Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
zuzulächeln.
Wahre Moral besteht nicht bloß im Unterlassen von Taten, die ungeheuer schlimm sind. Wahre Moral umfasst alles, was du tust, in jeder Minute an jedem Tag. Das schließt ein, wie du auf der Arbeit „Guten Morgen“ sagst, wie du deine Nebenkostenabrechnung zahlst und wie du mit dem Fahrer umgehst, der dich auf der Autobahn schneidet. Das schließt die Art, wie du isst, schläfst, atmest und schreist mit ein. Es schließt mit ein, wie du dich kleidest und dein Haar zurechtmachst – nicht, dass es „moralische Dress-Codes“ oder „moralische Frisuren“ gäbe, doch es zählt, wie du an die Sache herangehst. Im Film
Stardust Memories
trifft Woody Allen ein paar Außerirdische und fängt an, ihnen all die großen Fragen übers Leben zu stellen. Sie sagen ihm: „Du stellst die falschen Fragen. Wenn du die Welt zu ’nem besseren Ort machen willst, erzähl lustigere Witze!“
Tu das, was du tust, so gut, wie du eben kannst. Das ist buddhistische Moral.
Wahre Moral kommt von jedem Individuum, von jedem von uns. Dennoch ist es keine „Ich mach’ meine eigenen Regeln, Mann!“-Moral. Moral hat absolut nichts mit Regeln zu tun – nicht mit meinen Regeln, deinen Regeln, Buddhas Regeln. Wahre Moral macht sich ausschließlich an einem einzigen Kriterium fest: Richtiges Handeln,
angemessenes
Handeln, im gegenwärtigen Moment und der gegenwärtigen Situation. Das zu tun, was gerade jetzt richtig ist, ist das einzig Gute, und das zu tun, was gerade jetzt nicht richtig ist, das einzig Böse. Ein Krieg endet, wenn Leute damit aufhören, aufeinander zu schießen. Verträge und Zeremonien sind bloß Deko. Weltfrieden tritt dann ein, wenn niemand mehr auf irgendjemanden schießt.
Du führst den Weltfrieden herbei, wenn du in deinem eigenen Körper und Geist Frieden herbeiführst.
Mann, klingt das lahm! Über so was pflegte ich laut und dreckig zu lachen, und es sieht für mich immer noch aus wie ein Haufen Hippiekacke, wenn ich’s geschrieben sehe. Und dennoch stellt sich heraus, dass es auch wahr ist. Es ist das, was ich gesehen habe, es basiert auf meiner eigenen Erfahrung in meinem eigenen Leben. Und es ist das, was auch du sehen wirst, wenn du dir wirklich die Zeit dazu nimmst hinzuschauen. Wahre Moral basiert darauf zu sehen, wie das Universum tatsächlich funktioniert und die Dinge, die uns selbst und andere unglücklich machen, zu vermeiden. Es ist nicht so, dass wir nach dem Tod zur Hölle fahren, wenn wir während unseres Lebens „böse“ waren. Es ist nicht so, dass in irgendeiner kosmischen Personalakte „schlechtes Karma“ verbucht wird, wenn wir jetzt falsch handeln, und wir dann unser nächstes Dasein als Mistkäfer fristen müssen. Gott ist deine Quelle und du bist die Quelle Gottes. Wenn du das natürliche Gesetz von Ursache und Wirkung bis ins Mark verstehst, lässt du ganz natürlich davon ab, dumme Dinge zu tun – weil all das dir passiert. Du schaffst die Ursache und du erfährst die Wirkung.
Es gibt Leute, die denken, sie könnten Falsches tun und damit davonkommen, sogar davon profitieren. So läuft’s nicht. Das ist immer und unausweichlich der Fall. Niemand kommt mit Mord davon. Niemand kommt mit nichts davon. Du kannst den Auswirkungen deiner unmoralischen Handlungen kein Stück mehr entgehen als jemand, der sich ’ne riesige Box direkt auf den Fuß fallen lässt, gebrochenen Zehen entgehen kann. Dein Leben und das Leben von jedermann und –frau sonst im Universum sind ein nahtloses Ganzes. Einem anderen lebenden Wesen Schmerz zuzufügen, ist nicht böse – es ist einfach nur dämlich. Denn dieses Wesen bist du.
DAS INTERESSANTE IST , dass das Gesetz von Ursache und Wirkung umso schneller zu arbeiten scheint, je klarer du es verstehst – denn faktisch arbeiten Ursache und Wirkung gleichzeitig. Die Ursache
ist
die Wirkung. Den tief in der Selbsttäuschung Steckenden mag es scheinen, dass die Dinge eine sehr lange Zeit brauchen, um Wirkungen zu erzielen. Gerade darum denkt ein erfolgreicher Dieb ja, er sei mit etwas davongekommen. Ist er aber nicht, er hat nur ein zu dickes Brett vorm Kopf, um zu sehen, was gerade jetzt geschieht. Der Grad deiner Selbsttäuschung bestimmt, wie lang du dafür brauchst, die von dir geschaffenen Auswirkungen zu bemerken.
Vielleicht glaubst du, du hättest das geschnallt – hast du übrigens nicht, da es ein sich ständig veränderndes Phänomen ist, das einfach nicht festzunageln ist – doch vielleicht glaubst du’s ja. Doch was ist mit den
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