß ich nicht, was uns am Ende unseres Lebens erwartet. Das weiß niemand. Doch es ist nicht die Zukunft, die zählt. Was zählt, ist gerade jetzt. Wenn du an Wiedergeburt glauben willst, dann musst du glauben, dass
dieses Leben
, das, was du gerade jetzt durchlebst, das Leben nach dem Tod ist. Du verpasst das Leben nach dem Tod, auf das du dich in Deinem letzten Dasein gefreut hast, dadurch, dass du dir Sorgen über dein nächstes Leben machst.
Das
ist es, was passiert, nachdem du stirbst. Schau’s dir an.
Du kannst von den Ideen vom Leben nach dem Tod genauso abhängig werden wie von einer Droge. Der Grund, Ideen über das Leben nach dem Tod zu vermeiden, ist nicht der, dass sie auf keinen Fall wahr sein könnten. Vielleicht könnten sie das. Woher sollte ich das wissen? Sie sollten deshalb vermieden werden, weil solche Ideen eine Art verträumten Fantasiezustand fördern, der uns davon ablenkt zu sehen, was unser Leben gerade jetzt ist.
„Die Frage ist dem Fall nicht angemessen.“
Schau dir dein Leben an, wie’s grade jetzt ist, und lebe es, genau jetzt.
22 If there’s one thing I wouldn’t want to be twice, zombies is both of them!
23 Zitiert aus: Shobogenzo Band 1, Kap. 1. Bendowa, S.36-37, Kristkeitz Verlag 2001.
24 Englischer Titel: The Zen of Living And Dying
25 „The bible said it, I believe it, and that settles it“
* Oder „verlieren wird“, ich will hier ja nichts unterstellen.
FÜR DICH IMMER
NOCH ZEN-MEISTER
NEUNMALKLUG, FREUNDCHE
Ich bin ein Cop. Respektier’ meine Autorität. 26
Eric Cartman aus „South Park“
DHARMA-ÜBERTRAGUNG ist in Zen-Kreisen ein äußerst umstrittenes Thema. Damals, als Gautama Buddha noch lebte, gab es einen Anlass, bei dem er vortrat, um eine Rede zu halten. Wie damals in Indien üblich, waren zu seinen Füßen Blumen ausgestreut worden, bevor er zu lehren begann. Anstatt zu sprechen, hob Gautama einfach eine jener Blumen auf und hielt sie schweigend hoch – und ein Typ namens Mahakashyapa, einer seiner langjährigen Schüler, lächelte. Der Buddha blinzelte ihm zu, schloss damit die Belehrungen für den Tag, und ging von dannen.
Dieser kleine Vorgang wird von den Zen-Buddhisten als der Moment angesehen, in dem der Buddha erkannte, dass einer seiner Schüler die gleiche Ebene des Verstehens erreicht hatte wie er selbst. Das stille Blinzeln des Buddhas wurde als der Beginn der formalen Bestätigung gewertet, die heute als DharmaÜbertragung bekannt ist.
Doch seitdem sind 2.500 Jahre vergangen und eine Menge hat sich verändert. In Japan ist es nicht besonders schwierig, den Abt irgendeines Tempels, einen Typen, der „die Übertragung hat“, zu finden, der sie dir geben wird, wenn du ihm ’nen guten Grund dafür nennen kannst, sie zu bekommen – und bedauerlicherweise zählt es auch als guter Grund, gerade den Familientempel von Papa geerbt zu haben. Ach ja, und du musst genug Asche haben, um gewisse damit verbundene „Gebühren“ an den Haupt-Tempel zu zahlen. Viele japanische Priester geben heutzutage die Übertragung aus einer Menge von Gründen, die nichts mit wahrem Verständnis buddhistischer Wahrheiten zu tun haben; viel davon ist schlichtweg Politik, Geschäft oder Kungelei.
Für mich allerdings, so wie für ’ne Menge amerikanischer Zen-Schüler, war die Dharma-Übertragung immer ein Riesending. Als Nishijima mir eines Tages sehr beiläufig erklärte, dass er mir die Übertragung geben wolle, war ich echt überrascht. Ich sperrte mich gegen die Idee. Sie machte mir Angst. Wer zur Hölle war ich denn? Wie könnte ich das überhaupt „verdienen“? Doch Nishijima stellte klar, dass ich zwar die eigentliche Zeremonie aufschieben könnte, doch soweit es ihn anging, hatte ich die Übertragung bereits „erhalten“. Dennoch schob ich sie auf.
ICH BRAUCHTE FAST EIN JAHR, um mich dafür zu entscheiden, die Dharma-Übertragung anzunehmen. So was anzunehmen bedeutet, eine Autoritätsperson zu werden, und mit Autorität hatte ich schon immer Probleme. Ich konnte Autoritätspersonen noch nie leiden, wollte nie ’ne Autoritätsperson werden und konnte mit den Leuten, die das
Weitere Kostenlose Bücher