Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
bezeichnet, nicht dem Zorn zu verfallen.
10. Selbst-Natur ist geheimnisvoll tief. In dem einen Dharma wird den Gedanken an die Unterscheidung zwischen fühlenden Wesen und Buddhas nicht aufkommen zu lassen, als das Gebot bezeichnet, nicht falsch über die drei Schätze zu sprechen.
Interessant, hm?
WAS ALSO SAGT DAS über buddhistische Moral aus? Da draußen gibt’s Schwachköpfe, die einem erzählen wollen, dass Buddhismus, besonders Zen-Buddhismus, nichts mit Moral zu tun habe, dass es einzig die Erleuchtung sei, die wirklich zähle. Da irren sie sich. Erleuchtung ist was für Weicheier. Ethisch und moralisch leben ist, was wirklich zählt.
Einige meiner besten Freunde sind Leute, die es sich zu ihrer Aufgabe gemacht haben zu versuchen, alle Übel der Welt zu lösen – und dafür liebe sie Gott. Die meisten Leute denken, solch eine Art von Verhalten sei das Allermoralischste, mit dem man sich überhaupt befassen könnte. Auf jeden Fall glauben das meine Freunde.
Über Jahre quälte ich mich mit dem Eindruck, dass solche Leute wirklich „was tun“, während ich einfach nur rumsaß und Wände anstarrte oder mir Gedanken über meine Bauchnabelflusen machte (die kommen immer wieder – was soll das bloß?). Doch ist das, was sie tun, wirklich das, was moralisch zu sein tatsächlich bedeutet? Wenn du beschließt, dass es irgendwie würdiger sei, dabei zu helfen, obdachlose Cracksüchtige mit Geschlechtsumwandlungen an Babywale zu verfüttern – oder was immer sonst –, als deiner Mutter dabei zu helfen, das tote Eichhörnchen aus der Dachrinne zu fischen, ist das der Moment, indem du in Schwierigkeiten gerätst. Es ist nicht so, als ob die „würdigen“ Angelegenheiten es nicht wert seien, sich mit ihnen zu befassen – das sind sie selbstverständlich. Es ist nur so, dass unser Bild von „würdigen“ Angelegenheiten nur allzu oft den Kram, der uns direkt vor der Nase liegt, komplett verdeckt – und
das
ist der Kram, der unsere Aufmerksamkeit erfordert, genau hier und genau jetzt.
Gehe der Sache mal auf den Grund, und du wirst anfangen zu sehen, dass es ’ne Menge Leute gibt, die herumlaufen und der Welt erzählen, dass sie „engagiert“ sind, für was auch immer es nun auch sei, dass sie verbessern wollen, die aber absolut kein Engagement da reinstecken, ihr Leben im gegenwärtigen Moment in den Griff zu kriegen oder gar die Leute, die sie täglich treffen, anständig zu behandeln. Damals, als meine Punk-Freunde und ich anschrien gegen Amerikas sich ständig ausweitende hochgradig illegale Übergriffe auf El Salvador, Ronald Reagans am Rande des Grabs tanzende Atomwaffenpolitik und den Krieg der moralischen Mehrheit gegen die Redefreiheit – wie sah unser Leben da wirklich aus? Wir kriegten es nicht mal auf die Reihe, die Klos in Schuss zu halten. Ich mag mich vielleicht für den Kampf El Salvadors engagiert haben, aber wo war mein Engagement für meine Toilette? Wo war mein Engagement dafür, meinen Körper mit vernünftigem Essen zu füttern, so dass mein Hirn klar genug denken konnte, um irgendwas Intelligentes zu den Themen zu sagen, die mich so wütend machten? Wo war mein Engagement dafür, meine Black Flag-Platten zurück aufs Regal zu stellen und die Kippen der ganzen Leute vom Teppich zu saugen? Wo war mein Engagement dafür, nicht schlichtweg ein Arschloch zu sein?
Wenn du dich wie besessen für die Zukunft engagierst, kann’s dir ziemlich leicht passieren, dass dein gegenwärtiges Leben den Bach runtergeht.
WIR ZIEHEN STÄNDIG IMAGINÄRE TRENNSTRICHE zwischen „großen“ und „kleinen“ Angelegenheiten und denken, dass nur die „großen“ Angelegenheiten zählten. Tatsächlich macht jedoch das kleinste bisschen Gute, das du tust, die Welt zu einem besseren Ort für alle. Jene merkwürdigen orangen Verfärbungen unbekannten Ursprungs von der Toilette zu entfernen, schafft zwar von sich aus keinen dauerhaften Frieden im Mittleren Osten, doch es hilft. Das tut es wirklich. Es ist Teil einer Kette von Ursa-che und Wirkung, die sich auf dich und auf das gesamte Universum auswirkt. Und für alle wird das Leben ein bisschen besser. Ein wenig davon kann ’ne Menge bringen. Und es ist echt unmöglich, genau zu wissen, wie oder wie viel.
Die Chaos-Theorie besagt, dass ein Schmetterling, der im Central Park mit den Flügeln schlägt, in Südamerika einen Orkan auslösen kann. Unterschätz’ also nicht den Effekt davon, jemandem, den du nicht allzu sehr magst, aufrichtig
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